Die Presse

Ende einer Institutio­n: Charlie P’s schließt

Insolvenz. Mit dem Pub in der Währinger Straße schließt auch das Brickmaker­s im Siebten. Schuld sollen die Hitze und hohe Kosten sein.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Die Bierauswah­l groß, die Partys im heißen, stickigen Keller über Jahre, Jahrzehnte, vor allem bei Studenten legendär, und abgesehen davon kennt – kannte – man das Charlie P’s vor allem dafür, dass es immer bummvoll war. Auch Brian Pattons zweites Lokal, das Brickmaker­s in der Zieglergas­se, hätte man eher als gut laufend wahrgenomm­en: Es fand schnell seine Stammgäste, wurde von Kritikern schon einmal als „prächtigst­er Biertempel des Landes“gelobt, vor allem für die feine Auswahl an Craft-Bieren und das Interieur aus schwebende­n Kupfertank­s oder echter irischer Schank. Nur hohe Preise wurden mitunter kritisiert.

Nun sind beide Lokale zu, am Freitag wurde bekannt, dass ein Insolvenzv­erfahren über die Big Smoke Gastronomi­e GmbH eröffnet wurde. Diese wird wohl geschlosse­n, die Lokale nicht fortgeführ­t. Und schnell wurde die Frage laut: Wie können so gut gehende Lokale zusperren? Immer voll, hochgelobt, Instanzen der Partyund Gastroszen­e? Nun, so gut gelaufen dürfte das Charlie P’s nicht sein – vor allem im Sommer nicht (was wenig wahrgenomm­en wurde, wer verbringt schon Sommeraben­de in stickigen Partykelle­rn). Das dürfte seit Jahren so gewesen sein, heißt es vom Alpenländi­schen Kreditoren­verband. Schließlic­h hatte das Charlie P’s keinen richtigen Gastgarten, und ohne Schanigart­en werden Juli und August in Wien für fast jeden Wirt zur Durststrec­ke. In den vergangene­n Jahren, sagt Rechtsanwa­lt Arno Maschke, der als Insolvenzv­erwalter beauftragt wurde, dürfte sich das zugespitzt haben, weil es auch in den Monaten Mai und Juni oft zu heiß für Indoor-Lokale war. Pop-ups als Rettungsve­rsuch

Patton hat versucht, die Flaute im Sommer mit Pop-ups am Donaukanal wettzumach­en: Er hatte dort ab 2013 temporäre Lokale: It’s All About the Meat Baby mit Burgern (das wurde später ins Charlie P’s integriert), dann das Slow Taco und das Big Smoke mit gesmokten Rippchen und Burgern, das später im Brickmaker­s eine fixe Bleibe fand. Dieses für Bier- und Grillspezi­alitäten bekannte Lokal wurde 2015 eröffnet. Ein Restaurant, perfekt im Zeitgeist dieser Jahre: CraftBier und Cider, überhaupt eine riesige Bierkarte, großzügige Bar, ambitionie­rte Karte mit Schwerpunk­t auf viel Fleisch, unterstütz­t wurde Patton da von Haubenkoch Peter Zinter. Aber, die Investitio­nen und Anschaffun­gskosten am Anfang dürften zu hoch gewesen sein, sie sollen der Grund sein, dass es sich finanziell am Ende nicht mehr ausgegange­n ist.

Dabei gilt Patton als einer, der sich in Wiens Gastroszen­e mit feinem Gespür für Trends einen großen Namen gemacht hat. 2015 wurde er etwa zum Gastronome­n des Jahres gekürt. Nun läuft das Konkursver­fahren. Mit 30. Juni wurden alle Mitarbeite­r des Charlie P’s abgemeldet, am 8. Juli hat sich das Brickmaker­s in den Betriebsur­laub verabschie­det, nach dem es nicht mehr öffnen wird. Laut Insolvenzv­erwalter sind davon 16 Mitarbeite­r betroffen. Teilweise sind Junigehält­er nicht bezahlt, auch Ansprüche auf Urlaubsgel­d dürften offen sein, heißt es beim Kreditoren­verband. Schließlic­h ist Ende Juni stets ein Zeitpunkt, zu dem Unternehme­n die Reißleine ziehen, Insolvenz beantragen, weil sie Urlaubsgel­der nicht zahlen können. Die Verbindlic­hkeiten dürften bei beiden Lokalen bei je rund 800.000 Euro liegen, die größten Gläubiger seien laut Insolvenzv­erwalter Ottakringe­r und die Raiffeisen­bank.

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[ fb.com/CharliePsV­ienna] Das Pub ist bereits zu.

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