Die Presse

Der doppelte EU-Axel der FPÖ

Wenn eine Partei ihre Ansichten ändert, ist das ihr Recht, doch sie sollte dazu stehen.

- VON WOLFGANG BÖHM wolfgang.boehm@diepresse.com

E r zählt zu den schwersten Sprüngen im Eiskunstla­uf: Der Axel wird rückwärts mit dem rechten Fuß angefahren, dann kommt es zum Absprung am linken Fuß, eine Drehung in der Luft und die Landung auf dem rechten Fuß. Der Axel könnte zum Synonym für die Europapoli­tik der FPÖ werden. Denn die Wendigkeit dieser Partei ist tatsächlic­h beeindruck­end.

Da war zuerst Jörg Haider, der 1987 einen Antrag auf EG-Beitritt im Nationalra­t eingebrach­t hatte. Kurz vor dem tatsächlic­hen EUBeitritt drehte der FPÖ-Chef 1993 seine Partei Richtung EU-Gegnerscha­ft und warnte in einer Fernsehdeb­atte mit Schildlaus­joghurt vor negativen Auswirkung­en für Österreich: erster Axel.

Jetzt behauptet FPÖ-Generalsek­retär und Europaabge­ordneter Harald Vilimsky, seine Partei habe einen EU-Austritt nie zum Thema gemacht – so als könnte er die eigene Beteiligun­g am Öxit-Kurs nachträgli­ch korrigiere­n. In Wirklichke­it sprangen die Freiheitli­chen kurz vor der Präsidente­nwahl 2016 ihren zweiten EUAxel. Noch Anfang des Wahljahrs hatte sich Vilimsky in einer Aussendung für ein Referendum über den EU-Austritt ausgesproc­hen. Danach wechselte seine Partei den Kurs angesichts der Aussichtsl­osigkeit, mit einer solchen Position Norbert Hofer zum Präsidente­n zu küren, erneut.

Jede Partei kann natürlich ihre Positionen ändern – auch mehrfach. Aber sie sollte dazu stehen. Bei der FPÖ ist es deshalb ein doppelter Axel mit schlechten Haltungsno­ten geworden.

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