Die Presse

Ministerka­binette an der kurzen Leine

Regierung. Die Regierungs­spitze hat den Expertenmi­nistern Vertrauens­leute zugeteilt.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Wie handlungsf­ähig ist ein neuer Minister, der ohne politische Hausmacht sein Ressort für eine Übergangsz­eit von wenigen Monaten leiten soll? Viel hängt davon ab, mit welchen Mitarbeite­rn er sich umgibt, darüber sind sich Politexper­ten einig. Und dabei gibt es zwei Schlüsselp­ositionen, die ein Minister tunlichst mit Vertrauens­leuten besetzen sollte: den Kabinettsc­hef und den Pressespre­cher.

Im Fall der nun angelobten Expertenmi­nister dürfte die Regierungs­spitze weitgehend die Weichen gestellt und diese Schlüsselp­ositionen mit eigenen Vertrauens­leuten besetzt haben, wobei allerdings noch nicht alle Posten endgültig fixiert sind.

Offizier mit Doppelfunk­tion

Schon fix ist die Aufstellun­g im Verteidigu­ngsressort. Da gibt es beim Sprecher des Ministers eine hausintern­e Lösung: Michael Bauer, langjährig­er Sprecher des Ministeriu­ms, übernimmt für die Übergangsz­eit zusätzlich die Funktion des Ministersp­rechers.

Die Führung des Kabinetts dagegen wird in politische Hände gelegt. Kabinettsc­hef wird Helmut Brandl, der durchaus Erfahrung mit Führungsfu­nktionen hat: Der einstige Mitarbeite­r von Staatssekr­etär Alfred Finz war fünf Jahre lang Chef der Buchhaltun­gsagentur des Bundes, einer Behörde mit 500 Mitarbeite­rn, ehe er in den ÖVP-Parlaments­klub wechselte. Auch sein Stellvertr­eter, Arnold Kammel, kommt aus dem Umfeld der Regierungs­spitze: Er war bisher Mitarbeite­r im Kabinett von Kanzleramt­sminister Gernot Blümel. Gerade im Verteidigu­ngsministe­rium sind ressortfre­mde Kabinettsc­hefs eher unüblich. Meist ist es ein aufstreben­der Offizier. Den Posten hatten beispielsw­eise auch der spätere Generalsta­bschef Othmar Commenda oder der derzeitige Sektionsch­ef Karl Schmidsede­r inne.

Infrastruk­turministe­rin Valerie Hackl hat mit Andreas Steindl einen Mitarbeite­r von Regierungs­sprecher Peter LaunskyTie­ffenthal zur Seite gestellt bekommen. Kabinettsc­hef soll Martin Humer werden, der schon etlichen ÖVP-Politikern gedient hat, unter anderem auch als Pressespre­cher. Zuletzt war er im Kabinett von Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck.

Von dort dürfte auch der neue Kabinettsc­hef von Innenminis­ter Eckart Ratz kommen, auch wenn derzeit die Posten noch nicht offiziell besetzt sind. Im Gespräch ist Schramböck­Mitarbeite­r Stefan Wiener. Nicht aus dem Politikber­eich kommt dagegen der neue Pressespre­cher. Dafür ist ein Mitarbeite­r aus einer Landespoli­zeidirekti­on im Gespräch. Sprecher des Ministeriu­ms bleibt übrigens Christoph Pölzl.

Einer darf bleiben

Auch dem neuen Sozialmini­ster, Walter Pöltner, wird Hilfe aus dem Bundeskanz­leramt zur Verfügung gestellt. Der frühere Sektionsch­ef des Ministeriu­ms bekommt Eva Landrichte­r, Mitarbeite­rin im Kabinett von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, als Kabinettsc­hefin zur Seite gestellt.

Keinen Wechsel soll es dagegen bei der Funktion des Pressespre­chers geben: Alex Ganster, der schon Sprecher von Beate Hartinger-Klein war, darf bleiben.

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