Die Chefin des slowakischen Atomaufsichtsamts, Marta Ziakovˇ´a, kritisiert im „Presse“-Gespräch Österreichs Protest und nimmt zu Berichten über Mängel Stellung.
AKW Mochovce.
„Es lässt sich schwer eine vernünftige Diskussion mit jemandem führen, der schon von vornherein Worte wie Schrottreaktor verwendet, ganz unabhängig davon, ob er das Kraftwerk gesehen hat oder nicht.“Das sagt Marta Zˇiakova´, Chefin des slowakischen Atomaufsichtsamts UJD, im Interview mit der „Presse“. Sie kritisiert damit den Protest in Österreich gegen das slowakische Atomkraftwerk Mochovce. „Diese Boulevardsprache hilft nicht dabei, dass alle gemeinsam am Ziel arbeiten, die Sicherheit zu erhöhen. Das schafft nur ein kontraproduktives Klima des gegenseitigen Misstrauens zwischen Österreich und der Slowakei.“
Dass sich die Umweltorganisation Global 2000 vor der geplanten Eröffnung nochmals auf Mochovce einschieße, sei zu erwarten gewesen. Mehr kränke sie jedoch das Verhalten österreichischer Regierungsvertreter, bedauert Zˇiakova´: „Auf der Grundlage von bilateralen Vereinbarungen organisieren wir regelmäßige Treffen zum Informationsaustausch, sowohl mit dem Landwirtschaftsministerium als auch mit Vertretern der Bundesländer.“Bedenken sollten zunächst bei diesen offiziellen Konsultationen diskutiert und dann erst in den Medien verkündet werden. Die Betreiberfirma habe inzwischen von sich aus eine Einladung an die Internationale Atomenergieagentur IAEA zu einer Kontrollmission ausgesprochen.
Schon die Inbetriebnahme von Mochovce 1 und 2 vor über 20 Jahren war von massiven Protesten aus Österreich begleitet. Schon damals prangte das Wort „Schrottreaktor“auf den Titelseiten. Die Chefin der Atomaufsicht betont, dass die regelmäßigen Berichte des UJD einen weitgehend klaglosen Betrieb aller vier slowakischen Reaktorblöcke (je zwei in Jaslovske´ Bohunice und Mochovce) belegen. Die zwei gravierendsten Probleme hätten einen Fehler beim Austausch von Sicherheitsventilen im AKW Bohunice und einen Bedienungsfehler im Rahmen einer Dichtungskontrolle in Mochovce betroffen, beteuert Zˇiakova´. Gefährlich sei beides nicht gewesen, „aber in einem AKW muss einfach alles tadellos funktionieren“.
Entsprechend unzufrieden zeigt sie sich mit dem Verlauf des Mochovce-Ausbaus. Die Blöcke 3 und 4 hätten nach ursprünglichen Plänen schon 2012 und 2013 in Betrieb gehen sollen. Tatsächlich sind noch immer nicht alle Bedingungen für die Zustimmung des UJD erfüllt, ohne die keine Brennstäbe in den Reaktor eingeführt werden dürfen. Es sei keine glückliche Entscheidung gewesen, dass die Betreiberfirma selbst für den Bau zuständig sein wollte, meint Zˇiakova´. Sie verweist auf mehrfache ProjektmanagerWechsel sowie Zwistigkeiten über Lieferund Zahlungsrückstände mit Zulieferern, von denen ein Teil 2015 pleiteging.
„Nicht zuletzt der Ausstieg der Baufirma Strabag hat das Projekt lang aufgehalten, weil sie zugleich auch ihren Zulieferfirmen die weitere Beteiligung untersagte.“Der von Global 2000 als Kronzeuge für Baumängel zitierte Mario Zadra habe zunächst gute Arbeit geleistet, indem er bei seinen Überprüfungen zahlreiche Dokumentationsmängel feststellte, anerkennt Zˇiakova´. Vermutlich von seinen Beobachtungen ausgehend seien dann aber in sozialen Netzen unter dem Autorennamen Simonetta Tokareva Hinweise auf in Wahrheit bereits geklärte Mängel verbreitet worden. Nicht richtig seien in Österreich verbreitete Behauptungen, der „Reaktor sei löchrig wie ein Schweizer Käse“und bei einem Erdbeben einsturzgefährdet, behauptet Zˇiakova´. Die Mochovce-Reaktoren verfügten über ein mit westeuropäischen Bautypen gleichwertiges Containment.
Was den Test- und Genehmigungsprozess noch aufhalte, seien Probleme wie nicht mit der Projektvorgabe übereinstimmende Kabel. „Es geht durchwegs um Fehler, die sich korrigieren lassen“, betont Zˇiakova´. „Für uns geht es nur darum, wann alle Sicherheitskriterien erfüllt sind. Das wird optimistisch geschätzt irgendwann im Herbst sein.“Dann plane ihr Amt die Veröffentlichung des Berichts im Internet und eine Verhandlung mit Einspruchsmöglichkeiten. „Auch wenn dann aus unserer Sicht alles in Ordnung sein sollte, wird es wohl zumindest von Atomgegnern noch Einsprüche geben.“