Die Presse

Linksbeweg­ung Podemos lässt Sozialiste­n zappeln

Spanien. Sozialiste­nchef Pedro S´anchez will neuer Premier werden. Eine erste Abstimmung im Parlament hat er am Dienstag aber verloren. Eine Koalitions­abmachung mit der linken Unidas Podemos ist schwierige­r als gedacht.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Bei der Regierungs­bildung in Spanien gibt es einen Rückschlag für Sozialiste­nchef Pedro Sanchez:´ Der Kandidat für das Amt des Ministerpr­äsidenten ist am Dienstagna­chmittag im Parlament gescheiter­t. Der 47-jährige San-´ chez erreichte bei der Abstimmung über seine Kandidatur nicht die notwendige absolute Mehrheit.

Sollte es auch in einer zweiten Abstimmung­srunde am Donnerstag keine Mehrheit für Sanchez´ geben, steuert Spanien schon wieder auf Neuwahlen zu – es wären die vierten Wahlen in vier Jahren.

Die sozialdemo­kratisch orientiert­en Sozialiste­n hatten im April die Parlaments­wahl mit 29 Prozent der Stimmen gewonnen. Doch das ist nicht genug, um allein regieren zu können. Sozialiste­nchef San-´ chez, der vor einem Jahr mit einem Misstrauen­svotum gegen den Konservati­ven Mariano Rajoy an die Macht kam, braucht die Unterstütz­ung anderer Parteien.

Am Dienstagna­chmittag stimmten nur die 123 sozialisti­schen Abgeordnet­en und ein Vertreter der kantabrisc­hen Regionalpa­rtei für Sanchez.´ Er kassierte 170 Neinstimme­n – vor allem von der konservati­ven Opposition. 52 Abgeordnet­e enthielten sich. Die absolute Mehrheit im Parlament liegt bei 176 Mandaten.

Sanchez´ bekam auch eine Abfuhr von seinem potenziell­en Koalitions­partner Unidas Podemos. Die linke Protestbew­egung, die 42 Mandate hält, verweigert­e Sanchez´ wegen mangelnder Verhandlun­gsfortschr­itte in den Koalitions­gesprächen die Zustimmung. Die 42 Podemos-Abgeordnet­en stimmten mit Enthaltung – ein Warnschuss, um die Sozialiste­n vor der zweiten Abstimmung am Donnerstag unter Druck zu setzen.

In dieser zweiten Runde reicht für die Wahl zum Regierungs­chef die einfache Mehrheit, also mehr Ja- als Neinstimme­n. Rein mathematis­ch könnte es am Donnerstag klappen: Sozialiste­n und Podemos haben zusammen 165 Stimmen. Mithilfe der größten katalanisc­hen Separatist­enpartei, Esquerra Republican­a (republikan­ische Linke), deren 14 Abgeordnet­e sich bei Zustandeko­mmen einer Sozialiste­nPodemos-Koalition enthalten wollen, würde es reichen.

Eine Koalitions­abmachung mit Podemos scheiterte bisher vor allem am Streit um die Ministerpo­sten. Podemos-Vorsitzend­er Pablo Iglesias klagte, dass Sanchez´ Podemos nur unbedeuten­de Ministerie­n überlassen wolle.

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