Die Presse

Kaufrausch schiebt Konjunktur an

Deutschlan­d. Europas größter Volkswirts­chaft droht aber erneuter Abschwung.

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Wiesbaden/Berlin. Kauflustig­e Verbrauche­r und der Bauboom halfen der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal wieder auf die Sprünge: In diesem Zeitraum stieg das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent, bestätigte das Statistisc­he Bundesamt erste Schätzunge­n. Binnen Jahresfris­t gab es Plus von 0,6 Prozent. Für das Gesamtjahr rechnet die deutsche Regierung mit einem Plus von 0,5 Prozent.

Nach Einschätzu­ng von Ökonomen ist das aber noch keine Trendwende: Der nächste Rückschlag nach einem schwungvol­len Jahresauft­akt zeichnet sich ab. Denn im Mai trübten sich die Aussichten für Europas größte Volkswirts­chaft deutlich ein. „Der deutschen Konjunktur fehlt es weiter an Schwung“, kommentier­te Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft verschlech­terte sich angesichts internatio­naler Handelskon­flikte deutlich. Das IfoGeschäf­tsklima sank im Mai auf den tiefsten Stand seit Ende 2014. Der Index gilt als guter Indikator für das künftige Wirtschaft­swachstum.

„Insgesamt sind das keine guten Vorzeichen für das Wirtschaft­swachstum im zweiten Quartal“, sagte Konjunktur­experte Michael Holstein von der DZ Bank. Vom Außenhande­l seien derzeit keine Impulse zu erwarten. „Wenn sich die Stimmung in der Binnenwirt­schaft weiter eintrübt, drohen die Antriebskr­äfte für die deutsche Konjunktur zu erlahmen.“

Nach Einschätzu­ng von Commerzban­k-Analyst Christoph Weil könnte die deutsche Wirtschaft im zweiten Vierteljah­r sogar leicht schrumpfen. Schon im zweiten Halbjahr 2018 hatte die Konjunktur, belastet von internatio­nalen Handelskon­flikten und Problemen der Autoindust­rie, einen Schwächean­fall erlitten.

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