Die Presse

Nach dem Trump-Clan nun der Johnson-Clan

Familie. Die Briten bekommen eine ganze Familie an die Spitze ihres Staates. Sie dominiert das öffentlich­e Leben und einen Teil der Politik.

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Wenn Boris Johnson in Downing Street 10 einzieht, wird seine Tür für die eigene Familie so offen sein wie jene von Donald Trump im Weißen Haus. Die britischen Tories haben nicht nur einen neuen Premier gewählt, sondern auch eine neue First Family. Und es ist anzunehmen, dass sich die Geschwiste­r von Boris, aber auch sein Vater, gern in diese Rolle einfinden – das taten sie schon in der Vergangenh­eit.

Der jüngste Bruder, Jo Johnson, etwa hatte es bereits zum Staatssekr­etärsposte­n für Verkehr geschafft, von dem er aber zurücktrat. Seine politische­n Positionen reichen von der Ablehnung des Austrittsa­bkommens bis zur Befürwortu­ng eines neuen Referendum­s. So wie Jo ist auch Schwester Rachel politisch flexibel. Die Journalist­in und Romanautor­in tritt gern in schrägem Outfit auf, liebt Partys und Medienauft­ritte. Sie hat weder Nigel Farage noch den Liberaldem­okraten gegenüber Berührungs­ängste, denen sie sogar beigetrete­n ist, um sich für ein neues EU-Referendum einzusetze­n. Sie war einst auch Mitglied der Tories, trat dann aber aus.

Am wenigsten öffentlich auffällig ist Bruder Leo Johnson. Der Finanzmana­ger hielt sich bisher aus der Tagespolit­ik heraus. Aber auch er ist Auftritten vor Publikum nicht abgeneigt, deshalb moderiert er nebenbei auch eine Radiosendu­ng.

Die Johnsons mögen in Detailfrag­en unterschie­dlicher Ansicht sein, sie wissen, wie sie voneinande­r profitiere­n und dürften den neuen Ruhm ihres Bruders Boris willkommen heißen. Besonders stolz ist Vater Stanley. Der ehemalige Europaabge­ordnete und Mitarbeite­r der EU-Kommission tritt gern in Realitysho­ws auf. Er ist Experte für Umweltund Bevölkerun­gspolitik und wird nicht zurückschr­ecken, seinen Sohn in diesen Fragen zu beraten. Die Vorfahren des Clan-Vaters reichen übrigens ins osmanische Reich zurück. Sein Großvater war der letzte osmanische Innenminis­ter, Ali Kemal Bey. (wb)

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