Schönes Schattendasein
Sonnenschutz. Markise, Segel oder doch eine Pergola? Was auf Terrasse und Balkon wann sinnvoll ist, was derzeit besonders angesagt ist und was mit Imageproblemen zu kämpfen hat.
Das halbe Jahr redet man darüber, dass sie zu selten zu sehen ist – sobald die Sonne dann aber kräftig scheint, ist es meist auch bald wieder zu viel, zumal in Zeiten großer Glasflächen. Deshalb zählen nicht nur Rollos und andere Beschattungssysteme vor den Fenstern bei Bürogebäuden und zumindest den etwas teureren Privatwohnungen inzwischen zum State of the Art – es kommt auch kaum eine Terrasse oder ein Balkon ohne entsprechenden Schutz aus. Vom schlichten Sonnenschirm bis zur angebauten Pergola reichen die Optionen. Was wo sinnvoll ist, ist nicht nur eine Frage des Budgets, sondern auch der Lage und der Anforderungen, die erfüllt werden sollen.
IDer Klassiker: Sonnenschirm. Sind das Budget und die zu beschattende Fläche eher überschaubar, ist ein Sonnenschirm meist die beste Option. „Er lässt sich flexibel genau da aufstellen, wo ich Schatten haben will, und dann noch durch das Abknicken entsprechend adaptieren, um beispielsweise eine tief stehende Sonne abzuschirmen“, weiß Birgit Fischer-Radulescu, Inhaberin von Purpurgrün Gartenarchitektur. Ein weiterer Vorteil des Klassikers sei das recht problemlose Austauschen des Bezugs, „denn nach zwei bis drei Jahren sind die Stoffe trotz Imprägnierungen nicht mehr besonders schön“, berichtet die Gartenplanerin. Der Nachteil der hübschen Schirme liegt dagegen in ihrer hohen Windempfindlichkeit – und dieser bläst gerade auf Dachterrassen gern kräftig. Weshalb hier das Gewicht am Fuß das Um und Auf ist und sich in Sachen Qualität die Spreu vom Weizen trennt: „Da sollte man schon an die 150 Kilogramm Gewicht haben“, nennt Franz Manasek, Inhaber von Dolenz Sonnenschutz, einen allgemeinen Richtwert.
IEtwas angeschlagen: Markise. Wo ständig Wind herrscht, ist daher die gute alte Markise eine bessere Option als der Sonnenschirm, denn diese lässt sich bei zu viel Wind schlicht und schnell einfahren. Allerdings benötigt eine Markise entsprechende Befestigungsmöglichkeiten, und diese sind nicht immer gegeben, wie Manasek erklärt: „Beispielsweise bei
manchen Fertigteilhäusern ist das Anbringen einer Markise nicht möglich.“Auch bei Dachterrassen fehlt mitunter eine Befestigungsmöglichkeit. Davon abgesehen sind sie momentan nicht wahnsinnig populär, wie Manfred Janda, Geschäftsführer von Schattenmacher, berichtet: „Derzeit läuft fast alles der Markise den Rang ab“, weiß er um das etwas in Mitleidenschaft gezogene, leicht altmodische Image der guten alten Terrassenbeschattung.
Dabei hat sie sich technisch seit den gelb-weiß-gestreiften Exemplaren mit Handkurbel mächtig weiterentwickelt. Sie ist heute fast ausnahmslos elektronisch bedienbar und lässt sich gut in die BUSSysteme vernetzter Häuser integrieren. Außerdem ist sie nur dann da, wenn man sie auch sehen will, nimmt an weniger sonnigen Tagen kein Licht weg und braucht kaum Platz. Allerdings ist sie auf den horizontalen Schatten beschränkt – wenn es um vertikalen Sonnenoder Windschutz geht, muss die Markise also leider passen.
Weiter angesagt: Sonnensegel. Hier kommt dann die schickere Schwester, das Sonnensegel, ins Spiel. „Und das ist derzeit der absolute Liebling, vor allem der Frauen“, kennt Janda die Vorlieben der
IKundschaft. Wie alles, was gerade angesagt ist, haben auch die Segel ihren Preis. Zumindest diejenigen, die nicht nur optisch, sondern auch technisch etwas können, wie Fischer-Radulescu berichtet. „Hinter jenen Modellen, die die Windlast berücksichtigen und sich entsprechend einrollen, steckt eine Technik, die die Segel entsprechend teuer macht“, so die Gartenarchitektin. Wer ohne diese auskommt und mit einem schlichten Segel zum Ein- und Aushängen glücklich ist, kann dagegen auch mit günstigen Varianten stylischen Schutz vor zu viel Sonne bekommen. „Und sich mit einem Segel auch gegen die tief stehende Sonne auf einer Westterrasse schützen“, erklärt Janda.
Entscheidend für die Wahl von Beschattungen sind – neben dem persönlichen Geschmack und den finanziellen Möglichkeiten – vor allem drei Faktoren:
Besonders in windreichen Gegenden sollte man auch über speziellen Windschutz nachdenken, der vielleicht auch unabhängig vom Sonnenschutz verwendet werden kann – etwa in der weniger sonnigen Übergangszeit.
Der Allrounder: Pergola. Schutz in alle Richtungen bei Wind und Wetter bietet bei entsprechendem Platz und Budget die Pergola – ein raumbildender Pfeileroder Säulengang, oft mit Kletterpflanzen bewachsen. Zur Auswahl stehen neben Holz-, Metall- oder Steingerüsten für den Rahmen alle erdenklichen Materialien und Konzepte für den Schattenschutz. Bei den nicht pflanzlichen Dächern dominieren vor allem zwei Modelle, wie Janda erklärt: „Zum einen sind das Dächer aus PVCPlanen, zum anderen Lamellendächer, die jetzt zunehmen, weil die Qualität immer besser wird.“
Wer damit leben kann, dass auch ein paar Spinnen in der Pergola wohnen, kann in den Genuss natürlichen Schattens kommen, „der immer der beste ist, weil er durch die Verdunstung zusätzlich kühlt“, wie Fischer-Radulescu erklärt. Hier reichen die Optionen von der Rosenlaube bis zur Weinberankung. Wer sich vor Bienen nicht fürchtet, kann auch Früchte tragende Pflanzen wie Minikiwis setzen. „Wichtig ist dabei, sich beraten zu lassen, welche Rankhilfen die Pflanzen brauchen“, betont die Gartenexpertin, „den das ist unterschiedlich. Manche brauchen Seile, andere Gitter oder dickere Stangen.“
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