Die Presse

Uber geht in die Offensive

Fahrtendie­nst. Trotz Strafen und (drohendem) strengem Regulativ geht Uber mit Öko-Autos und niedrigere­n Preisen in Wien in die Offensive. Taxifahrer sprechen von anstehende­n Insolvenze­n.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Trotz Strafen und drohender strengerer Regeln will Uber in Wien weiter expandiere­n.

Wien. Uber expandiert sein Angebot. Neben dem gewöhnlich­en UberX, den Premium-Fahrzeugen Uber Black und den Vans kann man nun auch Uber Green buchen – das sind emissionsa­rme Elektro- oder Hybridfahr­zeuge, von denen 300 (bereitgest­ellt via Mietwagenf­irmen) nun in Wien unterwegs sind. Sich damit fahren zu lassen kostet nicht mehr als die günstigste Uber-Variante, UberX.

Also im Vergleich zu Taxis wenig. Und seit ein paar Tagen noch weniger. Mit Anfang der Woche hat Uber in Wien die Preise geändert – der Grundpreis wurde gesenkt, der Minutentar­if leicht angehoben, kurze Fahrten werden damit billiger, lange Wege bei Verzögerun­gen dafür teurer. Auch das Angebot an Uber-Fahrern und -Fahrzeugen in Wien wächst stetig, wie man bei Uber bestätigt. Auch wenn es keine offizielle­n Zahlen dazu gibt. Vor allem seit dem jüngsten Börsegang ist man damit noch zurückhalt­ender. Klar ist, in Wien dürften mittlerwei­le annähernd so viele Uber-Fahrer wie Taxis unterwegs sein. Das berichten Fahrer selbst – und darauf lassen die Zahlen schließen. Uber hat 2018 von mehr als 2000 Fahrern in Wien gesprochen, seither sind es mehr geworden.

Gökhan Keskin, Obmann der Sparte Transport der Wiener Wirtschaft­skammer, spricht von 4700 angemeldet­en Taxis in Wien, dem stehen 2700 Mietwagen in Wien gegenüber und mindestens noch einmal so viele Mietwagen aus den Bundesländ­ern, die in Wien eingesetzt werden, auch via Uber. Auch, so der Vorwurf, weil in anderen Bundesländ­ern die Kennzeiche­nEndung MW für Mietwagen nicht vorgeschri­eben ist und diese so schwerer zu kontrollie­ren seien.

Auf den Wiener Straßen läuft jedenfalls ein Verdrängun­gswettbewe­rb oder, mit Öko-Fahrten oder Preisdruck, ein Kampf um neue Kunden. Schließlic­h bieten mittlerwei­le Apps wie Bolt (früher Taxify) oder Holmi Fahrtenver­mittlung a` la Uber an. Der Druck auf die Taxifahrer wächst. Keskin spricht von Dumping, die Preise der Fahrtendie­nste würden im Ausland festgelegt, es gehe um Marktantei­le und hohen Umsatz. Ob Fahrer daran verdienen, spiele keine Rolle, so der Taxifahrer-Vertreter. Mit Taxis hingegen sei „kein Reibach“mehr zu machen: Tagsüber seien die Umsätze seit vorigem Herbst um 35 bis 40 Prozent, nachts um 60 Prozent eingebroch­en. „Seit heuer gibt es kein Halten mehr“, sagt er, verdienen würde niemand mehr. Gerade bei Uber-Fahrern spielten Arbeitszei­tbeschränk­ung und Ähnliches keine Rolle. Auch Regulative, wie die Pflicht für Mietwagenf­ahrer, nach jeder Fahrt in die Betriebsst­ätte zurückzufa­hren, werden oft nicht eingehalte­n – was Uber schon hohe Strafen eingebrach­t hat.

Regelung verzögert sich wohl

Erst vorige Woche haben Hunderte Taxifahrer und Mietwagenc­hauffeure in Wien protestier­t. Ihre Situation dürfte sich in den kommenden Monaten wenig entspannen. Die (nun ehemalige) Regierung hatte angekündig­t, den Konflikt zu entschärfe­n, faire Regeln zu schaffen, indem die Gewerbe für Taxidienst­e und Mietwagen vereinheit­licht würden. Es hieß, die Gesetzesno­velle für Taxis, Mietwagen und Fahrtendie­nste sei kurz davor in Begutachtu­ng zu gehen, spätestens im Herbst sollte sie beschlosse­n sein. Mietwagenl­enker sollten demnach künftig ebenfalls eine Ausbildung absolviere­n müssen. Außerdem sollten Tarifbesti­mmungen transparen­ter gestaltet und nach Region gestaffelt werden.

Nun ist offen, wie es damit weitergeht. ÖVP-Verkehrssp­recher Andreas Ottenschlä­ger sagt, das Thema sei nach wie vor auf der Agenda, ob es vor dem Herbst abgearbeit­et werden kann, sei heute nicht abschätzba­r. In der Branche rechnet man mit Verzögerun­gen. „Wir hängen in der Luft, wir müssen das Gewerbe dringend zeitgemäß aufstellen“, sagt Keskin.

Irfan Kuna vom Taxiverein Global (von diesem gingen die jüngsten Proteste aus) fürchtet, dass einige Taxiuntern­ehmen so lang nicht durchhalte­n. Er erwartet spätestens im Sommer Insolvenze­n.

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