Keine Medaille für Österreich
Abfahrt. Die ÖSV-Damen gingen auch in der aussichtsreichsten Disziplin leer aus, Stephanie Venier schrammte um vier Hundertstel am Podest vorbei. Ilka Stuhecˇ verteidigte den Titel – und Lindsey Vonn trat mit Bronze und Showeinlage ab.
Stephanie Venier schrammt in der Abfahrt als Vierte knapp am Podest vorbei.
Ausgerechnet in der wichtigsten Abfahrt der Saison ist die Erfolgsserie der ÖSVDamen gerissen. In allen sechs Weltcuprennen waren Österreicherinnen auf dem Podest gestanden, fünfmal davon ganz oben. Doch bei der WM in A˚re gingen sie leer aus – und das denkbar knapp. Bis zur letzten Zwischenzeit war Stephanie Venier auf Bronzekurs, am Ende fehlten vier Hundertstel. Deutlicher fiel es für Ramona Sie- benhofer (7.), Nicole Schmidhofer und Tamara Tippler (ex aequo 9.) auf der wegen Nebel und Wind verkürzten Abfahrt aus. Gold sicherte sich die Slowenin Ilka Stu-ˇ hec und verteidigte damit erstmals seit 30 Jahren den WM-Titel in der Königsdisziplin.
„Lieber werde ich Achte oder Neunte, so ist es extrem bitter“, sagte Venier, die 2017 Silber gewonnen hat, mit Tränen in den Augen. „Jetzt ist das Gegenteil eingetreten von vor zwei Jahren, als wir überraschend viel gemacht haben“, meinte die entthronte Super-G-Weltmeisterin Schmidhofer.
Nun braucht es einen Coup
Fortuna ist den Österreicherinnen bei diesen Titelkämpfen noch nicht gewogen, schon in der Kombination hatten gerade einmal vier Hundertstel über Blech für Siebenhofer entschieden. Droht den ÖSVDamen damit gar eine WM ohne Einzelmedaille? Denn im Gegensatz zu den Speedrennen, für die sie aufgrund der starken Saisonleistungen als Medaillenanwärte- rinnen gehandelt worden sind, ist in den technischen Disziplinen der Abstand zur Spitze um Ausnahmekönnerin Mikaela Shiffrin groß – auch ob vieler Ausfälle.
Mit Anna Veith und Stephanie Brunner fehlen die besten RTLFahrerinnen wegen Kreuzbandrissen, Veith hält mit Bronze (2013) und Gold (2015) – damals noch als Anna Fenninger – die einzigen WM-Medaillen in dieser Disziplin der letzten zehn Jahre. Eva-Maria Brem, die im März 2016 für den letzten RTL-Weltcupsieg sorgte, hatte nach dem Beinbruch noch nicht zu alter Form gefunden und die WM-Qualifikation verpasst.
Noch trister liest sich die rotweiß-rote Bilanz im Slalom: Letzte WM-Medaille 2013 durch Michaela Kirchgasser (Silber), letzter Weltcupsieg 2014 durch Nicole Hosp. Beide sind nicht mehr aktiv. Katharina Gallhuber gab mit Olympiabronze in Pyeongchang ein Versprechen für die Zukunft ab, fehlt in A˚re jedoch ebenfalls verletzt. Jede Medaille käme eigentlich einer Sensation gleich.
Vonn fühlt sich wieder jung
Lindsey Vonn setzte ihrer Karriere einen bronzenen Schlusspunkt. Ein Jahr nachdem sie in A˚re beim Weltcupfinale ihren 82. und letzten Sieg gefeiert hatte, kehrte der US-Star im letzten Rennen der Karriere noch einmal auf das Podest zurück. Das Publikum bedachte die 34-Jährige mit Applaus, Ingemar Stenmark überreichte einen Blumenstrauß. Schwedens Skilegende war auf ihren Wunsch einen Tag früher als geplant angereist. „Das bedeutet mir so viel, er ist eine Ikone. Das war das perfekte Ende“, sagte Vonn und erzählte, dass Stenmark ihr beim letzten Treffen gesagt habe, dass sie seinen Rekord von 86 Weltcupsiegen übertreffen werde. „Da ist er also falsch gelegen“, scherzte der USStar auf der finalen Pressekonfe- renz. Zu dieser war sie mit allen bisherigen elf Olympia- und WMMedaillen angerückt. „Die wiegen mehr als mein Hund Lucy.“
Diesmal sparte Vonn mit Tränen („Ich möchte weinen, aber da sind keine mehr übrig.“) und Drama, gab sich stattdessen erleichtert und dankbar. „Es war das BestCase-Szenario“, betonte sie, dass sie nicht mit Gold spekuliert hatte. „Es ist hart, das zu sagen, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, gewinnen zu können. Deshalb trete ich auch zurück.“Seit ihrer Ankündigung habe sie viel Wertschätzung und Zuspruch erfahren, „das zählt mehr als jeder Weltcupsieg“. Der großen Abschiedsfeier am Abend fieberte sie entgegen. „Ich werde mir viele Drinks genehmigen.“
Auch wenn Vonn in naher Zukunft keine Skirennen sehen will, wird Sport weiterhin eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. „Ich hatte lange Zeit Angst vor dem Leben ohne Skifahren, aber jetzt freue ich mich darauf“, sagte sie. „Und in der Welt da draußen, bin ich ja noch richtig jung.“