Einmal krank, zweimal versichert
Wieso schafft das Finanzamt, woran die Krankenkassen scheitern?
I n den vergangenen Tagen sind die offensichtlichen Nichteinsparungen durch die Krankenkassenreform wieder in Diskussion geraten. Eine akademische Diskussion, weil Einsparungen, wenn man sich die Struktur der Reform anschaut, nicht das primäre Ziel der Reformer waren. Sondern eine Verschiebung der Machtverhältnisse im Hauptverband. Das ist durchaus legitim, hat mit Effizienzsteigerung aber nur am Rande zu tun.
Wäre es um eine echte Krankenkassenreform gegangen, hätte man nämlich auch die 15 überwiegend von Ländern und Gemeinden betriebenen privilegierten Krankenfürsorgeanstalten einbezogen. Aber das wäre wohl ein zu starker Eingriff in den heiligen heimischen Gamsbart-Föderalismus gewesen.
Und man hätte ein paar irre Bürokratieauswüchse beseitigt. Etwa die Doppelversicherung: Wer angestellt ist und noch nebenberuflich eine unternehmerische Tätigkeit ausübt, genießt das Privileg, beim Arztbesuch die im Einzelfall jeweils bessere Krankenkassenleistung aussuchen zu können. Liegt er mit seinem Einkommen in einem seiner Tätigkeitsfelder über der Höchstbeitragsgrundlage, muss ihm die jeweils andere Kasse im Bedarfsfall sogar gratis zu Diensten sein: Er zahlt dann dort ja keine Beiträge mehr.
Sehr schön, aber verrückt: Um eine Person, die nur einmal krank werden kann, kümmern sich dann zwei Bürokratien. Bei fast einer Viertelmillion Betroffener keine Kleinigkeit. W er mit Kassenfunktionären redet, erfährt natürlich hundert Gründe, wieso das so sein muss. Und alle hundert lassen sich mit einem einzigen Wort widerlegen: Finanzamt. Niemand zahlt einen Teil seiner Steuer dem Finanzamt für Angestellte und einen anderen Teil dem Finanzamt für Unternehmer und Bauern. Die Finanzer schaffen es einfach so, alle sieben Einkunftsarten auf eine einzige Steuererklärung an ein einziges Amt zu bringen.
Vielleicht sollten die Krankenkassenreformer da einmal vorbeischauen. Ist gar nicht so schwer, effizient zu sein, wenn man ein bisschen nachdenkt.