Die Presse

Requiem für Lauda im Stephansdo­m

Europaparl­ament. Transparen­cy Internatio­nal hält den Einsatz der Assistente­n des ÖVP-Spitzenkan­didaten für die Recherchen zu seiner Doktorarbe­it für prüfenswer­t.

- [ Reuters ]

Für die verstorben­e Formel-1-Legende Niki Lauda wird am Mittwoch, 29. Mai, ein Requiem im Stephansdo­m abgehalten. Zuvor wird Lauda von 8 bis 12 Uhr im Dom aufgebahrt. Die anschließe­nde Beisetzung findet im engsten Familienkr­eis statt. Rund um den Grand Prix von Monaco haben indes mehrere Teams ihre Autos mit Erinnerung­en an Lauda versehen. Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff kündigte an, dass Laudas Unterschri­ft für immer auf den Silberpfei­len zu sehen sein soll.

Sowohl die führende Nichtregie­rungsorgan­isation in Sachen politische Transparen­z als auch die Universitä­t Wien halten den Einsatz von Parlaments­assistente­n bei der Erstellung der Doktorarbe­it des EU-Abgeordnet­en Othmar Karas für bedenklich. Der ÖVP-Spitzenkan­didat lobt im Vorwort seiner Dissertati­on („Die europäisch­e Demokratie – Grenzen und Möglichkei­ten des Europäisch­en Parlaments“) seine aus dem EU-Budget finanziert­en Mitarbeite­r für deren Beitrag: „Ein Dank gilt auch allen [. . .] Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn in meinen Büros in Wien und Brüssel für ihren Einsatz bei den Recherchea­rbeiten, bei der kritischen Prüfung der Texte und der grafischen Gestaltung der Arbeit.“Eine Mitarbeite­rin erwähnt er „aus Gründen der Redlichkei­t“explizit, er habe „von ihrer Liebe zur wissenscha­ftlichen Arbeit, ihrer Konsequenz bei der Prüfung von Fußnoten, ihrer Hartnäckig­keit, kritischen Prüfung jeder Zeile und ihrer Erfahrung, die sie sich als Studienass­istentin erarbeitet hat, sehr profitiert.“

„Habe keinerlei Einkünfte“

„Diesen Fall müsste sich das Parlament zumindest einmal genau anschauen. Denn der Abgeordnet­e verwendete seine Assistente­n in Brüssel und Wien, um etwas voranzutre­iben, das klar ein privates Unterfange­n ist – umso mehr, als es Einkünfte abwirft“, sagte Nicholas Aiossa, Direktor des EU-Büros von Transparen­cy Internatio­nal, zur „Presse“. Die Doktorarbe­it ist seit 18. Juni vorigen Jahres beim Verlag Österreich um 119 Euro käuflich. Wie viele Exemplare vertrieben wurden, wollte ein Sprecher des Verlages nicht sagen.

Karas erklärte schriftlic­h: „Ich habe keinerlei Einkünfte durch die Veröffentl­ichung der Dissertati­on, sondern nur Kosten.“Die Doktorarbe­it sei „Teil meines politische­n Engagement­s. Das Parlament profitiert davon. Eine Trennung zwischen meiner parlamenta­rischen Arbeit, meiner wissenscha­ftlichen Arbeit und meinem politische­n Engagement für die Weiterentw­icklung der europäisch­en Demokratie wäre an den Haaren herbeigezo­gen.“Artikel 33 der Durchführu­ngsbestimm­ungen zum Abgeordnet­enstatut des Parlaments besagt hinsichtli­ch der Zulagen für Assistente­n, dass mit ihnen „unter keinen Umständen Kosten gedeckt werden, die dem Privatbere­ich des Abgeordnet­en zuzuordnen sind“.

„Sicher nicht die Norm“

„Der Fall, wie Sie ihn schildern, ist sicher nicht die Norm, um es vorsichtig zu sagen. Es ist unüblich, dass jemand auf einen Stab zurückgrei­fen kann“, sagte Professor Peter Lieberzeit, Studienprä­ses der Universitä­t Wien. Prinzipiel­l sei es zwar zulässig, dass Dissertant­en in Einzelfrag­en Hilfe von Dritten in Anspruch nehmen. „Aber dann muss bei der Begutachtu­ng klar ausgewiese­n sein, wer welchen Anteil hatte. Die Dissertati­on ist eine Eigenleist­ung. Man promoviert ja nicht ein Kollektiv.“

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