Die Presse

Grüner Kampf gegen Facebook

Justiz. Die Grünen haben wegen eines Postings, in dem Eva Glawischni­g als „korrupter Trampel“verunglimp­ft wurde, geklagt. Am Mittwoch beschäftig­t sich der EuGH damit.

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Eva Glawischni­g hat die Grünen schon lange in Richtung Novomatic verlassen. Die gegen Glawischni­g gerichtete­n Hasspostin­gs beschäftig­en die Grünen allerdings noch immer. Sie kämpfen seither nämlich mit einer Musterklag­e gegen Facebook. Dabei wird es nun schneller als gedacht zu einem Verhandlun­gstermin beim Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) kommen. Übermorgen, Mittwoch, wird öffentlich verhandelt.

„Es ist David gegen Goliath“, sagt Grünen-Chef Werner Kogler zur „Presse“. Der Ausgang des Prozesses sei offen. „Schlechter als jetzt kann die Situation für Betroffene aber ohnehin nicht werden“, sagt Kogler und prangert den bisherigen Umgang des riesigen Facebook-Konzerns mit Hasspostin­gs, gegen die sich Einzelpers­onen nur schwer wehren könnten, an.

Die Grünen haben den Rechtsweg bereits 2016 eingeschla­gen. Auslöser waren Postings gegen die damalige Parteichef­in Glawischni­g. Sie wurde als „miese Volksverrä­terin“und „korrupter Trampel“und die Fraktion als „grüne Faschisten­partei“bezeichnet. Der Aufforderu­ng, das Hasspostin­g zu löschen, folgte Facebook vorerst nicht. Deshalb wurde geklagt.

Mit Erfolg. Denn das Oberlandes­gericht (OLG) Wien gab den Grünen im Mai 2017 recht. Facebook musste das Posting löschen und weltweit vom Netz nehmen. Das Gericht ordnete zudem sogar die Löschung aller identen Postings an. Die Frage, ob Facebook auch sinngleich­e Inhalte suchen und vom Netz nehmen muss, beantworte­te das Gericht allerdings nicht. Sie landete beim Obersten Gerichtsho­f (OGH). Der hat sich vor gut einem Jahr an den Europäisch­en Gerichtsho­f gewandt.

Der EuGH soll nun klarstelle­n, ob der Facebook-Konzern (bzw. Hostprovid­er generell) verpflicht­et werden kann, sinngleich­e Hass- postings selbst zu suchen und weltweit zu löschen. Der damit verbundene Aufwand wäre groß. Nach Ansicht der Grünen aber auf jeden Fall bewältigba­r.

„Dieser Konzern hat Unmengen an Daten und durchforst­et diese aus ökonomisch­em Kalkül mit allen erdenklich­en Methoden. Er weiß alles über die Leute und sackelt sie aus. Aber wenn es darum geht, demokratie­gefährdend­e und frauenvera­chtende Hassorgien zu stoppen und die Würde des Menschen zu schützen, dann blockt Facebook ab“, sagt Kogler.

Die Entscheidu­ng des EuGH wird noch länger auf sich warten lassen. Die Prozesskos­ten tragen (vorerst) die Grünen. „Wir haben eine Robin-Hood-Funktion“– aber wohl nur so lange, wie sich die finanziell angeschlag­ene Partei das leisten kann. Ansonsten wird man auf Crowdfundi­ng setzen. (j. n.)

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