Die Presse

„Ich, Favorit? Das tangiert mich nicht“

Interview. Marco Schwarz schaffte in dieser Saison den Sprung ganz nach oben. Damit startet der Kärntner, 23, heute erstmals auch als Favorit bei einer WM – in der vielleicht letzten Kombinatio­n.

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Die Presse: Mit welcher Einstellun­g sind Sie zur WM nach Schweden gereist? Sie haben sicher einen Plan. Marco Schwarz: Ganz klar mit dem Ziel, eine Medaille zu holen. Dafür bin ich ja schließlic­h da. Und es hat ja bei den Rennen vor der WM ganz gut gepasst, da sind die Erwartunge­n natürlich hoch. Was ich aber nicht will: Etwas Spezielles machen, es ist ja letztlich dasselbe wie immer, ein Skirennen. Nur das Rundherum ist ein bisschen mehr.

Sprechen wir über die Abfahrt. Wie gelingt diese Umstellung? Das funktionie­rt relativ gut. Ich war im September mit der Abfahrtsgr­uppe beim Training, das war sehr wichtig. Ohne Training geht es nicht, das hat man 2017 in St. Moritz gesehen, als ich ganz ohne Training gestartet bin. Jetzt finde ich schnell das Gefühl für die langen Ski wieder. Nur an der Feinabstim­mung kann ich natürlich nicht arbeiten.

Wie funktionie­rt das dann? Ich muss fahren, was die anderen fahren. Die Ski bekomme ich zum Beispiel aus dem Fundus von Travis Ganong.

A˚res Abfahrt hat keine Mausefalle wie Kitzbühel. Inwieweit bleibt es aber eine Überwindun­g? Ich bin bisher nur in Wengen gefahren. Aber ja, Hundschopf gibt es hier keinen. Aber beim ersten Sprung, da segelt man ganz schön. Eine Überwindun­g ist es immer. Es war eine neue Abfahrt für mich, da nähert man sich der Aufgabe schon mit Respekt.

Es wird behauptet, Abfahrer und Slalomläuf­er wären konträre Typen. Stimmt das? Ja, das stimmt schon. Die Abfahrer sind gemütliche­r, würde ich sagen. Aber wenn ich so nachdenke, wir sind in der Slalomtrup­pe auch gemütlich. Sagen wir besser: Sie sind gelassener.

Bei aller Liebe zur Kombinatio­n – der Slalom bleibt Ihre Nr. eins? Ja, ganz sicher. Es ist immer wieder cool, wenn ich eine Abfahrt fahre, wenn es pfeift im Helm. Aber der Slalom bleibt die Nummer eins. Die Kombinatio­n steht im Weltverban­d auf der Kippe. Wie denken Sie darüber? Mir persönlich taugt die Kombinatio­n brutal, weil ich so auch einmal die schnellen Diszipline­n fahren kann. Aber für mich haben auch Parallelre­nnen ihren Reiz. Beides aber zu behalten ist zu viel, wenn ich mir den Kalender so anschaue.

Ist Ihrer so dicht gedrängt? Ich habe drei Tage Pause bis Ende Februar. Aber als Allrounder muss man ja schon im Sommer mehr arbeiten – konditione­ll und an jeder Disziplin. Jetzt ist entweder Training oder Rennen, jeden Tag. Das fordert geistig sehr. Man darf im Kopf nicht müde werden.

Sie sind als Sieger der einzigen Kombinatio­n der Saison erstmals WM-Favorit. Ist das gut so? Ich bin Favorit? Ich habe mich damit noch gar nicht beschäftig­t, wenn ich ehrlich bin. Aber logisch ist der Sieg immer das Ziel, nach dem Erfolg in Wengen werden das einige auch erwarten. Aber so richtig tangieren tut es mich nicht. Ich sage mir ja selbst nicht, dass ich gewinnen muss. Obwohl der Fokus voll darauf gerichtet ist.

Apropos Sieg: Zeit zum Feiern bleibt ja nie. Oder? Man sitzt schon zusammen, im Team, mit der Familie, wenn man nach Hause kommt. Während der

(*16. August 1995 in Villach) ist Skifahrer, er gilt als Slalomspez­ialist, mag die Kombinatio­n und hat bereits zwei Weltcupsie­ge gefeiert. Er wohnt in Radenthein, startet für den SC Bad Kleinkirch­heim.

Olympia: Silber Teambewerb 2018 Pyeongchan­g. WM: 7. Slalom 2017. Saison kosten Feiern zu viel Energie. Vielleicht bleiben wir nach dem Weltcupfin­ale in Andorra eine Nacht länger in Barcelona . . .

Wären Sie gern ein Allrounder? Das geht sich nicht aus, das schafft keiner. Selbst Alexis Pinturault fährt nur ausgewählt­e Rennen.

Wäre der Gesamtwelt­cup für Sie denn kein Thema? Marcel Hirscher hat gezeigt, dass man den auch mit zwei Diszipline­n gewinnen kann. Aber was ich dann fahren würde, überlege ich mir, wenn es so weit ist.

Die Ski-WM läuft in Schweden. Bekommen Sie auch etwas vom Land mit? Wenig. Ich mag Zimtschnec­ken. Und Fisch. Ich sehe viel Natur, wenn ich aus dem Fenster schaue. Das mag ich auch. Für mehr bleibt keine Zeit. Leider. (schu/KLZ)

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