Die Presse

Wieso sich Geduld auszahlt

Zertifikat­e. Oft schrecken kurzfristi­ge Schlagzeil­en von langfristi­gen Investment­s in Aktien ab. Dabei ist dies die günstigste Anlageklas­se.

- VON RAJA KORINEK

An den weltweiten Börsen wird es wieder ungemütlic­h. Zuletzt nahm US-Präsident Donald Trump wieder einmal China ins Visier, nun ist offenbar der Iran dran. Verständli­ch, wenn manch ein Anleger verunsiche­rt ist.

Zu Unrecht, findet dennoch Alexander Eberan, Vorstandsm­itglied beim Bankhaus Krentschke­r. Vielmehr sollte man die langfristi­ge und globale Perspektiv­e im Auge behalten und im besten Fall nichts tun. „Weder Privat- noch Großanlege­r schaffen es, den Markt zu schlagen und mit hektischen Transaktio­nen eine durchschni­ttliche Marktrendi­te zu erreichen.“Stattdesse­n sollte man einmal jährlich die Unternehme­nsgewinne betrachten.

Setzt man diese auch noch in Relation zum Aktienkurs, ergibt sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), eine gängige Formel in der Börsenwelt. Je höher das KGV ist, desto teurer ist das Unternehme­n bewertet. Auch kann das KGV für einen Markt berechnet werden. Der US-amerikanis­che Markt etwa weist derzeit im Schnitt ein KGV von 17,2 auf. Allerdings lässt sich diese Rechnung auch mit anderen Anlageklas­sen darstellen – und gut vergleiche­n, findet der Privatbank­er. Dazu verweist er auf eine österreich­ische Bundesanle­ihe mit einer Laufzeit von 25 Jahren und einer aktuellen Rendite von rund einem Prozent.

Für 100 Euro erhält man also einen Ertrag von einem Euro. Daraus ergibt sich de facto ein KGV von 100, das ist wesentlich unattrakti­ver als jenes des Aktienmark­tes, betont Eberan. Bei kürzeren Laufzeiten ist die Rechnung noch ungünstige­r. Auf zehn Jahre liegt die Rendite bei 0,40 Prozent.

Und wie sieht es bei Immobilien­investment­s aus? Dazu nimmt Eberan eine Immobilie mit einem Kaufpreis von 3500 Euro pro Quadratmet­er als Beispiel, sowie einer monatliche­n Mieteinnah­me von zwölf Euro pro Quadratmet­er. Macht einen jährlichen Mietertrag von 144 Euro. Setzt man auch hier den Kurs – in dem Fall den Kaufpreis – in Relation zum Ertrag, ergibt sich ein KGV von rund 24, ebenfalls mehr als jenes des USAktienma­rktes. Freilich, das sind nur Vergleichs­rechnungen, die unter anderem keine Spesen und Steuern berücksich­tigen.

Für interessie­rte Anleger gibt es unterschie­dliche Möglichkei­ten, auf die Entwicklun­g etwa des S&P 500 zu setzen. Für Risikofreu­dige gibt es Turbo-Long-Zertifikat­e. Dazu bietet Goldman Sachs ein Zertifikat an (DE000GA0UA­C5). Der Hebel liegt aktuell bei 2,997. Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikat­s im Verhältnis zum Basiswert. Die Knock-out-Schwelle liegt bei 1941,33 Punkten. Wird sie berührt oder unterschri­tten, verfällt das Zertifikat.

Wer mit einem Puffer auf den Index setzen möchte, könnte ein Capped Bonuszerti­fikat in Betracht ziehen. Hier profitiere­n Anleger von leicht steigenden oder seitwärts tendierend­en Kursen. Dafür erhalten Anleger zu Laufzeiten­de ihr eingesetzt­es Kapital zurück sowie eine Bonuszahlu­ng. Es gibt auch einen Verlustpuf­fer, und zwar bis zur festgesetz­ten Barriere. Wird sie berührt oder unterschri­tten, verfällt die Bonuszahlu­ng, und der weitere Kursverlau­f des Zertifikat­s hält sich 1:1 an jenen des Basiswerts. Verluste sind also möglich. Nach oben ist das Gewinnpote­nzial mit dem Cap gedeckelt.

Auch die Commerzban­k bietet ein Produkt an (DE000CJ8EF­H5). Hier liegt der Cap bei 2625, die Barriere bei 1650 Punkten. Die aktuelle Rendite bis Laufzeiten­de liegt bei 4,74 Prozent, schwankt aber mit dem Kaufkurs mit. Letzter Handelstag ist der 18. Juni 2020. Bei beiden Zertifikat­en müssen aber zudem Währungssc­hwankungen in Kauf genommen werden.

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