Uber geht in die Offensive
Fahrtendienst. Trotz Strafen und (drohendem) strengem Regulativ geht Uber mit Öko-Autos und niedrigeren Preisen in Wien in die Offensive. Taxifahrer sprechen von anstehenden Insolvenzen.
Trotz Strafen und drohender strengerer Regeln will Uber in Wien weiter expandieren.
Wien. Uber expandiert sein Angebot. Neben dem gewöhnlichen UberX, den Premium-Fahrzeugen Uber Black und den Vans kann man nun auch Uber Green buchen – das sind emissionsarme Elektro- oder Hybridfahrzeuge, von denen 300 (bereitgestellt via Mietwagenfirmen) nun in Wien unterwegs sind. Sich damit fahren zu lassen kostet nicht mehr als die günstigste Uber-Variante, UberX.
Also im Vergleich zu Taxis wenig. Und seit ein paar Tagen noch weniger. Mit Anfang der Woche hat Uber in Wien die Preise geändert – der Grundpreis wurde gesenkt, der Minutentarif leicht angehoben, kurze Fahrten werden damit billiger, lange Wege bei Verzögerungen dafür teurer. Auch das Angebot an Uber-Fahrern und -Fahrzeugen in Wien wächst stetig, wie man bei Uber bestätigt. Auch wenn es keine offiziellen Zahlen dazu gibt. Vor allem seit dem jüngsten Börsegang ist man damit noch zurückhaltender. Klar ist, in Wien dürften mittlerweile annähernd so viele Uber-Fahrer wie Taxis unterwegs sein. Das berichten Fahrer selbst – und darauf lassen die Zahlen schließen. Uber hat 2018 von mehr als 2000 Fahrern in Wien gesprochen, seither sind es mehr geworden.
Gökhan Keskin, Obmann der Sparte Transport der Wiener Wirtschaftskammer, spricht von 4700 angemeldeten Taxis in Wien, dem stehen 2700 Mietwagen in Wien gegenüber und mindestens noch einmal so viele Mietwagen aus den Bundesländern, die in Wien eingesetzt werden, auch via Uber. Auch, so der Vorwurf, weil in anderen Bundesländern die KennzeichenEndung MW für Mietwagen nicht vorgeschrieben ist und diese so schwerer zu kontrollieren seien.
Auf den Wiener Straßen läuft jedenfalls ein Verdrängungswettbewerb oder, mit Öko-Fahrten oder Preisdruck, ein Kampf um neue Kunden. Schließlich bieten mittlerweile Apps wie Bolt (früher Taxify) oder Holmi Fahrtenvermittlung a` la Uber an. Der Druck auf die Taxifahrer wächst. Keskin spricht von Dumping, die Preise der Fahrtendienste würden im Ausland festgelegt, es gehe um Marktanteile und hohen Umsatz. Ob Fahrer daran verdienen, spiele keine Rolle, so der Taxifahrer-Vertreter. Mit Taxis hingegen sei „kein Reibach“mehr zu machen: Tagsüber seien die Umsätze seit vorigem Herbst um 35 bis 40 Prozent, nachts um 60 Prozent eingebrochen. „Seit heuer gibt es kein Halten mehr“, sagt er, verdienen würde niemand mehr. Gerade bei Uber-Fahrern spielten Arbeitszeitbeschränkung und Ähnliches keine Rolle. Auch Regulative, wie die Pflicht für Mietwagenfahrer, nach jeder Fahrt in die Betriebsstätte zurückzufahren, werden oft nicht eingehalten – was Uber schon hohe Strafen eingebracht hat.
Regelung verzögert sich wohl
Erst vorige Woche haben Hunderte Taxifahrer und Mietwagenchauffeure in Wien protestiert. Ihre Situation dürfte sich in den kommenden Monaten wenig entspannen. Die (nun ehemalige) Regierung hatte angekündigt, den Konflikt zu entschärfen, faire Regeln zu schaffen, indem die Gewerbe für Taxidienste und Mietwagen vereinheitlicht würden. Es hieß, die Gesetzesnovelle für Taxis, Mietwagen und Fahrtendienste sei kurz davor in Begutachtung zu gehen, spätestens im Herbst sollte sie beschlossen sein. Mietwagenlenker sollten demnach künftig ebenfalls eine Ausbildung absolvieren müssen. Außerdem sollten Tarifbestimmungen transparenter gestaltet und nach Region gestaffelt werden.
Nun ist offen, wie es damit weitergeht. ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger sagt, das Thema sei nach wie vor auf der Agenda, ob es vor dem Herbst abgearbeitet werden kann, sei heute nicht abschätzbar. In der Branche rechnet man mit Verzögerungen. „Wir hängen in der Luft, wir müssen das Gewerbe dringend zeitgemäß aufstellen“, sagt Keskin.
Irfan Kuna vom Taxiverein Global (von diesem gingen die jüngsten Proteste aus) fürchtet, dass einige Taxiunternehmen so lang nicht durchhalten. Er erwartet spätestens im Sommer Insolvenzen.