Debatte über Tragen der Kippa schockiert Israels Präsidenten
Deutschland. Die Warnung des Antisemitismusbeauftragten der deutschen Regierung löst eine Diskussion und Bestürzung aus.
Israels Staatspräsident hat bestürzt auf die Empfehlung des Antisemitismusbeauftragten der deutschen Regierung reagiert, Juden sollten sich nicht überall in Deutschland mit der Kippa zeigen. Präsident Reuven Rivlin teilte am Sonntag mit, dieser Rat habe ihn „zutiefst schockiert“.
Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein hatte seine Empfehlung mit der „zunehmenden gesellschaftlichen Enthemmung und Verrohung“begründet, die ein fataler Nährboden für Antisemitismus sei. Der Präsident des deutschen Zentralrats der Juden, Josef Schuster, pflichtete ihm bei, dass Juden in einigen Großstädten tatsächlich „potenziell einer Gefährdung ausgesetzt sind, wenn sie als Juden zu erkennen sind“. Die Kippa, eine kleine kreisförmige Mütze, wird von jüdischen Männern als sichtbares Zeichen ihres Glaubens traditionell den ganzen Tag lang getragen.
Israels Präsident Rivlin reagierte entsetzt auf diese Warnung: „Die Verantwortung für das Wohl, die Freiheit und das Recht auf Religionsausübung jedes Mitglieds der deutschen jüdischen Gemeinde liegt in den Händen der deutschen Regierung und ihrer Strafverfolgungsbehörden.“Die deutsche Regierung sei zwar der jüdischen Gemeinde verpflichtet, „aber Ängste über die Sicherheit deutscher Juden sind eine Kapitulation vor dem Antisemitismus und ein Eingeständnis, dass Juden auf deutschem Boden wieder nicht sicher sind“.
Mehr antisemitische Übergriffe
Im Jahr 2018 ist die Zahl antisemitischer Straftaten deutschlandweit stark gestiegen. Der jüngste Jahresbericht zur politisch motivierten Kriminalität wies 1799 Fälle aus – 19,6 Prozent mehr als 2017. Rund 90 Prozent dieser Straftaten sind dem rechtsradikalen Umfeld zuzurechnen.
Klein forderte angesichts des Anstiegs antisemitischer Straftaten Schulungen für Polizisten und andere Beamte. Dort gebe es „viel Unsicherheit“im Umgang mit Antisemitismus. (ag.)