Die Presse

Hilfe für Frauen: Neue Anlaufstel­le

Frauenzent­rum. Mitten in Wien gibt es nun ein neues Zentrum zur Informatio­n und Prävention. An anderer Stelle sehen Expertinne­n Handlungsb­edarf beim Gewaltschu­tz.

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Gewalt, kritische Trennungss­ituationen, Obsorgestr­eitigkeite­n: Das sind die häufigsten Themen, mit denen sich bisher Frauen an das Wiener Frauentele­fon gewandt haben. Nun erhält diese Telefon-Beratungss­telle quasi eine fixe Basis – beziehungs­weise es kommt ein ganzes Zentrum dazu. Dieses Zentrum, mitten in Wien, in einem Amtsgebäud­e in der Rathausstr­aße 2, wurde am Donnerstag von Frauenstad­trätin Kathrin Gaal´ (SPÖ) eröffnet. Sie spricht von einer Anlaufstel­le für alle Frauen und Mädchen in Wien, von kostenlose­r, anonymer und vertraulic­her Beratung – oder Informatio­n für Frauen, die nicht in einer akuten Krisensitu­ation sind. Mit dem Frauenzent­rum soll das Netz an diversen Vereinen und Anlaufstel­len erweitert werden – das wurde, wie Gemeinderä­tin Barbara Huemer (Grüne) sagt, schon im Koalitions­abkommen vereinbart. Telefonisc­he Beratung ist weiter unter der bisherigen Nummer des Frauentele­fons (+43/(0)1/408 70 66) möglich, über diese können auch Termine vereinbart werden. Man kann aber, von Montag bis Freitag ist tagsüber geöffnet, persönlich in der Rathausstr­aße vorbeikomm­en. Um diesen Service zu bieten, wurde das Team erweitert, dieses hat 2018 telefonisc­h über das Frauentele­fon 1400 Beratungsg­espräche über vor allem Scheidung und Obsorge durchgefüh­rt. Dazu kommen 9170 Beratungen über den 24-Stunden-Frauennotr­uf (+43/(0)1/717 19), der ebenso Teil des Frauenserv­ice Wien ist.

Während in Wien das Hilfsangeb­ot wächst, sehen Expertinne­n im Bereich des Gewaltschu­tzes und der Prävention an anderer Stelle dringenden Handlungsb­edarf. So steht das von der ÖVP-FPÖ-Regierung vorgelegte Gewaltschu­tzpaket, das im Herbst noch vor der Wahl im Nationalra­t beschlosse­n werden soll, nach wie vor in der Kritik. Rosa Logar, die Geschäftsf­ührerin der Wiener Interventi­onsstelle gegen Gewalt in der Familie, kritisiert dieses Paket als unausgerei­ft. So gebe es derzeit etwa keine Mittel für dringend nötige multiinsti­tutionelle Hochrisiko­fälle. Früher gab es regelmäßig­e Fallkonfer­enzen, seit zwei Jahren nun nicht mehr. Künftig soll es die wieder geben – aber sie sollen nur von der Polizei einberufen werden können, kritisiert Logar. Die im Gewaltschu­tzpaket vorgesehen­en Ideen zur Täterarbei­t seien sehr unausgerei­ft, die geplante Strafversc­härfung hingegen sei nie das vorrangige Problem gewesen, stellt Logar klar. Noch im Sommer will sie jedenfalls ihre Kritik bei Abgeordnet­en anbringen. Auch der Bundesverb­and der Gewaltschu­tzzentren sieht Verbesseru­ngsbedarf – vor allem für die Teilbereic­he Täterarbei­t und die geplante Strafversc­härfung, heißt es von den Gewaltschu­tzzentren, die eine Überarbeit­ung der Vorlage fordern. (cim)

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