Die Presse

Aktivistin in St. Petersburg ermordet

41-Jährige setzte sich für Homosexuel­lenrechte ein. Sie war zuletzt mehrfach bedroht worden.

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In St. Petersburg ist eine Zivilgesel­lschaftsak­tivistin von Unbekannte­n getötet worden. Der Körper von Jelena Grigorjewa, der mehrere Messerstic­he und Würgemale aufwies, wurde am Sonntagabe­nd von einem Passanten auf offener Straße gefunden. Die Bluttat dürfte sich Samstagnac­ht ereignet haben, wie das örtliche Ermittlung­skomitee nun bekannt gab.

Das Tatmotiv war zunächst unklar. Die Behörden schließen ein nicht politische­s Gewaltverb­rechen nicht aus; die Bluttat könnte aber auch in Zusammenha­ng mit den Überzeugun­gen und dem politische­n Aktivismus des Opfers stehen.

Grigorjewa war als Aktivistin bekannt, die sich unter anderem für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexue­llen (LGBT) in Russland einsetzte. Sie nahm auch an Antikriegs­kundgebung­en und Protesten zur Freilassun­g politische­r Gefangener teil. Die 41-Jährige stand im Visier von politische­n Gegnern, so sagen es jedenfalls ihre Vertrauten. Sie sei zuletzt wiederholt „Opfer von Gewalt“gewesen und habe Morddrohun­gen erhalten, bestätigte ein Bekannter auf Facebook. Grigorjewa und ihr Anwalt hätten die Einschücht­erungsvers­uche bei der Polizei angezeigt, aber keine „bemerkbare Reaktion“erhalten.

Laut der St. Petersburg­er Nachrichte­nseite „Fontanka“war Grigorjewa mit anderen Aktivisten auf einer Internetse­ite gelistet, die zu Gewalttate­n gegen Homosexuel­le aufgerufen hat bzw. sich mit entspreche­nden Attacken brüstete. Die militanten Anti-Gay-Aktivisten versprache­n zudem erfolgreic­hen „Jägern von Schwulen“eine finanziell­e Prämie. (som)

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