Absprung, wenn Aktien fallen
Aktien. Den Handelsstreit auszusitzen, stehen manche Anleger nervlich nicht durch. Es gibt Methoden, sich vor hohen Verlusten zu schützen. Restlos überzeugend sind sie alle nicht.
Die Methoden, mit denen sich nervöse Anleger an der Börse gegen Verluste absichern können.
Anleger brauchen – wieder einmal – gute Nerven. Marktteilnehmer fürchten, dass der Zollstreit zwischen China und den USA nach den US-Sanktionen gegen den Telekomausrüster Huawei zu einem echten Handelskrieg wird; wie es an den Börsen weitergeht, ist ungewiss. Was also tun mit den Aktien auf dem Depot? Absicherungsstrategien gibt es zahlreiche, sie alle haben ihre Tücken. I Verkaufen und wieder einsteigen, wenn die Turbulenzen vorbei sind, heißt eine Strategie. Dann braucht man sich vorerst nicht zu fürchten, dass Donald Trump wieder etwas twittert, was die Märkte verunsichert. Das Problem bei dieser Strategie ist freilich, dass es äußerst schwierig ist, den richtigen Zeitpunkt für den Aus- und Einstieg zu erwischen. Man läuft Gefahr, zu billig zu verkaufen und viel zu spät wieder einzusteigen. Besser ist es, von vornherein nur so viele Aktien zu haben, dass man schwere Turbulenzen aushält, ohne die Nerven zu verlieren. I Diversifizieren. Wer nicht etwa nur Autoaktien hat, sondern auch solche aus anderen
Branchen, wird durch den Handelsstreit nicht so hart getroffen. Doch neigen Aktien dazu, im Gleichklang zu fallen. Ein wenig Cash auf der Seite zu haben kann daher auch nicht schaden. I Automatische Verlustbegrenzungen.
Dabei wird automatisch verkauft, wenn der Kurs unter einen bestimmten Preis gefallen ist. Die Idee ist, kleine Verluste in Kauf zu nehmen, um große zu vermeiden. Doch kann es auch passieren, dass der Kurs über Nacht abrupt abstürzt und die Aktien dann weit unter der gewünschten Verkaufsschwelle abgestoßen werden. Auch muss man Stop-Loss-Orders regelmäßig erneuern. Und ob man, einmal ausgestoppt, später wieder einsteigen soll, muss man erst recht selbst entscheiden. I Absichern mit Optionsscheinen oder
Optionen. Eine weitere Möglichkeit ist, das Aktiendepot quasi zu versichern. Etwa mit Put-Optionsscheinen. Diese haben eine bestimmte Laufzeit. Fällt der zugrunde liegende Index (etwa der ATX) bis Laufzeitende unter einen bestimmten Basispreis, erhält man die Differenz ausbezahlt. Liegt er darüber, verfällt der Optionsschein. Diese Strategie verhilft einem bei einem starken Kursverfall zu einer Entschädigung. Steigen die Aktienkurse, hat man das Geld umsonst ausgegeben. Man muss allerdings nicht bis Laufzeitende warten, sondern kann die Optionsscheine bei zwischenzeitlichen Turbulenzen verkaufen. Billig ist diese Strategie aber nicht: Will man österreichische Aktien bis 24. März 2020 bei einem ATX-Stand von 3000 Punkten absichern, kostet das laut Raiffeisen Centrobank 8,7 Prozent, bei einem Indexstand von 2800 Punkten sind es 5,6 Prozent. Um so viel müssten die Aktien steigen, damit man die Versicherung wieder hereinbekommt.
Die Deutsche Bank bietet ihren Großanlegern (und über Fonds) Absicherungsstrategien mit Optionen an. Dabei wird aber nicht jeder Kursverfall versichert, sondern vorwiegend einschneidende Verluste. Investoren neigten zur Unterschätzung starker Marktbewegungen nach unten, solche seien aber relativ häufig und nicht zuverlässig prognostizierbar, sagt Risk-Engineering-Expertin Rita Mayer-Sommer. Deshalb sei eine kontinuierliche Absicherung zuverlässiger als eine, die man nur in schwierigen Zeiten hält – denn wer wisse schon, wann solche Zeiten anfangen und enden. Sie rechnet vor: Ohne Absicherung müssen sich Anleger bei einer Aktienquote von 35 Prozent innerhalb eines Jahres auf Verluste von bis zu 15 Prozent einstellen (mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit sind es nicht mehr). Bei entsprechender Absicherung – die ein Prozent kostet – sind es nur acht Prozent, die erwartbare mittlere Rendite bleibt aber gleich. Alternativ (statt das Risiko zu senken) kann man auch die Aktienquote auf 59 Prozent anheben und seine Renditechancen verbessern.