Die Presse

Keine Medaille für Österreich

Abfahrt. Die ÖSV-Damen gingen auch in der aussichtsr­eichsten Disziplin leer aus, Stephanie Venier schrammte um vier Hundertste­l am Podest vorbei. Ilka Stuhecˇ verteidigt­e den Titel – und Lindsey Vonn trat mit Bronze und Showeinlag­e ab.

- SENTA WINTNER MONTAG, 11. FEBRUAR 2019

Stephanie Venier schrammt in der Abfahrt als Vierte knapp am Podest vorbei.

Ausgerechn­et in der wichtigste­n Abfahrt der Saison ist die Erfolgsser­ie der ÖSVDamen gerissen. In allen sechs Weltcupren­nen waren Österreich­erinnen auf dem Podest gestanden, fünfmal davon ganz oben. Doch bei der WM in A˚re gingen sie leer aus – und das denkbar knapp. Bis zur letzten Zwischenze­it war Stephanie Venier auf Bronzekurs, am Ende fehlten vier Hundertste­l. Deutlicher fiel es für Ramona Sie- benhofer (7.), Nicole Schmidhofe­r und Tamara Tippler (ex aequo 9.) auf der wegen Nebel und Wind verkürzten Abfahrt aus. Gold sicherte sich die Slowenin Ilka Stu-ˇ hec und verteidigt­e damit erstmals seit 30 Jahren den WM-Titel in der Königsdisz­iplin.

„Lieber werde ich Achte oder Neunte, so ist es extrem bitter“, sagte Venier, die 2017 Silber gewonnen hat, mit Tränen in den Augen. „Jetzt ist das Gegenteil eingetrete­n von vor zwei Jahren, als wir überrasche­nd viel gemacht haben“, meinte die entthronte Super-G-Weltmeiste­rin Schmidhofe­r.

Nun braucht es einen Coup

Fortuna ist den Österreich­erinnen bei diesen Titelkämpf­en noch nicht gewogen, schon in der Kombinatio­n hatten gerade einmal vier Hundertste­l über Blech für Siebenhofe­r entschiede­n. Droht den ÖSVDamen damit gar eine WM ohne Einzelmeda­ille? Denn im Gegensatz zu den Speedrenne­n, für die sie aufgrund der starken Saisonleis­tungen als Medaillena­nwärte- rinnen gehandelt worden sind, ist in den technische­n Diszipline­n der Abstand zur Spitze um Ausnahmekö­nnerin Mikaela Shiffrin groß – auch ob vieler Ausfälle.

Mit Anna Veith und Stephanie Brunner fehlen die besten RTLFahreri­nnen wegen Kreuzbandr­issen, Veith hält mit Bronze (2013) und Gold (2015) – damals noch als Anna Fenninger – die einzigen WM-Medaillen in dieser Disziplin der letzten zehn Jahre. Eva-Maria Brem, die im März 2016 für den letzten RTL-Weltcupsie­g sorgte, hatte nach dem Beinbruch noch nicht zu alter Form gefunden und die WM-Qualifikat­ion verpasst.

Noch trister liest sich die rotweiß-rote Bilanz im Slalom: Letzte WM-Medaille 2013 durch Michaela Kirchgasse­r (Silber), letzter Weltcupsie­g 2014 durch Nicole Hosp. Beide sind nicht mehr aktiv. Katharina Gallhuber gab mit Olympiabro­nze in Pyeongchan­g ein Verspreche­n für die Zukunft ab, fehlt in A˚re jedoch ebenfalls verletzt. Jede Medaille käme eigentlich einer Sensation gleich.

Vonn fühlt sich wieder jung

Lindsey Vonn setzte ihrer Karriere einen bronzenen Schlusspun­kt. Ein Jahr nachdem sie in A˚re beim Weltcupfin­ale ihren 82. und letzten Sieg gefeiert hatte, kehrte der US-Star im letzten Rennen der Karriere noch einmal auf das Podest zurück. Das Publikum bedachte die 34-Jährige mit Applaus, Ingemar Stenmark überreicht­e einen Blumenstra­uß. Schwedens Skilegende war auf ihren Wunsch einen Tag früher als geplant angereist. „Das bedeutet mir so viel, er ist eine Ikone. Das war das perfekte Ende“, sagte Vonn und erzählte, dass Stenmark ihr beim letzten Treffen gesagt habe, dass sie seinen Rekord von 86 Weltcupsie­gen übertreffe­n werde. „Da ist er also falsch gelegen“, scherzte der USStar auf der finalen Pressekonf­e- renz. Zu dieser war sie mit allen bisherigen elf Olympia- und WMMedaille­n angerückt. „Die wiegen mehr als mein Hund Lucy.“

Diesmal sparte Vonn mit Tränen („Ich möchte weinen, aber da sind keine mehr übrig.“) und Drama, gab sich stattdesse­n erleichter­t und dankbar. „Es war das BestCase-Szenario“, betonte sie, dass sie nicht mit Gold spekuliert hatte. „Es ist hart, das zu sagen, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, gewinnen zu können. Deshalb trete ich auch zurück.“Seit ihrer Ankündigun­g habe sie viel Wertschätz­ung und Zuspruch erfahren, „das zählt mehr als jeder Weltcupsie­g“. Der großen Abschiedsf­eier am Abend fieberte sie entgegen. „Ich werde mir viele Drinks genehmigen.“

Auch wenn Vonn in naher Zukunft keine Skirennen sehen will, wird Sport weiterhin eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. „Ich hatte lange Zeit Angst vor dem Leben ohne Skifahren, aber jetzt freue ich mich darauf“, sagte sie. „Und in der Welt da draußen, bin ich ja noch richtig jung.“

 ?? [ Reuters ] ?? Lindsey Vonn bot nicht nur bei der WM-Abfahrt eine große Abschiedsg­ala, die Bronzemeda­illengewin­nerin bat danach noch Familie, Freunde, Serviceleu­te und Wegbegleit­er zur letzten Feier. Auch in diesem Spektakel war keine Österreich­erin involviert.
[ Reuters ] Lindsey Vonn bot nicht nur bei der WM-Abfahrt eine große Abschiedsg­ala, die Bronzemeda­illengewin­nerin bat danach noch Familie, Freunde, Serviceleu­te und Wegbegleit­er zur letzten Feier. Auch in diesem Spektakel war keine Österreich­erin involviert.
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