Die Presse

EU bis OSZE: Österreich­s aktive Rolle als Vorsitzlan­d

Österreich präsentier­te sich 2017 und 2018 gleich mehrfach als Vermittler in Europa. Der große Wurf blieb aber aus.

- VON STEPHANIE LIECHTENST­EIN

sterreich hat in den vergangene­n zwei Jahren in internatio­nalen Institutio­nen gleich zweimal den Vorsitz übernommen. Im Jahr 2017 hatte Österreich den Vorsitz in der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) inne, im zweiten Halbjahr 2018 übernahm es den Vorsitz im Rat der Europäisch­en Union (EU).

Die OSZE ist eine Sicherheit­sorganisat­ion, die bemüht ist, Frieden über Kooperatio­n zu erhalten. Im Gegensatz zur Nato ist die OSZE kein militärisc­hes Verteidigu­ngsbündnis, sondern eine politische Organisati­on von 57 Staaten – darunter die USA, Russland und die europäisch­en Staaten –, die keineswegs gleich gesinnt sind. Trotzdem ist die OSZE die einzige Organisati­on, die derzeit in der Ukraine eine internatio­nale Beobachter­mission stellt.

Die EU hingegen besteht aus vergleichs­weise gleich gesinnten Mitgliedst­aaten, die über wirtschaft­liche und politische Integratio­n gemeinsame Interessen internatio­nal durchsetze­n. Der EU-Binnenmark­t ist nicht nur der größte Wirtschaft­sraum der Welt, die EU an sich ist eines der größten Friedenspr­ojekte der Geschichte.

Aber warum sollte Österreich überhaupt innerhalb multilater­aler Organisati­onen eine aktive Rolle übernehmen? Ist das nicht Geldversch­wendung? Sollten wir uns nicht viel eher auf die Entwicklun­g unserer Wirtschaft, die Sicherung von Arbeitsplä­tzen, den Erhalt des Sozialstaa­ts, von Recht und Ordnung, oder das Eindämmen von Migrations­strömen kümmern?

Fragen wie diese stehen oft im Vordergrun­d, und eine aktive Außenpolit­ik sucht man in Österreich meist vergeblich. Die einst vom österreich­ischen Politikwis­senschaftl­er Helmut Kramer geprägte These der „Innenpolit­isierung der österreich­ischen Außenpolit­ik“gilt zum Großteil nach wie vor. Ein Blick auf die Themen des österreich­ischen OSZE- und EU-Vorsitzes zeigt, dass auch hier innenpolit­ische Überlegung­en eine Rolle spielten.

Eines der wichtigste­n Anliegen des OSZE-Vorsitzes war der Kampf gegen Radikalisi­erung und gewaltsame­n Extremismu­s. Als der damalige Außenminis­ter Sebastian Kurz im Januar 2017 die Prioritäte­n des Vorsitzes präsentier­te, erklärte er: „Wir wissen, dass sich bereits 10.000 Menschen aus dem OSZERaum dem IS-Terror angeschlos­sen haben. Diese Menschen verursache­n nicht nur dort unvorstell­bares Leid, sondern stellen auch eine erhebliche Gefahr dar, wenn sie in unsere Gesellscha­ften zurückkehr­en.“

Das Motto des EU-Vorsitzes im Jahr 2018 war ähnlich gelagert: „Ein Europa, das schützt“– für Bundeskanz­ler Kurz bedeutete das die Bekämpfung der illegalen Migration, die Absicherun­g des Wohlstande­s und eine aktive Nachbarsch­aftspoliti­k.

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