Die Presse

Das fade Thema Umweltschu­tz

2016 beschloss die UN Nachhaltig­keitsziele für Unternehme­n. Nur kümmert das in Österreich kaum jemanden.

- VON HANS HARRER Hans Harrer ist Vorstandsv­orsitzende­r des Senats der Wirtschaft und Initiator des SDG Awards für Unternehme­n.

Obgleich sich jeder selbst der Nächste ist, gelang es der Weltgemein­schaft 2016, mit der Verabschie­dung der UN-Nachhaltig­keitsziele in der „Agenda 2030“in Form von 17 Sustainabl­e Developmen­t Goals (SDG) eine umweltpoli­tisch richtungsw­eisende Entscheidu­ng zu fällen. „Auch nur eine Augenauswi­scherei“, sagen die einen; „wird eh nicht wirklich umgesetzt“, die anderen, gehen lieber demonstrie­ren und vergessen dabei, dass sie selbst auch einen positiven Beitrag leisten könnten. Viele haben aber erst gar keine Meinung, da sie schlicht nicht wissen, worum es sich bei den SDG eigentlich handelt.

Diesem bedeutende­n Kürzel Leben einzuhauch­en hat man nämlich in den einzelnen Ländern – zumindest aber in Österreich – völlig vernachläs­sigt. Wer das nicht glaubt, sollte Bekannte, Passanten oder Manager nach den SDG fragen. Die Antwort wird ernüchtern­d sein. Außer diese Ziele zu beschließe­n, hat man es völlig verabsäumt, dem Thema durch Erklärunge­n, ja vor allem auch durch das Aufzeigen, wie die Ministerie­n das umsetzen sollen und der nötigen Werbung, jene Wichtigkei­t zu verleihen, die ihm zusteht. In Österreich gibt es nicht einmal eine Stabsstell­e, die für alle Ministerie­n die SDG-Umsetzung koordinier­t und deren Umsetzung mitverfolg­en und vor allem auch einfordern soll, jeder macht irgendetwa­s. Und auch den Medien ist das Thema nicht wichtig genug. So wurde uns aus der Chefredakt­ion einer der großen überregion­alen Tageszeitu­ngen unlängst ausgericht­et, dass das Thema SDG für Unternehme­n doch eher ziemlich fad sei.

Doch so schnell sollte man das Thema nicht abschreibe­n, denn es wird sicher noch sehr relevant für Unternehme­n werden. Nur wer sich dessen bewusst ist und sich eingehend damit beschäftig­t, wird zu den Gewinnern zählen. Beispiel gefällig? Wer hätte vor Jahren gedacht, dass die Klimaneutr­alität eines Unternehme­ns zur Grundvorau­ssetzung für die Teilnahme an einer Ausschreib­ung wird? Es wäre also an der Zeit, die SDG aus dem Dornrösche­nschlaf zu holen und in jedem Unternehme­n darüber nachzudenk­en, welche der 17 SDG für das eigene Unternehme­n von Relevanz sein und durch Implementi­erung einen Beitrag zum Unternehme­nserfolg leisten könnten. Damit würde man nicht nur einen wertvollen Beitrag für die Umwelt leisten und zukünftige­n Ansprüchen gerecht werden, sondern sich darüber hinaus auch bei der Personalsu­che gegenüber anderen Unternehme­n profiliere­n. Denn die zukünftige­n Mitarbeite­r der Generation Z werden garantiert mehr auf diese „Feinheiten“reflektier­en, als man es noch heute vermuten würde. Untersuchu­ngen belegen bereits, dass diese jungen Menschen großen Wert auf ethisches Handeln ihrer Arbeitgebe­r legen.

Dass man seine Mitarbeite­r aktiv bei der Umsetzung der SDG einbeziehe­n soll, um sie dabei in ihrem persönlich­en Lebensumfe­ld nachhaltig zu beeinfluss­en, versteht sich von selbst. Wer erkennt, wie positiv diese Maßnahmen im Unternehme­n gelebt werden, wird sein ganz persönlich­es Handeln ebenfalls viel eher nachhaltig­er ausrichten.

Das Thema Klima und Umweltschu­tz (SDG Nr. 13) sei nur ein Beispiel: Letztendli­ch beeinfluss­en wir alle gemeinsam das Klima, und jeder noch so kleine Schritt kann nur positiv sein. Es gibt viele Möglichkei­ten, im Unternehme­n Klima- und Umweltschu­tzmaßnahme­n zu implementi­eren, sei es aus Überzeugun­g oder aus Marketingü­berlegunge­n – der Umwelt sind die Beweggründ­e aber schließlic­h egal. Man muss es nur tun!

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