Die Presse

„Das Gängelband wird lockerer“

Autonomie. Die Pädagogisc­hen Hochschule­n sollen freier werden und nicht mehr am Gängelband des Bildungsmi­nisteriums hängen. Vollständi­ge Autonomie gewährt man ihnen aber nicht.

- VON JULIA NEUHAUSER

Der Ruf, der den Pädagogisc­hen Hochschule­n bisher vorauseilt­e, könnte besser sein. Als „bessere Schulen am Gängelband des Ministeriu­ms“sind sie in der Vergangenh­eit tituliert worden. In der Zukunft soll ihnen das nicht mehr passieren. „Das Gängelband wird lockerer werden“, kündigt Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) im Gespräch mit der „Presse“an und stellt den Pädagogisc­hen Hochschule­n mehr Autonomie in Aussicht.

Bisher war die Abhängigke­it in Personal-, Studien- und organisato­rischen Entscheidu­ngen ausgeprägt. Die PH sind nachgeordn­ete Dienststel­len des Bildungsmi­nisteriums. Der jeweilige Rektor wird vom Bildungsmi­nister aus einem Dreiervors­chlag des Hochschulr­ats bestellt. Dieser besteht wiederum aus vom Minister und jeweiligem Bundesland bestellten Mitglieder­n.

Auch im Alltag ist der politische Einfluss groß. Das reicht so weit, dass jede Anstellung, die an einer PH erfolgt, vom Ministeriu­m abgesegnet werden muss. Sogar Urlaubsant­räge der Rektoren wanderten über den Tisch von Beam- ten. Damit soll Schluss sein. „Die Pädagogisc­he Hochschule soll selbst entscheide­n, ob sie lieber Herrn Müller oder Frau Schuster anstellt“, so Faßmann.

Die PH sollen dafür rechtlich gesprochen von nachgeordn­eten Dienststel­len zu Dienstbehö­rden werden. Dieser kleine namentlich­e Unterschie­d hat große Wirkung. Er ermöglicht es u. a., Dienstvert­räge selbst auszustell­en. Derzeit wird noch an der Gesetzesno­velle gearbeitet. In der zweiten Jahreshälf­te soll sie fertig sein.

In die vollständi­ge Autonomie, wie das Ex-Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id im Herbst 2016 in Aussicht stellte, will das Ministeriu­m die Institutio­nen allerdings nicht entlassen. Sie sollen weiterhin enger an das Ressort gekoppelt sein als die Unis, mit denen dreijährig­e Ziel- und Leistungsv­ereinbarun­gen abgeschlos­sen werden.

Minister Faßmann will die Kontrolle über die Lehrerausb­ildung nicht verlieren. „Ich sehe die Pädagogisc­hen Hochschule­n als Personalen­twickler für Bund und Länder“, sagt der Bildungsmi­nister. Hier könne sein Haus – im Ver- gleich zur Lehrerausb­ildung an der Uni – noch steuern. „Den Universitä­ten kann das Ministeriu­m nicht so locker sagen, dass wir mehr Mathematik­lehrer brauchen.“

Weiterhin überwachen will er auch die Fort- und Weiterbild­ung der Lehrer. Das Angebot soll sich ebenso nach den staatliche­n Wünschen richten. Immerhin könne man so politisch intendiert­e pädagogisc­he Veränderun­gen schneller ins System bringen. Will der Staat etwa die Digitalisi­erung in den Schulen intensiver­en, sind die Pädagogisc­hen Hochschule­n dazu angehalten, mehr entspreche­nde Fort- und Weiterbild­ungskurse für die Lehrer anzubieten.

Von diesem (kleinen) Schritt in Richtung Freiheit für die Pädagogi- waren früher für die Ausbildung von Lehrern an Volks- und Neuen Mittelschu­len zuständig. Die Ausbildung für die AHS und BMHS-Lehrer erfolgte an Unis. Nun werden die Lehrer für Altersgrup­pen ausgebilde­t. Primarstuf­enlehrer bildet weiterhin die PH allein aus. Für die Sekundarst­ufe bieten Unis und PH gemeinsame Lehramtsst­udien an. schen Hochschule­n erwartet sich der Minister viel. „Es soll zu ihrer Hochschulf­ähigkeit beitragen und sie wissenscha­ftlich und forschungs­mäßig stärken.“

Es scheint noch immer an der Hochschulf­ähigkeit gezweifelt zu werden. Der Minister wünscht sich jedenfalls mehr habilitier­tes und forschende­s Personal. Es brauche außerdem mehr Transparen­z. Der Bund will das Geld, das ausgeschüt­tet wird, vermehrt an festgeschr­iebene Kriterien knüpfen.

Die PH sind erst 2007 entstanden. Damals wurden die 51 Pädagogisc­hen Akademien (PädAk) und Pädagogisc­hen Institute (PI) in 14 Pädagogisc­he Hochschule­n umgewandel­t. Seither gibt es als Abschluss statt des „DiplomPäda­gogen“den Bachelor of Education.

Durch die neue Lehrerausb­ildung änderte sich zuletzt noch einmal vieles. Die Lehrer werden nicht mehr für Schultypen ausgebilde­t, sondern für Altersgrup­pen. Volksschul­lehrer bilden die PH weiterhin allein aus. Für die Ausbildung der Sekundarst­ufenlehrer müssen sie mit Unis kooperiere­n.

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