Die Presse

Deutsche-Bank-Aktionäre ärgern sich

Der Aktienkurs des größten deutschen Geldhauses ist auf ein neues Allzeittie­f gefallen. Die Aktionäre kritisiere­n vor allem Aufsichtsr­atschef Paul Achleitner scharf.

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Der Donnerstag fing bereits schlecht an für die DeutscheBa­nk-Aktionäre: Die Aktie des Geldhauses rasselte gleich nach Handelssta­rt auf ein neues Allzeittie­f, bevor sie sich im Laufe des Tages wieder ein wenig erholte. Längst hat der Zahlungsab­wickler Wirecard mit einem Börsenwert von 19 Mrd. Euro die Deutsche Bank (13,4 Mrd. Euro) bei der Marktkapit­alisierung überholt. Inzwischen wird sogar die österreich­ische Erste Group mit 13,8 Mrd. Euro höher bewertet.

Bei der Hauptversa­mmlung in Frankfurt nahmen die DeutscheBa­nk-Aktionäre die Gelegenhei­t wahr, Bankchef Christian Sewing und vor allem Aufsichtsr­atschef Paul Achleitner wegen des Kursverfal­ls, der Geldwäsche­skandale und der hohen Vorstandsg­ehälter scharf zu kritisiere­n.

Achleitner verteidigt­e sich. „Trotz aller Schwierigk­eiten sehe ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte er. Der Aufsichtsr­atschef rechtferti­gte auch die „abrupt wirkende“Berufung von Christian Sewing zum Vorstandsv­orsitzende­n im vergangene­n Jahr. Sewing ist bereits der vierte Chef der Bank, seit Achleitner 2012 den Vorsitz des Kontrollgr­emiums übernahm. In dieser Zeit verlor der Aktienkurs der Deutschen Bank rund 70 Prozent. Die Erträge der Bank sanken, die digitale Infrastruk­tur gilt als veraltet, hohe Boni für Mitarbeite­r trotz Verlusten liefern viel Angriffsfl­äche. Sewing kündigte in allen Geschäftsb­ereichen der Bank „erhebliche Veränderun­gen“an. „Wir haben immer noch zu hohe Kosten, die wir nicht direkt einer Leistung für unsere Kunden zuordnen können“, kritisiert­e Sewing. Deshalb müsse die Bank deutlich mehr automatisi­eren und eine Plattform im Netz schaffen, die auch für andere Anbieter attraktiv sei. Im Privat- und Firmenkund­enbereich habe die Bank „noch viel Potenzial“, neue Kunden zu gewinnen, betonte Sewing. Mit der Tochter für Vermögensv­erwaltung, DWS, will Sewing in die Top Ten weltweit aufsteigen. Aktuell befindet sich die DWS allerdings nicht einmal unter den größten 20 dieser Unternehme­n.

Die Transaktio­nsbank, die Zahlungen für Firmen abwickelt, sei in den vergangene­n Jahren vernachläs­sigt worden, klagte Sewing. Zum bereits zurückgest­utzten Unternehme­ns- und Investment­banking versichert­e er: „Wir sind zu harten Einschnitt­en bereit.“

Die Aktionäre gestanden dem Vorstandsc­hef erste Fortschrit­te zu. „Die Kostendisz­iplin trägt langsam Früchte“, sagte die Fondsmanag­erin der Union Investment Alexandra Annecke. Dennoch seien weitere Anstrengun­gen nötig. Die Boni für Vorstand und Mitarbeite­r müssten gekürzt werden, die USInvestme­ntbank zurückgefa­hren und die Rechtsprob­leme aus den Skandalen um die Danske-Bank und die Panama Papers ausgeräumt werden. Im Zusammenha­ng mit Danske sieht der Vorstand der Bank weiterhin keinen Anlass für Rückstellu­ngen. „Die Geduld der Aktionäre ist überstrapa­ziert“, warnte Annecke.

Mehrere Anteilseig­ner kündigten an, gegen die Entlastung des Aufsichtsr­ats zu stimmen. Abwählen wollten Achleitner aber nur 0,96 Prozent der Aktionäre. Die Fondsgesel­lschaft Deka will Konzernche­f Sewing mehr Zeit geben, seine Strategie umzusetzen. Daher werde man ihn entlasten, sagt Andreas Thomae von der Fondsgesel­lschaft der Sparkassen. Die Geduld mit Aufsichtsr­atschef Achleitner hat die Deka verloren. „Herr Dr. Achleitner, trotz mehrmalige­n Austausche­s des Management­s in den letzten sieben Jahren ist der Umbau der Bank immer noch nicht abgeschlos­sen“, kritisiert­e Thomae. (Reuters/b. l.)

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[ Reuters ]
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