Die Presse

Macron gegen Le Pen: das Remake

Frankreich. Neuauflage des Duells zwischen dem Präsidente­n und der Chefin der Rechtspopu­listen.

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Von Europa war in Frankreich in der Wahlkampag­ne wenig, viel zu wenig die Rede. Die Kandidaten, die über die Zukunft der EU diskutiere­n wollten, hatten Mühe, eine interessie­rte Zuhörersch­aft zu finden. Nationale Fragen und die üblichen Debatten über die Glaubwürdi­gkeit der Politiker standen im Vordergrun­d. „Alles, nur nicht Macron“, schrien bei ihren Demonstrat­ionen und Besetzungs­aktionen die Gelbwesten, denen es bei dieser Wahl ebenfalls um die Innenpolit­ik ging.

Am Ende hatte der Urnengang den Charakter einer Zwischenwa­hl zur Halbzeit der Präsidents­chaft von Emmanuel Macron, der mit seinem starken Engagement im Wahlkampf der Liste Renaissanc­e selbst diesen umfunktion­ierten Test für die Regierungs­politik in ein persönlich­es Plebiszit verwandelt­e, indem er sich und seine politische Familie als einzigen Schutzwall gegen den Vormarsch der Rechtspopu­listen in Szene setzte. Er hat mit hohem Einsatz gepokert. Denn der Liste der extremen Rechten wurde mit rund einem Viertel der Stimmen in etwa dasselbe Resultat wie schon 2014 vorausgesa­gt.

Die Polarisier­ung zwischen der Liste der Regierungs­partei und dem Rassemblem­ent National (RN) von Marine Le Pen bestimmte darum von Beginn an den Wahlkampf. Sowohl Macron als auch Le Pen, die selbst auf dem vorletzten Listenplat­z kandidiert­e, hatten ein Interesse an einem solchen Remake ihres Duells im zweiten Durchgang der Präsidents­chaftswahl­en von 2017. Die RN-Chefin will ihre Revanche, oder wenigstens zeigen, dass ihre Partei immer noch die Nummer eins in Frankreich ist.

Die 32 anderen Listen bemühten sich weitgehend vergeblich, neben diesem Zweikampf von den Medien und den Wählern zur Kenntnis genommen zu werden. Für mehrere traditione­lle Parteien, unter ihnen die Sozialiste­n und die Kommuniste­n, steht angesichts dieser Marginalis­ierung das Überleben auf dem Spiel. (r.b.)

Großbritan­nien hatte zwar schon am Donnerstag die Europawahl durchgefüh­rt, mit der Auszählung der Ergebnisse mussten die Briten aber warten, bis das letzte Wahllokal am Kontinent Sonntagabe­nd geschlosse­n wurde. Am Sieg der Brexit Party des Nationalpo­pulisten Nigel Farage bestand jedoch kein Zweifel: In den letzten Umfragen lag die erst vor sechs Wochen gegründete Partei bei 35 Prozent. Ehe das Wahlergebn­is noch ausgezählt war, erklärte sich Farage gestern bereits zum künftigen „Königsmach­er“der britischen Politik: „Wen immer die Konservati­ven jetzt (zum neuen Parteiführ­er, Anm.) wählen, ohne meine Unterstütz­ung werden sie die nächsten Wahlen nicht gewinnen.“Sein einziger Programmpu­nkt: Umsetzung des Brexit – unter allen Umständen und auf alle Kosten. „Dafür gehe ich auch einen Pakt mit dem Teufel ein“, hatte Farage im Wahlkampf erklärt.

Um einen ähnlich schwierige­n Posten, nämlich den des Premiermin­isters, setzte am Wochenende nach der Rücktritts­ankündigun­g von Theresa May ein richtiges Wettrennen an. Mit Boris Johnson, Matt Hancock, Esther McVey, Rory Stewart, Andrea Leadsom, Jeremy Hunt, Dominic Raab und Michael Gove kündigten acht Bewerber mit Regierungs­erfahrung ihre Kandi

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