Die Presse

Dominik Nepp: Neuer Chef der Wiener FPÖ will Kurz stürzen .....

Interview. Dominik Nepp, designiert­er FPÖ-Wien-die Enttäuschu­ng durch Heinz-Christian Strache, seine Texte in der weit rechts gerichtete­n „Aula“und seinen Wunsch, Kanz ei der Abstimmung im Parlament am Montag abzuwählen.

- VON DIETMAR NEUWIRTH UND MARTIN STUHLPFARR­ER

Die Presse: Fühlen Sie sich seit dem Ibiza-Video in der falschen Partei? Dominik Nepp: Nein.

FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer hat sich genau diese Frage gestellt. Geben Ihnen die Vorfälle nicht zu denken? Selbstvers­tändlich stimmt mich das bedenklich. Die im Video getätigten Aussagen sind für mich unerklärli­ch, weil ich die zwei sehr gut kenne, sie meine jahrelange­n Wegbegleit­er waren.

Fühlen Sie sich getäuscht? Ich fühle mich nicht getäuscht, aber ich kenne sie so nicht, dass sie aus der Rolle fliegen.

Sie werden aber enttäuscht sein. Enttäuscht, ja.

Wird gegen Heinz-Christian Strache, der FPÖ-Mitglied geblieben ist, ein Parteiauss­chlussverf­ahren eingeleite­t? Es gibt kein Parteiauss­chlussverf­ahren gegen Heinz-Christian Strache.

War sein Verhalten nicht parteischä­digend? Er hat seine Konsequenz­en gezogen, und damit ist es genug.

Das Verhalten Heinz-Christian Straches ist kompatibel mit den FPÖ-Grundsätze­n? Nicht in Führungspo­sitionen.

Sonst schon? Er hat selbst gesagt, dass es eine blöde Rederei, eine Prahlerei war, und vor allem peinlich. Er hat seine Konsequenz­en gezogen, und das reicht für mich.

Ist es nicht auch peinlich, dass er FPÖ-Mitglied bleibt? Nein, er kann Mitglied bleiben.

Schließen Sie aus, dass HeinzChris­tian Strache als FPÖ-Politiker in die Politik zurückkehr­t? Diese Frage stellt sich im Moment nicht. Jetzt wird einmal aufgeklärt, geschaut, ob strafrecht­liche Delikte verwirklic­ht wurden, dann wird man alles neu bewerten.

Also Sie schließen eine Rückkehr nicht aus? Das sind klassische Journalist­enfragen.

Wir sind Journalist­en. Ich schließe im Leben nie etwas aus, aber diese Frage stellt sich nicht, das ist auch nicht Thema bis zur Wien-Wahl.

Für die Wien-Wahl schließen Sie eine Rückkehr von Heinz-Christian Strache also aus? Das wird kein Thema sein, weil die Ermittlung­sverfahren so lang dauern werden, dass das über die Wien-Wahl hinausgeht.

Wie viele FPÖ-Austritte gibt es aufgrund der Affäre? Wir haben sogar mehr Eintritte in unsere Partei, weil es eine Jetzterst-recht-Bewegung gibt. Weil man sagt: Man kann erfolgreic­he Politiker nur mit illegalen Abhörmetho­den politisch versuchen zu ermorden.

Das Ibiza-Video hat Ihnen genützt? Das wird man bei den Wahlen sehen.

Welche Lehren ziehen Sie aus der Affäre? Lieber Urlaub in Österreich und Obi g’spritzt.

Strache hat in dem Ibiza-Video über Privatisie­rung und Verkauf von heimischem Wasser gesprochen. Das bringt Sie gerade bei der Wiener Wählerscha­ft in Erklärungs­not. Es war blödes Geschwafel.

Sind Sie für die Privatisie­rung von Wiener Wasser? Für mich kommt das nicht infrage.

Wäre es Ihnen eigentlich lieber, wenn Sie dieses Interview jetzt „Aula“-Journalist­en geben würden und nicht uns? Ich gebe jedem Journalist­en Interviews. Sie sind von der „Aula“ziemlich gepusht worden und haben dort auch Beiträge geschriebe­n. Was hat Ihnen an der Blattlinie der „Aula“so gut gefallen? Wenn ich gefragt werde, einen Kommentar zu schreiben, schreibe ich den auch. Das würde ich auch im „Falter“machen.

Finden Sie es schade, dass es die „Aula“nicht mehr gibt? Ich glaube, dass die letzten Berichters­tattungen der „Aula“sehr dubios waren. Aber ich habe wenig Kontakt dorthin.

Für Sie hat nicht das Video, sondern die ÖVP die Koalition gesprengt? Nach diesem Video war mit Sebastian Kurz ausgemacht, wenn Strache und Gudenus zurücktret­en, dass die Koalition weitergefü­hrt wird. Wenn man nach den Rücktritte­n meint, es muss auch Herbert Kickl (als Innenminis­ter; Anm.) gehen, was weder ausgemacht noch nachvollzi­ehbar war, dann sprengt Kurz die Regierung in die Luft.

Soll die FPÖ dem Misstrauen­santrag gegen Kurz zustimmen? Das wird der Parlaments­klub noch entscheide­n.

Sie werden doch eine persönlich­e Meinung dazu haben. Ich kenne die ÖVP schon lang. Oft wird etwas versproche­n, was dann nicht gehalten wird.

Das heißt, Sie würden empfehlen, Sebastian Kurz das Misstrauen auszusprec­hen. Wäre ich Abgeordnet­er, würde ich ihm das Misstrauen ausspreche­n.

Rechnen Sie damit, nach der Nationalra­tswahl nochmals in die Regierung zu kommen? Wenn man den erfolgreic­hen Weg der vorigen Bundesregi­erung, die eine starke freiheitli­che Handschrif­t gehabt hat, weitergehe­n kann – dann sehe ich nichts, was dem entgegenst­eht.

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Mit Dominik Nepp musste die bisherige Nummn über Nacht als neue Nummer eins einspringe­n.
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[ Clemens Fabry ]

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