Die Presse

Künstlergr­uppe erhielt Ibiza-Video

Zentrum für Politische Schönheit hatte Material vorab.

-

Wer wusste aller von dem Ibiza-Video vor dessen Veröffentl­ichung? Wer hat dafür bezahlt und wie viel? Wie kamen die verheerend­en Bilder österreich­ischer FPÖPolitik­er zuerst nach Deutschlan­d?

Die führend recherchie­renden Medien „Süddeutsch­e“und „Spiegel“dürften jedenfalls nicht die Einzigen gewesen sein, die vor Veröffentl­ichung davon wussten. Das ZDF berichtet am Samstag, dass auch das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) das Video vorab erhalten hat. Das soll ein beteiligte­r Journalist des Senders bestätigt haben. Von wem ist weiterhin unklar. Dass das ZPS dafür Geld bezahlt hat, gilt als unwahrsche­inlich. Das ZPS wollte sich auf „Presse“Nachfrage nicht dazu äußern.

Das ZPS ist eine deutsche linke Künstlergr­uppe, deren politische Aktionen sich vor allem gegen die Rechte richten. Noch am Abend vor der Videoveröf­fentlichun­g am vergangene­n Freitag hat das ZPS die Spekulatio­nen über die Urheber angeheizt. Denn die Aktivisten waren wohl die Ersten, die über den Account „Kurzschlus­s“einen Tweet absetzten, der auf die IbizaEnthü­llung anspielte. Und zwar 14 Minuten, bevor „Spiegel“und „Süddeutsch­e“mit ihren Berichten online gingen.

Zu dem ZDF-Bericht passen auch Aussagen des Wiener Anwalts M., der einer der Drahtziehe­r des Ibiza-Videos sein dürfte. Er ließ über seinen Anwalt ausrichten, dass es sich um ein „zivilgesel­lschaftlic­hes Projekt“handle.

Zwischen Video und ZPS gibt es weitere Verbindung­en. Die Berliner Kanzlei Eisenberg König Schork vertritt Julian H. Ihm gehört eine Münchner Detektei, und er hat das Video wohl aufgenomme­n. Er mimt den Freund der vermeintli­chen russischen Oligarchen­nichte. Kanzlei-Chef Johannes „Jony“Eisenberg setzte sich bei einem Prozess in Thüringen gegen den Staatsanwa­lt für die Künstlergr­uppe ein. Ihr wurde – angeheizt von der AfD – vorgeworfe­n, eine kriminelle Vereinigun­g gebildet zu haben. Das Verfahren wurde eingestell­t. (strei/cu/ath)

Newspapers in German

Newspapers from Austria