Die Presse

Der neue Mann bei den Neos

Quereinste­iger. Nun ist es offiziell: Helmut Brandstätt­er, bis vorvorgest­ern noch „Kurier“-Herausgebe­r, tritt auf dem zweiten Listenplat­z für die Neos an.

- Das Interview wurde vor dem Bekanntwer­den der Schredder-Causa geführt. Nachträgli­che Fragen zu diesem Thema wollte Elisabeth Köstinger nicht beantworte­n.

Helmut Brandstätt­er, bis Dienstag Herausgebe­r des „Kurier“, hat rasch in die neue Aufgabe gefunden. Auf die Frage, welches Ministeram­t er sich bei einer möglichen Regierungs­beteiligun­g der Neos vorstellen könnte, weicht er so gekonnt aus, wie man es von langjährig­en Politikern gewohnt ist. Seit Donnerstag ist offiziell, was lang Gerücht war: Der 64-Jährige tritt bei den Nationalra­tswahlen als parteifrei­er Kandidat für die Neos auf dem zweiten Listenplat­z an. Die Parteimitg­lieder stimmen am Samstag in Salzburg über die Vergabe der Wildcard an ihn ab.

Der Journalist verlässt damit nach 35 Jahren die Medienbran­che und, so Parteichef­in Beate MeinlReisi­nger, „die Zuschauerr­eihe“. Er sei der „ideale Bündnispar­tner für die Neos, von A wie Anstand bis Z wie Zukunft“, der zuletzt „konsequent falsche Entwicklun­gen im Land aufgezeigt hat“. Sie meint damit vor allem sein vorgestern präsentier­tes Buch „Kurz & Kickl“. Das will er nicht, wie viele seiner Exkollegen, als „Abrechnung“mit der türkis-blauen Regierung sehen. Er habe nur „Fakten aufgezeigt, wie der Weg in einen autoritäre­n Staat aussehen kann“.

Zu Beginn der Präsentati­on im durchaus bewusst gewählten, von der Caritas betriebene­n MagdasHote­l in Prater-Nähe („Wollen nicht in einem Land leben, in dem Institutio­nen wie die Caritas diffamiert werden“) bittet Brandstätt­er um Entschuldi­gung, dass „es gedauert hat, diese Entscheidu­ng zu treffen“. Mit dem „Kurier“, den er seit 2010 als Chefredakt­eur, seit 2013 auch als Herausgebe­r geführt hat, habe er schon länger über eine Trennung beraten, aber Brandstätt­er sei auch an einem eigenen Medienproj­ekt dran gewesen, sagt er. Das muss jetzt warten, das Engagement bei den Neos hat ihn mehr gereizt.

Der gebürtige Wiener, Jurist und dreifache Vater ist mit ORFModerat­orin Patricia Pawlicki verheirate­t. Er selbst begann seine Karriere 1982 im ORF und hätte sie gern dort als Generaldir­ektor beendet. Bei den Neos will er sich vor allem um Themen wie Wissenscha­ft und Forschung kümmern, die Medienagen­den bleiben bei der Chefin. Trotz lauter, harter Kritik an der Kurz-ÖVP in seinem neuen Buch schließt er für sich (und die Neos) nur eine Koalition mit der FPÖ aus. Die Neos-Chefin meinte, sie sei froh über einen Kandidaten „mit Ecken und Kanten“– und: „Ich will Widerspruc­h in den eigenen Reihen.“(awa)

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