Vom „Vakuum“zur Albertina: Sammlung Jablonka kommt
Albertina. Der Kölner Galerist Rafael Jablonka leiht 400 Werke dauerhaft nach Wien. Warum? „Als Krakauer ist man immer auch Österreicher.“
Vakuum“hieß die erste Galerie, die Rafael Jablonka 1979 in Düsseldorf gegründet hat – ein kurzes konzeptuelles Projekt, vorgesehen nur für Künstler und Galerist, ohne Besucher. Der 1952 in Polen geborene gelernte Bauingenieur war erst kurz davor nach Deutschland emigriert, über Innsbruck und München, wo er das erste Mal mit Kunst im Original in Berührung kam, erzählt er der „Presse“– mit Dürers „Peter und Paul“in der Alten Pinakothek.
Alles wohl kein Zufall. Die Albertina gab am Montag bekannt, dass Jablonka, der das „Vakuum“schnell füllte und über Jahrzehnte in Köln als einer der „einflussreichen und international agierenden Galerien in Deutschland und Europa“(„FAZ“) wirkte, seine private Kunstsammlung dem Haus überantworte. In Form einer Stiftung, die die Werke als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Für viele Museen in Deutschland, aber auch in den USA ist es eine Überraschung, dass die Wahl Jablonkas, der 2018 seine Galerie nach 30 Jahren schloss, dabei auf Wien
fiel. Einige hegten Hoffnungen auf die 400 zeitgenössischen Werke, so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder – Institutionen in den USA wegen der vielen US-Künstler wie Mike Kelley, Eric Fischl oder Philip Taaffe, Institutionen in Deutschland sowieso.
Jablonkas Drittwohnsitz aber liegt, wie er anmerkt, in Tirol, wo er auch ein vom deutschen Bildhauer Thomas Schütte entworfenes Haus besitzt. Außerdem habe Österreich für ihn emotionale Bedeutung, liege es doch sozusagen auf halbem Weg zwischen Krakau und Köln. „Und als Krakauer ist man sowieso immer ein bisschen Österreicher“, betont er. Noch dazu imponiere ihm Schröders Epochen und Kunstsparten umfassendes Albertina-Konzept. „Die Künstler schauen heute schließlich nicht nur auf die Moderne zurück, sondern auch auf Rubens oder Rembrandt“, sieht er seine postmodernen Schützlinge hier bestens aufgehoben.
Durch die Erweiterung der Ausstellungsfläche im nächsten Jahr, die Eröffnung der „Albertina Modern“im Künstlerhaus, ist auch mehr Möglichkeit gegeben, dass Jablonka seine Werke hin und wieder auch ausgestellt sieht – nicht unwesentlich für derlei Übergaben. „Hätten wir den durch Haselsteiner finanzierten Bau nicht bekommen, hätten wir weniger Chancen im internationalen Wettbewerb um derlei Privatsammlungen“, meint Schröder. Die Jablonka-Sammlung sei jetzt jedenfalls „noch einmal ein Quantensprung für die Neugründung der Albertina Modern“und eine wichtige Ergänzung zu den Sammlungen Batliner und Essl. „Ich habe sofort Ja gesagt, als er mich gefragt hat“, so Schröder.
Wie bei den vergleichbaren Stiftungen Batliner oder anderswo Ludwig, erklärt Schröder, sei auch diese Dauerleihgabe unbefristet. Die Albertina müsse die Werke pflegen und lagern (im Essl-Depot), sei aber autonom in Fragen von wissenschaftlicher Bearbeitung und Leihverkehr. Überschneidungen mit dem bisherigen Gegenwartskunstbestand des Hauses, 4000 Werke, gebe es praktisch keine, so Schröder. Dafür sind Hauptwerke von Mike Kelley und Sherrie Levine dabei, auch eine frühe Installation von Damien Hirst, den Jablonka als Erstes in Deutschland zeigte. „Für eine Fotosammlung unendlich wichtig“seien etwa Werke von Nobuyoshi Araki und Richard Avedon. Einen ersten Eindruck der Sammlung wird man sich im Herbst 2020 machen können bei zwei Ausstellungen in der Albertina, Mike Kelley in der Basteihalle und eine Auswahl von 15 Künstlern in der Pfeilerhalle.