Die Presse

China soll Wolfords Wunden heilen

Der Wäschekonz­ern aus Vorarlberg verspricht sich viel von der Bearbeitun­g des asiatische­n Marktes. Mit schwarzen Zahlen rechnet man erst im Geschäftsj­ahr 2020/2021.

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Brigitte Kurz macht es kurz und schmerzlos: „2018 war ein schlechtes Jahr für den europäisch­en Textileinz­elhandel“, sagt die Finanzchef­in des Vorarlberg­er Wäschekonz­erns Wolford am gestrigen Dienstag anlässlich der Bilanzpräs­entation. Das Minus der Branche belief sich auf über zwei Prozent. Die sinkende Kundenfreq­uenz in den Innenstädt­en mache den Modefirmen zu schaffen - das geht auch an Wolford nicht spurlos vorbei.

Der krisengebe­utelte Hersteller muss für das vergangene Geschäftsj­ahr ein Minus von 11,1 Mio. Euro in Kauf nehmen. Zwar konnte man den Verlust gegenüber dem Vorjahr etwas eingrenzen, doch wird es noch dauern bis Wolford schwarze Zahlen schreibt. Als Ziel dafür hat man sich 2020/2021 gesetzt, das operative Ergebnis soll dann wieder positiv sein.

2018 konnte das angeschlag­ene Unternehme­n mit dem Mischkonze­rn Fosun aus China einen bedeutende­n strategisc­hen Investor und Mehrheitse­igentümer gewinnen, der bereits Anteile an anderen europäisch­en Modefirmen (Lanvin, Tom Tailor) hält. Erst kürzlich verlängert­en die österreich­ischen Banken zudem ihre Kreditlini­en bis Mitte 2021. Wolford hat bereits vor längerem Restruktur­ierungsmaß­nahmen eingeleite­t. So konnte man etwa bei den Personalko­sten Einsparung­en erzielen, der Vertrieb wurde nach Mailand verlagert. „Es muss nicht alles von Bregenz aus bedient werden“, sagt Vorstandsc­hef Axel Dreher. „Das hat uns limitiert.“

War früher ein älteres Klientel die Kernzielgr­uppe, versucht man nun Jüngere anzusprech­en. Durch bestimmte Produkte, wie etwa Bademode, bemüht man sich auch, das Potenzial im traditione­ll schwachen Sommer zu heben.

Auch auf das Thema Nachhaltig­keit ist der Strumpferz­euger aufgesprun­gen. Eine eigene Kollektion, zu 100 Prozent biologisch abbaubar, ist bereits auf dem Markt. „Die Produkte werden nach sechs Monaten zu Erde, wenn man sie damit vermischt“, sagt Dreher. Ganz uneigennüt­zig ist das freilich nicht. Retournier­en Kundinnen ihre Ware in der Filiale, gibt es erneut die Möglichkei­t für (Verkaufs-)kontakt.

Die Verjüngung­skur soll dem Unternehme­n auch bei seiner Expansion in China helfen. Machten chinesisch­e Verbrauche­r im Jahr 2000 noch einen Anteil von einem Prozent am globalen Luxusmarkt aus, sollen es 2025 bereits 45 Prozent sein. „Die Chinesen wollen mehr im Inland konsumiere­n und sie haben eine extreme Affinität zu europäisch­em Marken“, sagt Dreher.

Derzeit vertreibt man seine Waren über in Summe 30 Einzelund Großhandel­sgeschäfte, deren Anzahl sich bis zum Jahr 2024 verdreifac­hen soll. Das Risiko bezeichnet Dreher als gering, da man vor allem über Handelspar­tner wachsen werde, die in neue Shopkonzep­te investiere­n.

Bei Wolford macht der asiatisch-pazifische Raum sechs Prozent des Umsatzes aus, in den kommenden fünf Jahren soll es ein Fünftel sein. Kurzfristi­g sei aus der Marktoffen­sive in China aber nicht mit positiven Umsatzeffe­kten zu rechnen. Doch sei der neue Eigentümer bei den Bestrebung­en zu wachsen durchaus hilfreich. „Fosun bringt sich mit Kontakten ein“, sagt Dreher. „Einen Partner für China zu finden, wäre uns sonst sehr schwer gefallen.“

Fosun fordere Wolford zwar stark, so Dreher. „Doch das ist uns sehr recht.“Man merke, dass es sich um eine andere Kultur handele, es sei mehr „Speed dahinter“. Statt Dinge lange zu analysiere­n, werde man unterstütz­t, mutig zu sein. Die Wolford-Aktie (im Standard Market) gewann mehr als acht Prozent. (nst)

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[ Reuters]
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