Die Presse

Österreich und Korea: Alte Freunde

Mit seinem Besuch in Südkorea diese Woche setzt Kanzler Kurz einen Schritt zur vertieften Zusammenar­beit.

- VON SHIN DONG-IK Shin Dong-ik ist seit März 2017 Botschafte­r der Republik Korea in Österreich und war davor u. a. an der Ständigen Vertretung der Republik Korea zu den Vereinten Nationen in New York und in Genf tätig.

Am 14. Februar wird Bundeskanz­ler Sebastian Kurz der Republik Korea einen offizielle­n Besuch abstatten. Korea und Österreich verbindet seit der Aufnahme diplomatis­cher Beziehunge­n im Jahre 1892 eine 127 Jahre lange Geschichte der Freundscha­ft. Der Besuch von Kurz ist besonders bedeutsam, da es sich um den ersten hochrangig­en österreich­ischen Besuch in Korea seit zwölf Jahren – nach dem Staatsbesu­ch des damaligen Bundespräs­identen Heinz Fischer – handelt.

Beim Korea-Besuch des Kanzlers steht die zukunftsor­ientierte Zusammenar­beit zwischen Seoul und Wien in den Bereichen Wirtschaft und Informatio­nstechnolo­gie im Mittelpunk­t. Koreanisch­e Unternehme­n wie Samsung und LG haben erst kürzlich in erfolgreic­he österreich­ische Unternehme­n im Bereich Autos der Zukunft investiert. Es ist ermutigend, dass die bilaterale Zusammenar­beit über Zukunftsin­dustrien bereits aktiv vorangetri­eben wird. Das jährliche bilaterale Handelsvol­umen, das seit Jahren stetig ansteigt, hat 2018 eine Rekordsumm­e von drei Milliarden US-Dollar erreicht.

In der E-Government-Studie der UNO 2018 belegte Korea den ersten Platz bei der Online-Teilnahme der Bürger und den dritten Platz im Bereich E-Government. Auch Österreich­s Regierung hat mit Digital Austria einen Schwerpunk­t auf dieses Thema gelegt. Ich bin daher sicher, dass sich die künftige Kooperatio­n zwischen der Republik Korea und Österreich auch auf E-Government und den Bereich Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechno­logie ausdehnen wird.

Kulturelle­r Austausch und jener auf menschlich­er Ebene tragen wesentlich zur Förderung der Freundscha­ft zwischen unseren beiden Ländern bei. Die Mehrheit der koreanisch­en Studierend­en in Österreich belegt das Hauptfach Musik. So hat die Österreich­isch-Koreanisch­e Phil- harmonie, bestehend aus jungen Musikerinn­en und Musikern aus beiden Ländern, im vergangene­n Jahr bereits ihr 20-jähriges Jubiläum mit Auftritten in Wien, Salzburg und Graz gefeiert. Im Jänner haben die Wiener Sängerknab­en Korea besucht, und bei den Wiener Philharmon­ikern steht eine Reise nach Seoul im November auf dem Programm.

Die Zahl koreanisch­er Touristen in Österreich ist 2018 auf 320.000 gestiegen. Sagenhafte 220.000 davon besuchten das Belvedere – mit 14 Prozent der Gesamtbesu­cherzahl die größte Gruppe ausländisc­her Gäste. Dadurch wird deutlich, wie beliebt das kulturelle Erbe Österreich­s – als Land von Mozart und Klimt bekannt – bei Koreanern ist.

Auf der koreanisch­en Halbinsel wurden seit den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g 2018 drei innerkorea­nische Gipfeltref­fen abgehalten. Nach dem ersten USA-Nordkorea-Gipfeltref­fen in Singapur wird das zweite Treffen Ende Februar in Vietnam bereits vorbereite­t.

Ich hoffe, dass die österreich­ische Bundesregi­erung, die stets für eine Politik der Konfliktlö­sung durch Dialog und diplomatis­che Beziehunge­n plädiert hat, gemeinsam mit der österreich­ischen Bevölkerun­g auch weiterhin die Bemühungen um dauerhafte­n Frieden durch Denukleari­sierung der koreanisch­en Halbinsel unterstütz­en wird.

Aufbauend auf dem Besuch des koreanisch­en Premiermin­isters Lee Nak-yeon in Österreich im Mai 2018 und vorausscha­uend auf die bevorstehe­nde Reise von Bundeskanz­ler Kurz nach Korea, bin ich davon überzeugt, dass die alten Freunde Österreich und Korea ihre Zusammenar­beit und den Austausch in allen Bereichen vertiefen können.

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