Die Presse

Der harte Weg des Hirscher-Besiegers

Außenseite­r. Bei der WM 2017 überrascht­e der Belgier Dries van den Broecke gegen Marcel Hirscher. 2019 kämpft er nach wie vor gegen Hürden und träumt von Olympia.

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Den bislang größten Moment seiner Karriere erlebte Dries van den Broecke vor zwei Jahren bei der WM in St. Moritz. In der ersten Runde des Teambewerb­s schlug er im direkten Duell niemand geringeren als Marcel Hirscher. „Er hat gesagt, dass ich saugut gefahren bin“, frohlockte der Belgier damals im Ziel. Dass für ihn und seine Landsleute dennoch mit 1:3 das Auftakt-Aus kam, konnte den persönlich­en Erfolg selbstrede­nd nicht schmälern.

2019 in A˚re war van den Broecke mit dem belgischen Team wieder am Start. Diesmal reichte es nicht zur Sensation, van den Broecke stürzte und Belgien verabschie­dete sich ohne Punkt in Runde eins. Der Sieg über Hirscher ist für ihn aber nach wie vor ein Highlight, an das er sich gern und oft zurück erinnert. „Das bleibt mir für immer. Jeder weiß es, alle sprechen mich darauf an“, sagt er der „Presse“. Für die anstehende­n TechnikQua­lifikation­en ist der 23-Jährige zuversicht­lich: „Das Schwierigs­te daran ist, durchzukom­men.“

Auf den WM-Coup folgte allerdings der bittere Rückschlag: Die Olympische­n Spiele 2018 in Pyeongchan­g fanden ohne van den Broecke statt. „Ich war einfach nicht gut genug. Ein anderer war besser, das andere eine politische Entscheidu­ng“, sagt er zu seiner Nicht-Nominierun­g. Die Vergangenh­eit aber hat er längst abgehakt, sein Blick ist schon in die Zukunft gerichtet: Bei Olympia 2022 in Peking will er dabei sein.

Karriere als Familienpr­ojekt

Als Teenager lebte van den Broecke einige Jahre in Stams und im Pitztal und saugte die österreich­ische Ski-Kultur in vollen Zügen auf. Mit neuem Wissen und großer Leidenscha­ft kehrte er zurück nach Belgien und strebte dort eine Profession­alisierung des Skiverband­s an, um sich seinen ProfiTraum zu erfüllen. Die Bilanz jedoch fällt ernüchtern­d aus. „Da ist gar nichts profession­ell. Wir bekommen keine Förderunge­n, sondern müssen uns alles selbst organisier­en“, erzählt er.

Wie andere Läufer kleinerer Verbände hat sich der Belgier deshalb dem Global Racing Team angeschlos­sen, um sich bessere Trainingsb­edingungen zu schaffen. Das hat seine Kosten, die mit den derzeitige­n Sponsoren noch nicht abzudecken sind. „Die ganze Familie investiert in meine Karriere“, sagt er. Wenn nicht gerade WM ist, fährt van den Broecke im Europacup. „Die Richtung stimmt: Ich werde schneller, stabiler, besser“, ist er überzeugt. Bei der WM-Generalpro­be in Gstaad verpasste der 23-Jährige aber beide Male den zweiten Slalom-Durchgang. Im Weltcup will er sich nach fünf gescheiter­ten Anläufen erst wieder versuchen, „wenn ich Punkte machen kann.“

Davor möchte van den Broecke in A˚re aufzeigen. Ob es – abseits der Piste – zu einem Wiedersehe­n mit Hirscher kommen wird? „Das wird, glaube ich, sehr schwierig“, so der Belgier. „Er hat sein eigenes Programm. Selbst wenn er das Rennen fährt, wirkt es wie wenn er gar nicht da wäre.“(swi)

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