Noch ein Aufsichtsrat geht
Der deutsche Manager Michael Süß hat gestern dem Finanzminister mitgeteilt, dass er sein Aufsichtsratsmandat zurücklegen wird.
Der Verbund erlebt unruhige Zeiten. In den vergangenen beiden Tagen haben sich gleich zwei seiner Aufseher verabschiedet. Erst am Mittwoch hat der Aufsichtsratsvorsitzende des börsenotierten Energiekonzerns Verbund, Gerhard Roiss, vorzeitig seinen Rücktritt erklärt. Nun hat auch Roiss’ Stellvertreter, Michael Süß, Finanzminister Hartwig Löger seinen Rückzug bekannt gegeben. Das bestätigte auch die Pressesprecherin des Verbund. Welche Gründe den 55-Jährigen zu seinem verfrühten Ausscheiden bewegt haben, konnte sie nicht sagen.
Der deutsche Manager ist seit 2015 im Aufsichtsrat des teilstaatlichen Unternehmens präsent. Er ist auch Mitglied des Verwaltungsrates der OC Oerlikon, einem an der SIX Swiss Exchange notierten globalen Technologiekonzern. Süß’ Mandat beim Verbund wäre – wie das von Gerhard Roiss – erst mit der Hauptversammlung im Jahr 2020 abgelaufen.
Roiss’ Rücktritt steht im engen Zusammenhang mit der Reform der Staatsholding Öbib, die künftig eine Aktiengesellschaft sein und Öbag heißen wird. Löger will mit dieser Reform sicherstellen, dass der Bund wieder mehr Einfluss auf das Beteiligungsmanagement der staatseigenen Unternehmen hat.
Neu ist, dass nun auch die Bundesimmobiliengesellschaft und der Verbund unter die Fittiche der Öbag kommen werden.
Praktisch wird der Bund seinen Einfluss verstärkt geltend machen, indem er voraussichtlich in allen Beteiligungsunternehmen – so auch im Verbund – einen Vertreter der Öbag den Aufsichtsratsvorsitz einnehmen lässt. Ein Plan, der vor Roiss auch schon Peter Löscher, dem Aufsichtsratschef der OMV, gegen den Strich ging. Der ehemalige Siemens-Chef teilte Lö- ger seinen Rücktritt bereits in einem Schreiben im Frühjahr 2018 mit. Darin verhehlte er nicht, dass er den zunehmenden Einfluss des Staates auf die Beteiligungsunternehmen nicht für gut erachte.
Nachdem am Dienstagabend der Rücktritt von Roiss bekannt geworden war, fiel die Aktie des Verbund am Mittwoch um gleich 4,74 Prozent und bildete sogar das Schlusslicht im Wiener ATX. Der Tiefflug setzte sich allerdings am Donnerstag zunächst nicht weiter fort, die Aktie lag am Nachmittag im Plus. Daran änderte auch die Nachricht nichts, dass es Michael Süß Roiss gleichmachen werde.