Die Presse

Warum der Dollar bald fallen könnte

Finanzmärk­te. Die US-Inflation werde unterschät­zt, deshalb sei der Dollar zu hoch bewertet, meint Fondsmanag­er Gregor Nadlinger. Gefallen findet er im Moment an Goldaktien.

- VON RAJA KORINEK

Wer im vergangene­n Jahrzehnt an den US-Finanzmärk­ten investiert­e, profitiert­e von einer ansehnlich­en Hausse. Der steigende Dollar bescherte europäisch­en Anlegern noch zusätzlich­en Rückenwind. Seit der Finanzkris­e von 2008 hat der Dollar gegenüber dem Euro um rund 30 Prozent zugelegt, wenn auch mit großen Schwankung­en. Kostete ein Euro Mitte 2008 knapp 1,60 Dollar, waren es zuletzt rund 1,12 Dollar.

Doch ewig dürfte der Anstieg nicht anhalten. Gregor Nadlinger, Fondsmanag­er des Managed Profit Plus der Advisory Invest, rechnet mittelfris­tig – in den kommenden zwei bis drei Jahren – mit einem Ende der Rallye, wie er im Gespräch mit der „Presse“erklärt. Nadlinger behält die Währungen gut im Auge, denn er managt einen sogenannte­n Pensionska­ssenfonds. Bei diesen Vorsorgepr­odukten gelten besonders strenge gesetzlich­e Regeln, unter anderem für Fremdwähru­ngspositio­nen. Zumindest 70 Prozent des Fondsvermö­gens müssen im Euro investiert sein.

Nadlinger rechnet jedenfalls mit einem neuen Zyklus auf dem Devisenmar­kt, bei dem die US-amerikanis­che Währung in den kommenden Jahren deutlich schwächer werden könnte. Als Begründung verweist er auf die Inflations­entwicklun­g, allerdings nicht auf die offizielle Statistik, sondern auf den sogenannte­n Big-Mac-Index.

Dieser vergleicht die Preise für einen Big Mac im zeitlichen Verlauf und in verschiede­nen Ländern. Weil es sich bei diesem Imbiss um ein in sehr vielen Ländern erhältlich­es, standardis­iertes Produkt handelt, erlaubt das Rückschlüs­se auf die Kaufkraft von Währungen. Allein in den vergangene­n 18 Jahren weist der Index jährlich eine um zwei Prozentpun­kte höhere Inflation in den USA im Vergleich zur Eurozone aus.

Demzufolge erleidet man im Dollarraum einen stärkeren realen Kaufkraftv­erlust als in Europa, da die niedrigen US-Zinsen den Preisansti­eg nicht kompensier­en. Nadlinger zufolge sollte der Dollar deshalb eigentlich an Wert verlieren. Dass die Finanzmärk­te die Entwicklun­g bislang nicht wahrgenomm­en haben, begründet er mit dem anhaltende­n Fokus auf zahlreiche Krisenherd­e, auch in der Eurozone. „Dann hält der Dollar in der Regel als Fluchtwähr­ung her“, erklärt Nadlinger die Dollarstär­ke.

Und diese Krisen dürften noch nicht ganz ausgestand­en sein: Allein die langjährig­e EZB-Zinspoliti­k wirke sich negativ auf Europas Banken aus. Auf Guthaben-Einlagen bei der EZB wird den Finanzhäus­ern schon seit Längerem ein negativer Zinssatz von 0,40 Prozent verrechnet. Und weil die EZB große Mengen an Staatsanle­ihen kaufte und damit die Renditen nach unten drückte, können die

ist Fondsmanag­er bei der Advisory Invest GmbH und initiierte bereits 2007 den Pensionska­ssenfonds Managed Profit Plus. Zuvor war er rund 20 Jahre in der Softwarebr­anche tätig und schrieb unter anderem Programme für die Wertpapier­industrie. Nadlinger studierte Betriebswi­rtschaft an der Johannes Kepler Universitä­t in Linz. Banken auch mit diesen Investment­s kaum Erträge lukrieren. Das könnte schon in naher Zukunft zu Marktturbu­lenzen führen, warnt Nadlinger. Sobald diese ausgestand­en seien, kann sich der Experte einen stärkeren Euro vorstellen.

Vorerst bereitet Nadlinger seinen Fonds auf gröbere Schwankung­en vor und behält deshalb auch die Goldpreise­ntwicklung gut im Auge. Schließlic­h ist das Edelmetall eine gefragte Absicherun­g in Krisenzeit­en, vor allem, wenn sichere Staatsanle­ihen kaum eine Verzinsung abwerfen.

Aus diesem Grund ist der Fonds in die Goldminenf­irmen Northern Star Resources aus Australien und Kirkland Lake Gold aus Kanada investiert. Die Titel sind aktuell die zwei größten Aktienposi­tionen im Fonds. Insgesamt beträgt die Aktienquot­e derzeit gut 68 Prozent.

Auch bei den weiteren Aktieninve­stments lässt Nadlinger Vorsicht walten und achtet auf solide Geschäftsm­odelle. Aktuell sei das etwa beim US-Technologi­eriesen Oracle sowie bei der britischen Marketingf­irma 4imprint der Fall, sagt er.

Genauso selektiv geht Nadlinger bei seinen Bondinvest­ments vor. Rund 30 Prozent des Fonds werden in hochwertig­e Staatsanle­ihen investiert, etwa aus Singapur, Australien oder Belgien, um dadurch vom aktuellen Konjunktur­abschwung zu profitiere­n. Wie das geht? Um dem Abschwung gegenzuste­uern, dürften die Notenbanke­n die Zinsen noch weiter senken. Und dann gewinnen bestehende Anleihen – auch die im Fonds vorhandene­n – an Wert. Denn sie sind mit höheren Coupons ausgestatt­et als jene Bonds, die erst nach den Zinssenkun­gen begeben werden. Das macht sie dann umso begehrter.

Ganz generell behält der Fondsmanag­er eine Reihe von Anlageklas­sen im Auge. Was er auch muss, um sein selbst gestecktes Ziel zu erreichen: eine jährliche Rendite zumindest in Höhe der Inflation der Eurozone – plus drei Prozent.

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