Sogar der Kontrabass schwebt bei diesen Spitzenspielern
Tjeknavorian und noch zwei junge Musiker begeistern im Berio-Saal.
So viel Neues auf einmal gibt es selten im Wiener Konzertalltag: drei blutjunge Spitzenmusiker in exotischer Formation (Violine, Kontrabass, Percussion) mit unerhört frivolen Bearbeitungen im schicken Berio-Saal. Vorbildlich das Förderprogramm „Great Talent“des Konzerthauses.
Emmanuel Tjeknavorian als Talent zu bezeichnen ist schamlose Untertreibung, er ist längst die Sprossen der Karriereleiter hinaufgehuscht. Der Geiger dominiert das Programm als in allen Stilen eloquenter Musiker mit sympathischer Präsenz, Ausdrucksvermögen und brillantem Handwerk. Im ersten Teil nur Bearbeitungen der Interpreten: die Stimmen von Bachs 2. Sonate für Viola da Gamba und Cembalo so frech umzumodeln kann Puristen Herzinfarkte bescheren. Auch weil Christoph Sietzen am Marimba das urwienerische Intonations-Credo („lieber ein bissl zu tief als falsch“) allzu wörtlich nimmt. Dominik Wagner hingegen entlockt dem als unbeweglich geltenden Kontrabass wunderbar schwebende Phrasen: nicht nur bei Bach, sondern auch in Ausschnitten aus Duetten (1909) von Reinhold Moritzewitsch Gli`ere: Spätromantik mit impressionistischen Einsprengseln – ehe Debussy selbst unter die Räder kam. Seine filigrane Sonate für Flöte, Viola und Harfe (1915) schien jeder Sinnlichkeit beraubt.
Das einzige Stück dieses Abends in Originalbesetzung: Christoph Sietzen brillierte am „großen“Schlagzeug mit „Rebonds b“(1987/88) von Iannis Xenakis, der intellektuell scharf Musik und Mathematik vermengte. Zum versöhnlich munteren Kehraus Gershwins „Rhapsody in Blue“in der Bearbeitung des Komponisten Wolfram Wagner. (gü)