Die Presse

Wie man sich vor Enteignung schützen kann

Analyse. Negativzin­sen am Konto, Abschaffun­g des Bargelds. Wer glaubt, so etwas wird nie geschehen, hat die neuesten Ideen des Währungsfo­nds nicht gesehen. Es gibt aber Wege, sich zu schützen: Gold, Sachwerte, Aktien und eben Bargeld.

- VON NIKOLAUS JILCH

Wenn sich Ökonomen Gedanken machen, können auch gefährlich­e Ideen heraus kommen. Jetzt haben Experten des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) überlegt, was man gegen die nächste Rezession tun könnte. Ihre Lösung: Enteignung der Sparer durch Negativzin­sen und Kampf gegen das Bargeld. Es ist eine Warnung. Wenn die Menschen sich nicht an ökonomisch­e Modelle halten, wird man sie vor vollendete Tatsachen stellen. „Die Presse“zeigt, wie man sich und seine Ersparniss­e schützen kann. Gold ist der Klassiker schlechthi­n im Kampf um das eigene Vermögen. Viele Familien kennen Geschichte­n aus Zeiten der Not, in denen ein paar Goldmünzen für Essen auf dem Tisch gesorgt haben. Freilich muss man sich (je nach Paranoiale­vel) gut überlegen, wie man sein Gold lagert: Zuhause? Auf der Bank? Im Wald? Zur Beruhigung: Ein Goldverbot ist derzeit nicht in Sicht.

Auch gibt es Politiker und Ökonomen, die wissen, dass Enteignung­sfantasien kurze Beine haben und es nichts bringt, den Menschen ihr hart erarbeitet­es Geld wegzunehme­n. Deshalb ist der steuerfrei­e Goldhandel auch per EU-Gesetz festgelegt.

Gerade in Österreich gibt es heute eine große Auswahl an Münzen und Barren zu kaufen. Nach einem Jahr sind auch die Gewinne steuerfrei. Andere Metalle wie Silber oder Platin leiden unter der Mehrwertst­euer beim Kauf.

Je nach Vorliebe kann man auch in Sachwerte wie Kunst, Oldtimer, Weine und Antiquität­en investiere­n. Das alles setzt aber großes Fachwissen voraus. Der Kampf gegen das Bargeld ist ein zynisches Spiel einer kleinen Ökonomenka­ste, die Negativzin­sen auf Konten umsetzen will, um Sparer direkt zu enteignen. Dieser Idee kann man entgegentr­eten. Durch Druck auf die Politik, sich schützend vor das Bargeld zu stellen. Und durch die vermehrte Nutzung von Bargeld. Manche Unternehme­n in Europa wehren sich gegen die Negativzin­sen am Firmenkont­o, indem sie Tresore mieten und Millionen in Form von Scheinen halten.

Wo der Kampf gegen Bargeld hinführt kann man in Schweden sehen. Dort ist Cash schon weit zurückgedr­ängt. Vor allem Arme, Alte und Migranten leiden unter der eingeschrä­nkten Akzeptanz von Bargeld. Im Euroraum sind wir davon zwar noch weit entfernt. Die geplante Abschaffun­g des 500-Euro-Scheins zeigt aber, dass die Feinde des Bargelds auch bei der Europäisch­en Zentralban­k bereits angekommen sind. Es ist durchaus auch im Sinne der IWF-Experten, wenn Geld in die Märkte fließt. Und die Idee ist nicht schlecht. Eine Aktie ist ein Unternehme­nsanteil und damit Eigentum. Bei Fonds steht eine Firma dazwischen, aber das Prinzip ist dasselbe. Es müssten schon extreme Formen des Sozialismu­s ausbrechen, um den Aktienmark­t zu gefährden. Auf dem kann man zudem, wenn man geschickt anlegt, auch schöne Gewinne einfahren. Freuen darf man sich aber nicht zu früh. Bevor solche Gewinne am Konto landen, nimmt sich der Staat ein großes Stück. Nicht alles, aber mehr als ein Viertel.

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