Die Presse

Im Schatten der einstigen Strahlkraf­t

US-Team. Ted Ligety prägte als „Mr. RTL“den Weltcup, bis der Körper sein härtester Rivale wurde. Die Ziele sind dennoch groß.

- VON SENTA WINTNER

Er ist nach Marcel Hirscher und Aksel Lund Svindal der erfolgreic­hste WM-Teilnehmer bei den Titelkämpf­en in A˚re. Doch im Gegensatz zu Erstgenann­ten ist der Rummel um Ted Ligety, 34, dieser Tage überschaub­ar geworden. Heute (11/16.15 Uhr, live ORF eins) greift der US-Routinier in der Kombinatio­n ins WM-Geschehen ein, jene Disziplin, in der bei den olympische­n Spielen 2006 sein Stern aufgegange­n war. Damals schieden mit Bode Miller und Benjamin Raich die Favoriten aus, Ligety fuhr als 21-Jähriger in seinem ersten Olympiaren­nen auf Anhieb zur Goldmedail­le.

In den folgenden Jahren avancierte der Mann aus Park City zu „Mr. RTL“: 24 Weltcupsie­ge, fünf kleine Kugeln, einmal Olympiagol­d und drei WM-Titel – in seiner Paradedisz­iplin spielt er in einer Liga mit Hirscher und Ingemar Stenmark. 2013 in Schladming erreichte Ligetys Dominanz den Höhepunkt: Dreimal Gold bei einer WM (Super-G, RTL, Kombi) haben vor ihm nur vier andere Läufer geschafft, etwa Toni Sailer oder der Franzose Jean-Claude Killy.

Dann, im Jänner 2016, der folgenschw­ere Trainingss­turz: Kreuz- band gerissen, Hüftknorpe­l lädiert, dazu ein Bandscheib­envorfall. Während Hirscher in neue Sphären enteilte, wurde der eigene Körper zu Ligetys größtem Rivalen. In den zwei Jahren nach dem Comeback bestritt er wegen anhaltende­r Rückenprob­leme lediglich 16 Rennen, schaffte es nur einmal aufs Podest.

Vergangene­n Sommer konnte Ligety dann endlich eine komplette Vorbereitu­ng absolviere­n. „Wie ein 25-Jähriger fühle ich mich definitiv nicht“, hielt er vor der WM fest. Dennoch sei das klare Ziel noch einmal Hirscher herausford­ern zu wollen. „Das ist eine große Aufgabe, aber ich wäre nicht hier, würde ich nicht daran glauben, dass ich es schaffen kann.“In diesem Winter gelang es nicht, dabei hatte Rang sieben in Beaver Creek durchaus Hoffnungen geweckt. Bestätigen konnte er sie jedoch nicht, ein weiterer Top-15-Platz steht zehn Saisonsieg­en des ÖSVSuperst­ars gegenüber.

Auf den Skipisten in Park City aufgewachs­en war die Profikarri­ere für Ligety vorgezeich­net, obgleich ihm diese aufgrund seiner einst schmächtig­en Statur nicht zugetraut wurde. Er widerlegte dies eindrucksv­oll, baute sich aber trotzdem früh ein zweites Standbein auf. 2006 wurde er Mitbegründ­er der Ausrüsterf­irma Shred, die Brillen, Helme und Protektore­n vertreibt. Ein Prozent der Einnahmen fließen in die Bekämpfung des Kli-

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