Die Presse

Europa, das neue Schlachtfe­ld im Tech-Wettkampf

Huawei. US-Außenminis­ter Pompeo warnt: Die europäisch­en Alliierten sollten keine Ausrüstung des chinesisch­en Tech-Giganten für den Ausbau der neuen Mobilfunkg­eneration 5G installier­en. Doch er ist längst allgegenwä­rtig.

- VON MARLIES EDER

Budapest/Wien. „Die Chinesen oder wir.“So deutlich formuliert­e USAußenmin­ister Mike Pompeo seine Warnung an Europa zwar nicht, doch die unterliege­nde Botschaft war kaum zu überhören: Sollten europäisch­e Alliierte Ausrüstung des chinesisch­en Telekom-Giganten Huawei installier­en – und zwar dort, wo US-Systeme stationier­t seien – gefährde das eine Partnersch­aft mit den USA, sagte er zum Auftakt einer Reise durch Ungarn, die Slowakei und Polen.

Die Bühne für sein versteckte­s Ultimatum war wohl bewusst gewählt: Ungarn will zur Drehscheib­e für Huawei-Produkte in Europa werden und gilt als Zugpferd der osteuropäi­schen Chinafreun­de. Auch der Zeitpunkt Pompeos scharfer Worte ist brisant: Die EUStaaten müssen sich entscheide­n, ob sie den Chinesen, dem US-Kon- terpart Cisco oder Europas Nachzügler­n Ericsson und Nokia den Zuschlag für den Ausbau von 5G, der fünften Mobilfunkn­etz-Generation, geben.

Der Highway-Gigant der Mobilfunks­tandards soll die EchtzeitÜb­ertragung riesiger Datenmenge­n ermögliche­n. Mit 5G wird künstliche Intelligen­z, die Cashcow der Zukunft, erst Einzug in unseren Alltag halten können. Kumulieren soll das in hochautoma­tisierten, über das Internet vernetzten Volkswirts­chaften. Doch dass ausgerechn­et ein chinesisch­er Konzern mit engen Beziehunge­n zu Militär und Partei die InternetVo­rherrschaf­t erringen könnte, will Washington verhindern.

Es geht um einen Wettkampf um Marktantei­le, um politische­n Einfluss und um Sicherheit­sbedenken: Nach chinesisch­em Recht muss jede heimische Firma Peking auf Anordnung zur Seite stehen. Das sei nicht nur ein SpionageFr­eibrief, fürchten Skeptiker. Chinas Führung könnte Huawei bei einem politische­n Zerwürfnis anweisen, die Netze zu sabotieren oder gar lahmzulege­n.

Österreich gegen Ausschluss

Während Huawei in den USA und Australien praktisch vom Markt ausgeschlo­ssen ist, ist der weltgrößte Netzwerkau­srüster und zweitgrößt­e Smartphone-Hersteller in Europa allgegenwä­rtig. Huawei betreibt in der EU Dutzende Vertriebs- und Forschungs­zentren und stellt große Komponente­n des Mobilnetze­s. Damit bedient es vom Konsumente­n bis zum Netzbetrei­ber die gesamte Vertriebsk­ette.

In Österreich habe Huawei über die Netzaussta­tter A1 und T-Mobilie 30 Prozent der neueren Netzwerke installier­t, heißt es aus dem Infrastruk­turministe­rium. Ein Komplettau­sschluss vom 5G-Netz, wie Großbritan­nien, Polen oder Deutschlan­d erwägen, kommt für das FPÖ-geführte Ressort aber nicht infrage. Das könne ein Innovation­shemmnis und damit einen Wettbewerb­snachteil für Österreich bedeuten: Huawei sei technologi­sch einer der am weitesten entwickelt­en Lieferante­n. Das Ministeriu­m fordert daher strenge europaweit­e Standards, um den Zugriff auf kritische Infrastruk­tur aus dem Ausland zu verhindern.

Huawei selbst weist die Vorwürfe stets zurück. „Wir haben unsere Einrichtun­gen nie verwendet, um nationale Informatio­nen, Geschäftsg­eheimnisse oder private Daten zu sammeln“, sagte Österreich-Chef Pan Yao der „Presse“vor einiger Zeit. Rückschläg­e will der Tech-Gigant jedoch nicht hinnehmen: Er drohte Tschechien mit einer Klage, sollte Prag eine im Dezember ausgestell­te Sicherheit­swarnung nicht zurücknehm­en.

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