Dominik Nepp: Neuer Chef der Wiener FPÖ will Kurz stürzen .....
Interview. Dominik Nepp, designierter FPÖ-Wien-die Enttäuschung durch Heinz-Christian Strache, seine Texte in der weit rechts gerichteten „Aula“und seinen Wunsch, Kanz ei der Abstimmung im Parlament am Montag abzuwählen.
Die Presse: Fühlen Sie sich seit dem Ibiza-Video in der falschen Partei? Dominik Nepp: Nein.
FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer hat sich genau diese Frage gestellt. Geben Ihnen die Vorfälle nicht zu denken? Selbstverständlich stimmt mich das bedenklich. Die im Video getätigten Aussagen sind für mich unerklärlich, weil ich die zwei sehr gut kenne, sie meine jahrelangen Wegbegleiter waren.
Fühlen Sie sich getäuscht? Ich fühle mich nicht getäuscht, aber ich kenne sie so nicht, dass sie aus der Rolle fliegen.
Sie werden aber enttäuscht sein. Enttäuscht, ja.
Wird gegen Heinz-Christian Strache, der FPÖ-Mitglied geblieben ist, ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet? Es gibt kein Parteiausschlussverfahren gegen Heinz-Christian Strache.
War sein Verhalten nicht parteischädigend? Er hat seine Konsequenzen gezogen, und damit ist es genug.
Das Verhalten Heinz-Christian Straches ist kompatibel mit den FPÖ-Grundsätzen? Nicht in Führungspositionen.
Sonst schon? Er hat selbst gesagt, dass es eine blöde Rederei, eine Prahlerei war, und vor allem peinlich. Er hat seine Konsequenzen gezogen, und das reicht für mich.
Ist es nicht auch peinlich, dass er FPÖ-Mitglied bleibt? Nein, er kann Mitglied bleiben.
Schließen Sie aus, dass HeinzChristian Strache als FPÖ-Politiker in die Politik zurückkehrt? Diese Frage stellt sich im Moment nicht. Jetzt wird einmal aufgeklärt, geschaut, ob strafrechtliche Delikte verwirklicht wurden, dann wird man alles neu bewerten.
Also Sie schließen eine Rückkehr nicht aus? Das sind klassische Journalistenfragen.
Wir sind Journalisten. Ich schließe im Leben nie etwas aus, aber diese Frage stellt sich nicht, das ist auch nicht Thema bis zur Wien-Wahl.
Für die Wien-Wahl schließen Sie eine Rückkehr von Heinz-Christian Strache also aus? Das wird kein Thema sein, weil die Ermittlungsverfahren so lang dauern werden, dass das über die Wien-Wahl hinausgeht.
Wie viele FPÖ-Austritte gibt es aufgrund der Affäre? Wir haben sogar mehr Eintritte in unsere Partei, weil es eine Jetzterst-recht-Bewegung gibt. Weil man sagt: Man kann erfolgreiche Politiker nur mit illegalen Abhörmethoden politisch versuchen zu ermorden.
Das Ibiza-Video hat Ihnen genützt? Das wird man bei den Wahlen sehen.
Welche Lehren ziehen Sie aus der Affäre? Lieber Urlaub in Österreich und Obi g’spritzt.
Strache hat in dem Ibiza-Video über Privatisierung und Verkauf von heimischem Wasser gesprochen. Das bringt Sie gerade bei der Wiener Wählerschaft in Erklärungsnot. Es war blödes Geschwafel.
Sind Sie für die Privatisierung von Wiener Wasser? Für mich kommt das nicht infrage.
Wäre es Ihnen eigentlich lieber, wenn Sie dieses Interview jetzt „Aula“-Journalisten geben würden und nicht uns? Ich gebe jedem Journalisten Interviews. Sie sind von der „Aula“ziemlich gepusht worden und haben dort auch Beiträge geschrieben. Was hat Ihnen an der Blattlinie der „Aula“so gut gefallen? Wenn ich gefragt werde, einen Kommentar zu schreiben, schreibe ich den auch. Das würde ich auch im „Falter“machen.
Finden Sie es schade, dass es die „Aula“nicht mehr gibt? Ich glaube, dass die letzten Berichterstattungen der „Aula“sehr dubios waren. Aber ich habe wenig Kontakt dorthin.
Für Sie hat nicht das Video, sondern die ÖVP die Koalition gesprengt? Nach diesem Video war mit Sebastian Kurz ausgemacht, wenn Strache und Gudenus zurücktreten, dass die Koalition weitergeführt wird. Wenn man nach den Rücktritten meint, es muss auch Herbert Kickl (als Innenminister; Anm.) gehen, was weder ausgemacht noch nachvollziehbar war, dann sprengt Kurz die Regierung in die Luft.
Soll die FPÖ dem Misstrauensantrag gegen Kurz zustimmen? Das wird der Parlamentsklub noch entscheiden.
Sie werden doch eine persönliche Meinung dazu haben. Ich kenne die ÖVP schon lang. Oft wird etwas versprochen, was dann nicht gehalten wird.
Das heißt, Sie würden empfehlen, Sebastian Kurz das Misstrauen auszusprechen. Wäre ich Abgeordneter, würde ich ihm das Misstrauen aussprechen.
Rechnen Sie damit, nach der Nationalratswahl nochmals in die Regierung zu kommen? Wenn man den erfolgreichen Weg der vorigen Bundesregierung, die eine starke freiheitliche Handschrift gehabt hat, weitergehen kann – dann sehe ich nichts, was dem entgegensteht.