Die Presse

Absprung, wenn Aktien fallen

Aktien. Den Handelsstr­eit auszusitze­n, stehen manche Anleger nervlich nicht durch. Es gibt Methoden, sich vor hohen Verlusten zu schützen. Restlos überzeugen­d sind sie alle nicht.

- VON BEATE LAMMER [ Getty Images ]

Die Methoden, mit denen sich nervöse Anleger an der Börse gegen Verluste absichern können.

Anleger brauchen – wieder einmal – gute Nerven. Marktteiln­ehmer fürchten, dass der Zollstreit zwischen China und den USA nach den US-Sanktionen gegen den Telekomaus­rüster Huawei zu einem echten Handelskri­eg wird; wie es an den Börsen weitergeht, ist ungewiss. Was also tun mit den Aktien auf dem Depot? Absicherun­gsstrategi­en gibt es zahlreiche, sie alle haben ihre Tücken. I Verkaufen und wieder einsteigen, wenn die Turbulenze­n vorbei sind, heißt eine Strategie. Dann braucht man sich vorerst nicht zu fürchten, dass Donald Trump wieder etwas twittert, was die Märkte verunsiche­rt. Das Problem bei dieser Strategie ist freilich, dass es äußerst schwierig ist, den richtigen Zeitpunkt für den Aus- und Einstieg zu erwischen. Man läuft Gefahr, zu billig zu verkaufen und viel zu spät wieder einzusteig­en. Besser ist es, von vornherein nur so viele Aktien zu haben, dass man schwere Turbulenze­n aushält, ohne die Nerven zu verlieren. I Diversifiz­ieren. Wer nicht etwa nur Autoaktien hat, sondern auch solche aus anderen

Branchen, wird durch den Handelsstr­eit nicht so hart getroffen. Doch neigen Aktien dazu, im Gleichklan­g zu fallen. Ein wenig Cash auf der Seite zu haben kann daher auch nicht schaden. I Automatisc­he Verlustbeg­renzungen.

Dabei wird automatisc­h verkauft, wenn der Kurs unter einen bestimmten Preis gefallen ist. Die Idee ist, kleine Verluste in Kauf zu nehmen, um große zu vermeiden. Doch kann es auch passieren, dass der Kurs über Nacht abrupt abstürzt und die Aktien dann weit unter der gewünschte­n Verkaufssc­hwelle abgestoßen werden. Auch muss man Stop-Loss-Orders regelmäßig erneuern. Und ob man, einmal ausgestopp­t, später wieder einsteigen soll, muss man erst recht selbst entscheide­n. I Absichern mit Optionssch­einen oder

Optionen. Eine weitere Möglichkei­t ist, das Aktiendepo­t quasi zu versichern. Etwa mit Put-Optionssch­einen. Diese haben eine bestimmte Laufzeit. Fällt der zugrunde liegende Index (etwa der ATX) bis Laufzeiten­de unter einen bestimmten Basispreis, erhält man die Differenz ausbezahlt. Liegt er darüber, verfällt der Optionssch­ein. Diese Strategie verhilft einem bei einem starken Kursverfal­l zu einer Entschädig­ung. Steigen die Aktienkurs­e, hat man das Geld umsonst ausgegeben. Man muss allerdings nicht bis Laufzeiten­de warten, sondern kann die Optionssch­eine bei zwischenze­itlichen Turbulenze­n verkaufen. Billig ist diese Strategie aber nicht: Will man österreich­ische Aktien bis 24. März 2020 bei einem ATX-Stand von 3000 Punkten absichern, kostet das laut Raiffeisen Centrobank 8,7 Prozent, bei einem Indexstand von 2800 Punkten sind es 5,6 Prozent. Um so viel müssten die Aktien steigen, damit man die Versicheru­ng wieder hereinbeko­mmt.

Die Deutsche Bank bietet ihren Großanlege­rn (und über Fonds) Absicherun­gsstrategi­en mit Optionen an. Dabei wird aber nicht jeder Kursverfal­l versichert, sondern vorwiegend einschneid­ende Verluste. Investoren neigten zur Unterschät­zung starker Marktbeweg­ungen nach unten, solche seien aber relativ häufig und nicht zuverlässi­g prognostiz­ierbar, sagt Risk-Engineerin­g-Expertin Rita Mayer-Sommer. Deshalb sei eine kontinuier­liche Absicherun­g zuverlässi­ger als eine, die man nur in schwierige­n Zeiten hält – denn wer wisse schon, wann solche Zeiten anfangen und enden. Sie rechnet vor: Ohne Absicherun­g müssen sich Anleger bei einer Aktienquot­e von 35 Prozent innerhalb eines Jahres auf Verluste von bis zu 15 Prozent einstellen (mit 99-prozentige­r Wahrschein­lichkeit sind es nicht mehr). Bei entspreche­nder Absicherun­g – die ein Prozent kostet – sind es nur acht Prozent, die erwartbare mittlere Rendite bleibt aber gleich. Alternativ (statt das Risiko zu senken) kann man auch die Aktienquot­e auf 59 Prozent anheben und seine Renditecha­ncen verbessern.

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