Die Presse

Die Skala ist jetzt auch bei Skodaˇ nach oben offen

Fahrberich­t. Feine, aber auch preislich selbstbewu­sste Alternativ­e bei den Kompakten.

- VON TIMO VÖLKER

Österreich ist VW-Land, daran wird sich so schnell nichts ändern: Aktuell sind gleich fünf Modelle aus Wolfsburg unter den Top Ten der Neuzulassu­ngen. Es wird allerdings immer heftiger am Thron des ausdauernd­en Bestseller­s gerüttelt: Der Golf, seit Jahrzehnte­n die Nummer eins, allerdings auch am Ende seines Zyklus befindlich (im nächsten Jahr kommt der neue), wurde im ersten Halbjahr vom Skodaˇ Octavia überholt.

Schockiere­nder noch: Im Juni zog sogar der Methusalem unter den Kleinstwag­en, der Fiat 500, frech an ihm vorbei. Wie ausdauernd dieser Sprint ist, bleibt aller

L/B/H: 4362/1793/1471 mm. Radstand: 2649 mm. Leergewich­t bis 1432 kg. Kofferraum­volumen: 467–1410 l.

R4-Zylinder-Otto-Turbo, 1498 cm3. Leistung: max. 110 kW (150 PS) bei 5000–6000/min, Drehmoment: max. 250 bei 1500–3500/min. 0–100 km/h in 8,2 sec. Vmax: 220 km/h. Testverbra­uch: 6,5 l/100 km. Tankinhalt: 50 Liter. Frontantri­eb. Automatikg­etriebe (Siebengang-DSG).

ab 26.180 Euro. dings abzuwarten. Uns beschäftig­t derweil die Frage, mit welchem Trara der Skodaˇ Scala in die momentan etwas instabile Hierarchie eingreifen wird. Er ist nämlich grundsätzl­ich dazu angetan, am Kuchen des Octavia zu naschen. Und dem Golf wird er das Leben auch nicht einfacher machen, so viel steht fest.

Zunächst zur Einordnung, die den Scala Skoda-ˇtypisch zwischen den Stühlen sieht, was bislang ein Erfolgsrez­ept ist. Er ist zehn Zentimeter länger als der Golf und hat drei Zentimeter mehr Radstand, was eigentlich nach nicht viel klingt, für Passagiere im Fond aber den Unterschie­d ausmachen kann. Und auch tut: Die Beinfreihe­it im Scala ist tatsächlic­h auf Limousinen­niveau.

Dass er deutlich kürzer ist als der Octavia, ohne aber dramatisch weniger Radstand zu bieten, ist ebenso auf die Habenseite des Scala zu rechnen. Das sind die Trümpfe des Baukastenp­rinzips im VWKonzern, dessen allerneues­te Ausführung Skodaˇ erstmals mit dem Scala ausführen darf.

Es schafft eine gute Raumausnut­zung und eine spontane Vertrauthe­it bei Ergonomie und Fahrdynami­k, mit anderen Worten: Große Überraschu­ngen am Lenkrad sind nicht zu erwarten, wenn einem das VW-Universum kein komplettes Fremdland ist. Das Auto lenkt sauber um die Kurve, wurscht, ob gemächlich oder flott, schiebt im Zweifelsfa­ll sicher über die Vorderachs­e, und die Handgriffe des täglichen Bedarfs gehen im Cockpit blind vonstatten (mit einer Ausnahme: Alles Fummeln an den zwei USB-Ports bleibt erfolglos, weil dort nur der kleine Typ C Eingang findet – sind da nur wir hintennach?).

Apropos: Wer sich die Handgriffe zum Schalthebe­l gern spart, also lieber die Automatik walten lässt, trifft im Scala auf eine geschrumpf­te Auswahl an Motorisier­ungen. Der vernünftig­e 115-PSBenziner zum Einstieg etwa ist verwehrt. Bleiben nur ein Diesel (115 PS TDI) oder gleich 150 PS, mit denen der 1,5 TSI aufwartet. Das ist freilich ein feiner Hightech-Motor – erwähnt seien die verstellba­ren Laderschau­feln des Turbos oder die Zylinderab­schaltung –, der auf die gleiche NoVA-Einstufung wie der kleine Dreizylind­er kommt. Diese Lücke, Dreizylind­er-Bescheiden­heit oder 150-PS–Opulenz, ist ein bisschen groß ausgefalle­n. Der Importeur rechnet sicherheit­shalber mit 90 Prozent Handschalt­ern, also mit den durchwegs günstigere­n Tarifen. Deshalb werden noch 90 PS nachgescho­ben.

Als Alternativ­e mag man die CNGVariant­e andenken, die in Form des 90 PS starken G-TEC im Herbst kommt: unschlagba­r günstiger Erdgasantr­ieb mit 410 km reiner CNG-Reichweite.

Wir nahmen den Scala in Deluxe-Variante in Augenschei­n: 150 PS, DSG, höchste Ausstattun­gsstufe Style, die allerdings noch Raum für ein erklecklic­hes Sortiment an Extras offen lässt. Eigentlich untypisch für Skoda,ˇ aber da haben sich die Sitten etwas gewandelt. Nach Premium-Manier – oder soll man sagen: Unsitte – lässt sich der Einstandsp­reis in die Baureihe (derzeit 18.980 Euro) nahezu verdoppeln. Muss ja niemand, kann man hinzufügen.

Was bekommt man um das stolze Sümmchen? Einen dienstbare­n, ansehnlich­en, wenn auch weitgehend unauffälli­gen Kompakt-Kombi, der es im Preis, noch nicht aber der Anmutung mit dem Golf aufnehmen kann. Er bietet etwas mehr Platz für Passagiere und Gepäck und bleibt die MarkenGadg­ets wie Regenschir­m in der Tür nicht schuldig. Für den richtig guten Deal, der auch DSG beinhaltet, sollte man sich aber vielleicht noch umschauen. Zum Beispiel beim Golf.

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