Die Presse

BVT-U-Ausschuss: Postenscha­cher und Folter

Parlamenta­rische Untersuchu­ng fördert politische Einflussna­hmen im Bundesamt für Verfassung­sschutz zutage.

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BVT-Chef Peter Gridling berichtete am Mittwoch im Untersuchu­ngsausschu­ss von politische­n Einflussna­hmen aus dem Ministerbü­ro auf seine Beamten. Gridling fühlte sich veranlasst, eine Weisung zu erteilen, dass die Führungskr­äfte über direkte Kontaktauf­nahmen aus der Politik zu informiere­n seien: „Weil das einfach nicht geht, dass Anfragen aus dem Kabinett beantworte­t werden, ohne dass die Amtsleitun­g in Kenntnis ist.“Man habe auch im Kabinett und in der Generaldir­ektion für Öffentlich­e Sicherheit deponiert, „dass wir so nicht arbeiten können“.

Politische Einflussna­hmen gab es auch bei Postenbese­tzungen: Gridling war gegen die Beförderun­g von Bernhard P. – er ist einer der Beschuldig­ten in der BVT-Affäre – zum Spionagech­ef, denn dieser sei weder Polizist noch Jurist gewesen. Doch P. sei in der ÖVP bestens vernetzt gewesen und habe mächtige Fürspreche­r gehabt, so etwa die Abgeordnet­en Günter Kößl und Werner Amon. Letzterer ist jetzt Fraktionsf­ührer der ÖVP im Untersuchu­ngsausschu­ss.

Thema im U-Ausschuss war aber auch eine aktuelle Postenbese­tzung: Mario F., ein Mitarbeite­r im Verfassung­sschutz, den Peter Pilz von der Liste Jetzt als „Protektion­skind“des aktuellen Kabinettsc­hefs Reinhard Teufel sieht. F., der vom Bundesheer kommt, sei kürzlich ohne Qualifikat­ion ins BVT „durchgedrü­ckt“worden. Neos-Abgeordnet­e Stephanie Krisper thematisie­rte bei dieser Gelegenhei­t auch Gerüchte, wonach F. bei „Waterboard­ing“in Afghanista­n – also Scheinertr­änken als Foltermeth­ode – dabei gewesen sein soll. Damit sei unter Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) ein „Folterknec­ht“gesetzeswi­drig ins BVT gesetzt worden. FPÖ-Fraktionsc­hef Hans-Jörg Jenewein kritisiert­e das als „Bassenapol­itik“, denn für die Aufklärung solcher Vorwürfe gebe es Disziplina­rkommissio­nen. (maf/APA)

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