„Das Gängelband wird lockerer“
Autonomie. Die Pädagogischen Hochschulen sollen freier werden und nicht mehr am Gängelband des Bildungsministeriums hängen. Vollständige Autonomie gewährt man ihnen aber nicht.
Der Ruf, der den Pädagogischen Hochschulen bisher vorauseilte, könnte besser sein. Als „bessere Schulen am Gängelband des Ministeriums“sind sie in der Vergangenheit tituliert worden. In der Zukunft soll ihnen das nicht mehr passieren. „Das Gängelband wird lockerer werden“, kündigt Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) im Gespräch mit der „Presse“an und stellt den Pädagogischen Hochschulen mehr Autonomie in Aussicht.
Bisher war die Abhängigkeit in Personal-, Studien- und organisatorischen Entscheidungen ausgeprägt. Die PH sind nachgeordnete Dienststellen des Bildungsministeriums. Der jeweilige Rektor wird vom Bildungsminister aus einem Dreiervorschlag des Hochschulrats bestellt. Dieser besteht wiederum aus vom Minister und jeweiligem Bundesland bestellten Mitgliedern.
Auch im Alltag ist der politische Einfluss groß. Das reicht so weit, dass jede Anstellung, die an einer PH erfolgt, vom Ministerium abgesegnet werden muss. Sogar Urlaubsanträge der Rektoren wanderten über den Tisch von Beam- ten. Damit soll Schluss sein. „Die Pädagogische Hochschule soll selbst entscheiden, ob sie lieber Herrn Müller oder Frau Schuster anstellt“, so Faßmann.
Die PH sollen dafür rechtlich gesprochen von nachgeordneten Dienststellen zu Dienstbehörden werden. Dieser kleine namentliche Unterschied hat große Wirkung. Er ermöglicht es u. a., Dienstverträge selbst auszustellen. Derzeit wird noch an der Gesetzesnovelle gearbeitet. In der zweiten Jahreshälfte soll sie fertig sein.
In die vollständige Autonomie, wie das Ex-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid im Herbst 2016 in Aussicht stellte, will das Ministerium die Institutionen allerdings nicht entlassen. Sie sollen weiterhin enger an das Ressort gekoppelt sein als die Unis, mit denen dreijährige Ziel- und Leistungsvereinbarungen abgeschlossen werden.
Minister Faßmann will die Kontrolle über die Lehrerausbildung nicht verlieren. „Ich sehe die Pädagogischen Hochschulen als Personalentwickler für Bund und Länder“, sagt der Bildungsminister. Hier könne sein Haus – im Ver- gleich zur Lehrerausbildung an der Uni – noch steuern. „Den Universitäten kann das Ministerium nicht so locker sagen, dass wir mehr Mathematiklehrer brauchen.“
Weiterhin überwachen will er auch die Fort- und Weiterbildung der Lehrer. Das Angebot soll sich ebenso nach den staatlichen Wünschen richten. Immerhin könne man so politisch intendierte pädagogische Veränderungen schneller ins System bringen. Will der Staat etwa die Digitalisierung in den Schulen intensiveren, sind die Pädagogischen Hochschulen dazu angehalten, mehr entsprechende Fort- und Weiterbildungskurse für die Lehrer anzubieten.
Von diesem (kleinen) Schritt in Richtung Freiheit für die Pädagogi- waren früher für die Ausbildung von Lehrern an Volks- und Neuen Mittelschulen zuständig. Die Ausbildung für die AHS und BMHS-Lehrer erfolgte an Unis. Nun werden die Lehrer für Altersgruppen ausgebildet. Primarstufenlehrer bildet weiterhin die PH allein aus. Für die Sekundarstufe bieten Unis und PH gemeinsame Lehramtsstudien an. schen Hochschulen erwartet sich der Minister viel. „Es soll zu ihrer Hochschulfähigkeit beitragen und sie wissenschaftlich und forschungsmäßig stärken.“
Es scheint noch immer an der Hochschulfähigkeit gezweifelt zu werden. Der Minister wünscht sich jedenfalls mehr habilitiertes und forschendes Personal. Es brauche außerdem mehr Transparenz. Der Bund will das Geld, das ausgeschüttet wird, vermehrt an festgeschriebene Kriterien knüpfen.
Die PH sind erst 2007 entstanden. Damals wurden die 51 Pädagogischen Akademien (PädAk) und Pädagogischen Institute (PI) in 14 Pädagogische Hochschulen umgewandelt. Seither gibt es als Abschluss statt des „DiplomPädagogen“den Bachelor of Education.
Durch die neue Lehrerausbildung änderte sich zuletzt noch einmal vieles. Die Lehrer werden nicht mehr für Schultypen ausgebildet, sondern für Altersgruppen. Volksschullehrer bilden die PH weiterhin allein aus. Für die Ausbildung der Sekundarstufenlehrer müssen sie mit Unis kooperieren.