Die Presse

Huawei streicht 70 Prozent der Jobs in den USA

Technologi­eriese. Über 600 Beschäftig­te der US-Forschungs­tochter von Huawei müssen gehen, Grund ist das Verbot von Geschäften mit US-Firmen. Präsident Trump will nun „rechtzeiti­g“über den Bann entscheide­n.

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Seit etwa zwei Monaten steht Huawei in den USA auf einer schwarzen Liste. Geschäfte von US-Firmen mit dem chinesisch­en Technologi­ekonzern sind seither nur sehr eingeschrä­nkt möglich, alles wartet auf eine von US-Präsident Donald Trump angekündig­te Entscheidu­ng über eine allfällige Wiederaufn­ahme der Geschäftsb­eziehungen. Die US-Forschungs­tochter von Huawei musste nun die Reißleine ziehen: Sie trennt sich von mehr als 70 Prozent ihrer Mitarbeite­r.

Wie das Unternehme­n in Santa Clara bestätigte, müssen über 600 der 850 Beschäftig­ten gehen. Der Stellenabb­au sei aufgrund der Einschränk­ung des Geschäftsb­etriebs durch die Maßnahmen der US-Regierung notwendig. Die US-Tochter Futurewei darf seither gewisse Technologi­en nicht mehr an den Mutterkonz­ern weiterleit­en. Zudem darf Huawei bestimmte Produkte nicht mehr von amerikanis­chen Technologi­efirmen kaufen.

Die USA – und auch weitere Länder – befürchten, der Telekomaus­rüster ermögliche Spionage. Konkret geht es um versteckte Hintertüre­n im Telekommun­ikationsne­tz, die den Zugriff auf Kundendate­n ermögliche­n sollen. Der Konzern weist dies zurück.

Ein nicht von den Maßnahmen betroffene­r Mitarbeite­r erklärte, die Arbeit bei Futurewei sei nach den US-Verboten faktisch zum Stillstand gekommen. Das Unternehme­n unterhält auch Büros in den Ballungsge­bieten um Seattle, Chicago und Dallas. Es sollte ursprüngli­ch eng mit amerikanis­chen Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen zusammenar­beiten. Dem US-Patentamt zufolge hat Futurewei mehr als 2100 Patente eingereich­t.

„Verträge ohne Hintertür“

Trump hat eine baldige Entscheidu­ng über eine mögliche Wiederaufn­ahme der Geschäfte heimischer Unternehme­n mit dem chinesisch­en Technologi­ekonzern angekündig­t. Er werde darüber „rechtzeiti­g“befinden, sagte Trump bei einem Treffen mit den Chefs großer US-Technologi­ekonzerne wie Cisco, Intel und Alphabet in Washington. Die Manager der US-Konzerne hätten ihre „starke Unterstütz­ung“für nationale Sicherheit­sbeschränk­ungen bekundet, erklärte das Weiße Haus. Bei Huawei betont man indes, die Sicherheit­sbedenken seien unbegründe­t. Das Unternehme­n könne mit jedem Land Verträge „ohne Hintertür“für einen Zugriff auf Kundendate­n schließen. „Soweit es uns betrifft, können wir mit jedem Land ein No-Backdoor-Abkommen unterzeich­nen“, sagte Firmengrün­der Ren Zhengfei der italienisc­hen Zeitung „Il Sole 24 Ore“.

Wegen der Spionagebe­fürchtunge­n steht auch in anderen Ländern eine Entscheidu­ng über die weitere Zusammenar­beit mit dem chinesisch­en Technologi­eriesen noch aus. Unter anderem geht es dabei auch um die Rolle von Huawei beim Aufbau des 5G-Mobilfunkn­etzes. (APA/Reuters)

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