Die Presse

Rechnung nicht bezahlt: Ibiza-Affäre neu entfacht

Reisswolf. Nachdem ein ÖVP-Mitarbeite­r Akten vernichten ließ, fordern alle anderen Parteien Aufklärung.

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Die Ibiza-Affäre ist seit dem Wochenende um ein bizarres Kapitel reicher: Die Polizei ermittelt gegen einen ÖVP-Mitarbeite­r, der kurz nach Ausbrechen des Skandals Daten aus dem Kanzleramt schreddern ließ – mit falschem Namen und ohne zu bezahlen. Die anderen Parteien verlangen Aufklärung. ÖVP-Chef Sebastian Kurz müsse sich dazu äußern.

Die Angelegenh­eit wurde durch einen „Kurier“-Artikel öffentlich. Demnach hat der damalige Mitarbeite­r des Bundeskanz­leramts wenige Tage nachdem die Ibiza-Videos die türkis-blaue Koalition zum Platzen gebracht haben, eine Druckerpla­tte zur Firma Reisswolf gebracht, damit diese vernichtet wird. Das Unternehme­n führte den Auftrag aus, bloß war der Name des Auftraggeb­ers falsch und die Bezahlung blieb aus. Die Folge war eine Anzeige wegen Betrugsver­dachts. Da der Mann eine Telefonnum­mer hinterlass­en hatte, konnte ihn die Exekutive letztlich ausforsche­n. Dass die Aktenverni­chtung kurz nach Ibiza vorgenomme­n wurde, ließ die Sonderkomm­ission, die sich der Aufklärung der Affäre widmete, aktiv werden. Sie ermittelt im Auftrag der Grazer Außenstell­e der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft. Der Verdacht lautet auf Unterschla­gung von Beweismitt­eln. Eine Hausdurchs­uchung bei dem Mann fand bereits statt.

Rechnung machte 76 Euro aus

In der ÖVP ist man bemüht, die Sache als mehr oder weniger alltäglich darzustell­en. Es sei ein Standardvo­rgang, dass Arbeitsunt­erlagen, die nicht Bestandtei­le von Akten sind, bei einem Ressortwec­hsel bzw. Büroauszug von Mitarbeite­rn aussortier­t, gelöscht oder geschredde­rt werden.

Übrigens: Laut „Kurier“hätte die Schredderr­echnung nur 76 Euro ausgemacht. (APA)

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