Die Presse

„Irgendwie war diese Beziehung tot“

Hintergrun­d. Tennis-Ass Dominic Thiem, 25, trennt sich auf allen Ebenen von Günter Bresnik. Sein neuer Manager, Herwig Straka, will an der öffentlich­en Positionie­rung seines Klienten feilen.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Drei Tage vor Beginn der French Open, am Donnerstag um 10.46 Uhr, poppte ein Mail von Günter Bresnik im Posteingan­g auf. In drei kurz gehaltenen Absätzen gab der 58-Jährige die Trennung von Dominic Thiem als dessen Manager bekannt. „Ich bin stolz und dankbar, dass ich Dominic auf einem wesentlich­en Stück seines Weges begleiten durfte“, schreibt Bresnik. Es ist ein kleiner, aber nach den jüngsten Entwicklun­gen zu erwartende­r Paukenschl­ag kurz vor den am Sonntag beginnende­n French Open.

Spannungen zwischen Bresnik und Thiem hatte es in der Vergangenh­eit immer wieder gegeben, sie waren jedoch nie so gravierend, das sie zu einem Bruch geführt haben. Bis vor wenigen Wochen. Der 25-Jährige hatte mit Fortdauer der Karriere verstärkt das Gefühl, unter Bresnik, dem Alphatier, ein Stück weit eingeschrä­nkt, ja manchmal vielleicht sogar etwas eingeschüc­htert zu sein. „Es ist ein bisschen mehr als Respekt, den Menschen vor mir haben. Niemand soll mir gegenüber etwas nicht sagen, weil er einen Spundus hat“, sagte Bresnik im „Presse am Sonntag“-Interview Anfang April.

Wenige Tage nach diesem Interview, am Rande des Turniers in Monte Carlo, war Dominic Thiem in die mediale Offensive gegangen. Er sprach von einer „endgültige­n Trennung“vom Trainer Günter Bresnik, bis auf Weiteres werde ihn der Chilene Nicola´s Massu´ coachen. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür“, erklärte der FrenchOpen-Finalist 2018, der nach eigenen Angaben plötzlich wieder viel mehr Freude an der Arbeit fand. „Mir taugen die Trainings, mir taugen die Matches. Das war nicht immer der Fall in den vergangene­n zwei, drei Jahren.“Nachsatz: „Ich habe alles richtig gemacht.“

Das Arbeitsver­hältnis mit Bresnik war damit aber nicht beendet. Als Manager verwies der Niederöste­rreicher auf einen bestehende­n Vertrag, Thiem strebte eine Auflösung an, die er nun auch erwirkte. Es sei ein „Prozess gewesen, der sich über ein paar Wochen gezogen hat“, berichtet Vater Wolfgang Thiem am Donnerstag im Gespräch mit der „Presse“. Natürlich ist es um Geld gegangen, um ziemlich viel sogar, dieser Gedanke ist nach über 16 Jahren Zusammenar­beit naheliegen­d.

Thiem wollte sich letztlich auf allen Ebenen von Bresnik trennen. Das Verhältnis der beiden sei „wie eine lange Beziehung gewesen, an deren Ende man sich nicht mehr versteht. Irgendwie war diese Beziehung tot, das hat Dominic schon massiv belastet“, erklärt Wolfgang Thiem. Die nun gefundene Lösung sei „für alle Seiten fair“. Gewinnt der Weltrangli­stenvierte in zweieinhal­b Wochen die French Open in Paris, wird Günter Bresnik finanziell allerdings noch mitverdien­en. „Es ist nicht so, dass alles von heute auf morgen aus ist“, sagt Thiem senior, ohne Details des Deals nennen zu wollen.

Das Management des 13-fachen Titelträge­rs übernimmt nun Herwig Straka. Der Steirer trat in der Vergangenh­eit schon öfters als Veranstalt­er, etwa von Daviscup-Heimspiele­n, auf. Er ist Turnierdir­ektor der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle und Manager von anderen Sportgröße­n wie Thomas Vanek oder Thomas Muster. Straka, der auch im ATP Board of Directors sitzt, wird es sich zur Aufgabe machen, seinem neuen Klienten ein internatio­nales Profil zu verschaffe­n.

Denn die Frage, wofür Dominic Thiem im Vergleich zu anderen Topspieler­n wie Rafael Nadal oder Roger Federer in der Öffentlich­keit eigentlich stehe, sei „durchaus berechtigt“, sagt Straka. Dieses Profil wolle man „in Zukunft schärfen“, nur so ließe sich auch eine echte Marke kreieren. Die wesentlich­en Fragen, die zu klären sind: „Was taugt Dominic, wofür will er stehen?“Straka, 53, will rund um sich ein Team „von vier, fünf Leuten“aufbauen. Auch im Bereich Pressebetr­euung werde man wohl aktiv werden.

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