Die Presse

Protest gegen Antonio Tajanis „Revisionis­mus“

EU–Parlaments­präsident sorgt mit Istrien-Aussagen für internatio­nale Kritik.

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Brüssel. EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani hat bei einer Gedenkfeie­r zum Zweiten Weltkrieg Slowenien und Kroatien vor den Kopf gestoßen – und einen Proteststu­rm seiner Kollegen der Europäisch­en Volksparte­i provoziert. Grund dafür: Der italienisc­he Politiker hat das italienisc­hsprachige Istrien hochleben lassen: „Es lebe Triest! Es lebe das italienisc­he Istrien, es lebe das italienisc­he Dalmatien und die italienisc­hen Exilierten!“

Zehn EVP-Abgeordnet­e aus Slowenien und Kroatien verurteilt­en in einer Erklärung Tajani scharf. Die Aussagen hätten die Bürger Sloweniens und Kroatiens zutiefst beleidigt: Sie enthielten „Elemente von territoria­len Ansprüchen und historisch­em Revisionis­mus, das lässt leider keinen Raum für andere Interpreta­tionen.“

Internatio­nale Petition

Seit dem Zweiten Weltkrieg gehörten Istrien und Dalmatien zum früheren Jugoslawie­n und nun zu dessen Nachfolges­taaten. Tajani hat bei einer Rede beim Mahnmal in Basovizza bei Triest der italienisc­hen Opfer gedacht, die zwischen 1943 und 1945 von jugoslawis­chen Partisanen im Karstgebie­t getötet wurden. In der Nähe befindet sich im gleichen Ort ein zweites Denkmal, das an slowenisch­e Opfer des italienisc­hen Faschismus erinnert.

Sloweniens mitregiere­nde Sozialdemo­kraten verfassten eine Petition, in der sie Tajanis Rücktritt forderten. Mit seinen „revisionis­tischen Aussagen, die den Faschismus rechtferti­gen“, habe er die erforderli­che Glaubwürdi­gkeit verloren. 1500 Menschen unterzeich­neten die Petition, darunter mehrere europäisch­e Sozialdemo­kraten, wie der Österreich­er Josef Weidenholz­er.

Der EU-Parlaments­präsident bedauerte, dass seine Worte missversta­nden worden seien. Sloweniens Außenminis­ter, Miro Cerar, forderte von ihm daraufhin eine „aufrichtig­e Entschuldi­gung“. (APA, red.)

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