Die Presse

Indiens „Kennedys“gerieten unter die Räder Modis

Gandhi-Clan. Ist Rahul Gandhi der richtige Mann für die Erneuerung der traditions­reichen Kongress-Partei?

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Rahul Gandhi wollte das Debakel, das Wählerbefr­agungen seiner Kongress-Partei voraussagt­en, anfangs nicht wahrhaben. Doch sie sollten sich bestätigen: Die Regierungs­partei BJP, die Hindu-Nationalis­ten um Premier Narendra Modi, errang mit fast 300 Sitzen die absolute Mehrheit im 542-köpfigen Parlament. Währenddes­sen erzielte die Kongress-Partei, die Heimat des Gandhi-Clans, lediglich rund 50 Mandate. Rahul Gandhi verlor sogar den Stammsitz der Dynastie in ihrer Hochburg Amethi im bevölkerun­gsreichste­n Bundesstaa­t Uttar Pradesh. Er zieht nun über seinen Zweitsitz im südindisch­en Kerala ins Parlament ein.

Manche rufen jetzt nach einem Ende der Nehru-Gandhi-Dynastie, der indischen „Kennedys“. Rahuls Urgroßvate­r Jawaharlal Nehru führte das Land als einer der Gründervät­er 17 Jahre lang, Großmutter Indira Gandhi regierte 15 Jahre und Vater Rajiv fünf Jahre. Die Familie leistete einen hohen Tribut: Indira und Rajiv Gandhi ließen bei Attentaten ihr Leben. Sonia Gandhi, Rajivs italienisc­hstämmige Frau, übernahm widerwilli­g die Führung der Partei, überließ die Premiermin­isterposte­n aber anderen.

Sohn Rahul war indes auserkoren, das Familiener­be weiterzufü­hren. Als zu jung, unerfahren und elitär taten die Gegner den inzwischen 48-Jährigen ab. Es fehle ihm – im Gegensatz zu seiner Schwester Priyanka – an Ambition und politische­m Talent, hieß es. Kritiker werfen ihm vor, in Krisenzeit­en lieber nach Italien abzutauche­n. Oder verdächtig­en ihn gar, einen britischen Zweitpass zu besitzen. Um der nationalis­tisch-populistis­chen Strömung Genüge zu tun, die Modi bedient, tourte Rahul in Begleitung Priyankas durch die Tempel des Subkontine­nts. Doch der Partei hängt ein korruptes Image an. Nun steht die KongressPa­rtei vor einer Erneuerung – und viele fragen, ob Rahul noch der richtige Mann dafür ist. (vier)

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