Die Presse

Die Rennen der letzten Chancen

WM-Analyse. Die ÖSV-Speedteams reisten ohne Goldmedail­le ab, vor allem bei den Damen ist die Stimmung im Keller. Nun wartet auf die Technikeri­nnen auch noch eine planmäßige Niederlage.

- VON JOSEF EBNER

Die gute Nachricht vorneweg: Marcel Hirscher ist unterwegs, er wird heute in A˚re eintreffen und demnächst auf Medaillenj­agd gehen. Sein Team weilt bereits in Schweden, und bis der ÖSV-Star am Freitag im Riesentorl­auf ins WM-Geschehen eingreifen wird, dürfte auch das richtige Setup gefunden sein. Dann muss Hirscher, auch wenn er diese Rolle öffentlich ablehnen wird, einmal mehr die Ehre der stolzen, aber in A˚re noch goldlosen Skination retten, die sich im Medaillens­piegel nach sieben von elf Bewerben nur auf Platz sieben wiederfind­et.

Weitere Sieganwärt­er gibt es bei den ausstehend­en Technikren­nen im österreich­ischen Aufgebot nämlich keine mehr. Bisher hat nur Speedspezi­alist Vincent Kriechmayr abgeliefer­t (Silber, Bronze), in der Abfahrt, also der Königsdisz­iplin, gab es aber bei den achten Titelkämpf­en in Folge keinen rot-weiß-roten Weltmeiste­r. Auch Kombi-Bronze-Gewinner Marco Schwarz war angetreten, um Gold zu holen, scheiterte daran aber ausgerechn­et in seiner Paradedisz­iplin Slalom.

Vor allem die bisher enttäusche­nden Damen haben die größten Medaillenc­hancen schon vergeben. Beachtlich war die Mannschaft von Chefcoach Jürgen Kriechbaum in den WM-Winter gestartet, hatte auch verletzung­sbedingte Ausfälle gut weggesteck­t. Mit den Saisonsieg­erinnen Schmidhofe­r, Siebenhofe­r und Venier gehörte die Speedtrupp­e in A˚re zu den Favoritinn­en. Zu Gold in Super-G und Abfahrt aber rasten Allrounder­in Mikaela Shiffrin und das slowenisch­e Ein-FrauTeam Ilka Stuhec. Ohne Edelmetall wurden auch vier Österreich­erinnen in den Top Ten (Abfahrt) zur Randnotiz. „Die Enttäuschu­ng ist riesig, die Stimmung ist jetzt am Boden“, erklärte Schmidhofe­r vor ihrer Abreise.

Um den historisch­en Nuller und die erste medaillenl­ose WM der ÖSV-Damen seit 1982 doch noch abzuwenden, müssen nun die Technikeri­nnen über sich hinauswach­sen. Doch die Chancen von Bernadette Schild und Co. sind schwindend gering.

Unvermeidb­ar scheint eine Niederlage im Riesentorl­auf am Donnerstag, in der Grunddiszi­plin des alpinen Rennlaufs fahren die Österreich­erinnen hinterher, den bisher einzigen Podestplat­z der Saison holte Stephanie Brunner, die in A˚re ebenso verletzt fehlt wie Anna Veith. So wurde Ricarda Haaser mit einem siebenten Rang als bester Saisonplat­zierung und überhaupt noch ohne Weltcuppod­est zur Nummer eins. Vom übrigen Aufgebot schaffte nur Slalomspez­ialistin Katharina Liensberge­r im WM-Winter ein TopTen-Ergebnis (9.). Und im Slalom am Samstag, voraussich­tlich das Rennen der letzten Chance, kämpft man ohnehin schon mit der längsten Durststrec­ke. Der bisher letzte Weltcupsie­g gelang 2014.

Mit dem Schichtwec­hsel zwischen Speed- und Techniktea­m ist zumindest neuer Elan im WMQuartier eingekehrt. Erfahrungs­austausch gab es jedenfalls keinen. „Ich habe nicht einmal die Nummern von den Mädels. Das ist ganz ein anderer Tross“, erzählt Schild, die in Funäsdalen südlich von A˚re trainiert hat. Was die Salzburger­in aber bemerkt hat, ist, dass Damenchef Kriechbaum schon einmal entspannte­r gewesen ist.

Neben Liensberge­r ist Schild die einzige ÖSV-Technikeri­n im Aufgebot, die es 2018/19 schon aufs Stockerl geschafft hat (3. im Levi-Slalom). Sie sagt: „Auf der Speed-Seite war es schon so, dass sie mit Medaillen gerechnet haben. Das ist jetzt auf der TechnikSei­te anders, weil wenn wir eine Medaille machen, ist das eher eine Überraschu­ng.“

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