Die Presse

Wo Steuern hinfließen: Rot-schwarzes Duo bietet Einblicke

Mehr Transparen­z: Die Bürgermeis­ter von St. Pölten und Klosterneu­burg verraten, für welche Zwecke sie Fördermill­ionen ausgeben. Künftig machen Förderberi­chte der Transparen­zdatenbank Konkurrenz.

- VON MANFRED SEEH E-Mails an: manfred.seeh@diepresse.com

Was passiert eigentlich mit den Fördermill­ionen, die Österreich­s Kommunen zu vergeben haben? Bekommt der lokale Judoklub mehr öffentlich­es Geld als der Brauchtums­verein – oder ist es umgekehrt? Zwei Bürgermeis­ter gehen ab sofort mit dem Suchschein­werfer durch den Förderdsch­ungel. Und reden darüber, am Mittwoch im Wiener Cafe´ Stein – vor Journalist­en.

Warum nun ausgerechn­et der Ortschef von St. Pölten, Matthias Stad

ler (SPÖ), und jener von Klosterneu- burg, Stefan Schmuckens­chlager (ÖVP), ihre Leidenscha­ft für Transparen­z entdecken, ist rasch erklärt: Stadler ist Präsident, Schmuckens­chlager Vizepräsid­ent des Zentrums für Verwaltung­sforschung (KDZ). Und dieses hat nun ein Visualisie­rungstool für das Internet entwickelt.

Ein Tool, das mehr kann, als man bisher erwarten durfte: Zuletzt konnten Gemeinden ihre Einnahmen und Ausgaben auf www.offenerhau­shalt.at bekannt geben. Mehr als die Hälfte der 2100 Gemeinden machen da mit. Neu ist der sogenannte Transparen­z- und Förderberi­cht. Dieser ist (inklusive diverser Grafiken) unter oben genannter Adresse öffentlich einsehbar. Für alle, die wissen wollen, was mit ihrem Steuer- bzw. Gebührenge­ld passiert.

Dass vorerst nur St. Pölten und Klosterneu­burg mitmachen, ist natürlich mager. Stadler spricht von einem Anfang: „Desto mehr künftig mitmachen, desto mehr Druck entsteht auf andere, auch mitzumache­n.“Schmuckens­chlager: „Je mehr mitmachen, desto eher kann man sich als Bürger einen Vergleich unter den Städten holen.“

Apropos Vergleich: Die Basisdaten sehen bei den Musterstäd­ten so aus: Die niederöste­rreichisch­e Landeshaup­tstadt vergab bei einem Budget von 203 Mio. Euro 2017 circa 8,7 Mio. an Förderunge­n. Und zahlte 40 Mio. an Transfers (öffentlich­e Gelder, die der Gemeinde zugeteilt werden, aber in der Landeskass­e landen, etwa um Spitäler zu finanziere­n). Klosterneu­burg, Budget: 82 Mio., vergab 2,8 Mio. Förderunge­n (15,3 Mio. Euro Transfers).

War da nicht noch etwas? Natürlich: die – nur mäßig mit Daten gefütterte – Transparen­zdatenbank. Doch diese biete weit weniger Einblick als die Tools, so KDZ-Prokurist Thomas

Prorok. Und: „Für uns als Forscher ist die Transparen­zdatenbank ein schwarzes Loch.“Das sagen allerdings nicht nur Forscher.

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