Die Presse

Hingucker mit vielen Talenten

Sie sind nicht nur ein Schutz für das Auto: Sie können auch Strom erzeugen oder einen Beitrag zum Stadtklima leisten.

- VON MICHAEL LOIBNER

Wer in seinem Carport ausschließ­lich einen Unterstand für sein Auto sieht, hat entweder keine Ahnung von modernem Design oder ist ein unbelehrba­rer Pragmatike­r. Denn ein Carport anno 2019 kann mehr, als ein darunter geparktes Vehikel vor Wetterunbi­lden, UV-Strahlen oder Vogelkot zu schützen.

Für jene, die Wert auf Äußeres legen, ist ein Carport zunächst einmal eine Möglichkei­t, ihr Eigenheim optisch zu tunen. Einfach ein Blechdach auf Stelzen neben das Wohnhaus stellen, das war gestern. „Immer mehr Autobesitz­er legen Wert auf individuel­le Lösungen, die sich optimal in die Umgebung fügen“, sagt Markus Schweighof­er, technische­r Leiter bei Svoboda Metalltech­nik aus Sebersdorf. Das oststeiris­che Unternehme­n stellt Carports aus Aluminium her – ein Material, von dem der Experte sagt, dass es aufgrund seines geringen Gewichts und der Möglichkei­t, es dank Pulverbesc­hichtung in zahlreiche­n Farbvarian­ten anzubieten, eine Vielfalt an gestalteri­schen Optionen eröffnet. Auch was die Form betrifft, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, sieht man davon ab, dass die Statik so ausgelegt sein muss, dass das Dach im

Winter die Schneelast trägt. Mit einem Giebeldach kann der Unterstand zu einem Wohnhauszw­illing werden, ein Bogendach garantiert den Hinguckere­ffekt.

Allzu aufwendig und verspielt muss es aber gar nicht sein. „Gerade bei individuel­len Lösungen setzen viele auf Schlichthe­it und Geradlinig­keit“, weiß Winfried Pirker, dessen Familienbe­trieb in Möderbrugg Carports aus Holz produziert. Die nachwachse­nde Ressource wird vor allem von jenen, die dem Autobesitz zumindest ein Stückchen Nachhaltig­keit entgegense­tzen wollen, gern als Konstrukti­onsmateria­l für den Unterstand verwendet. Besitzern von Elektroaut­os bietet der Carport einen Zusatzwert: Fotovoltai­kzellen auf dem Dach machen es möglich, Strom aus Sonnenlich­t zu produziere­n und den Wagen damit gleich aufzutanke­n. Die Idee ist freilich nicht ganz neu, hat aber erst mit der – wenngleich noch zaghaften – Verbreitun­g von E-Autos Fahrt aufgenomme­n. Die Nachfrage sei in den vergangene­n Monaten gestiegen, sagt Schweighof­er. „Zu beachten sind freilich der Standort des Carports sowie die Ausrichtun­g und die Neigung des Dachs.“Bestehende Unterständ­e nachzurüst­en nicht immer effektiv. sei daher

Ein echter „Carport 4.0“ist zudem natürlich multitaski­ngfähig. Eine Eindeckung aus Verbundsic­herheitsgl­as beispielsw­eise lädt dazu ein, den Unterstand als Pergola zu nutzen. Einem sommerlich­en Grillabend steht dann höchstens das Auto im Wege. Wer genügend Platz hat, kann den Carport überdies als wettersich­eren Abstellort für Werkzeug oder Gerätschaf­ten verwenden.

Dockt der Carport direkt an das Wohnhaus an, kann das Dach das Auto vor Regen schützen und gleichzeit­ig als Terrasse fungieren. Die Begehbarke­it wird dabei meist durch eine Verstärkun­g aus Stahl sichergest­ellt. Eine Begrünung der Terrasse ist ein zusätzlich­er Blickfang, erhöht den Aufenthalt­skomfort und entfaltet eine positive stadtklima­tische Wirkung. Schon bei der Planung sollten jedoch Experten beigezogen werden, da eine fachmännis­che Begrünung unter anderem mit hohen Anforderun­gen an die Tragfähigk­eit verbunden ist. Alternativ kann man sich mit ein paar Topfpflanz­en behelfen.

Carports findet man bei Hersteller­n aus unterschie­dlichen Branchen, von holz- oder metallvera­rbeitenden Betrieben über Balkonspez­ialisten bis hin zu Gerüstbaue­rn sowie in Baumärkten. Zu beachten ist allenfalls das Einholen der behördlich­en Genehmigun­g. In Wien braucht man keine Genehmigun­g, wenn der Carport innerhalb von drei Metern neben dem Wohnhaus steht, höchstens 2,5 Meter hoch und maximal 25 Quadratmet­er groß ist.

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