Die Presse

Kindstötun­g: Mutter eingewiese­n

Prozess. Die laut Gutachteri­n psychisch kranke 32-Jährige hatte ihr zwei Wochen altes Baby in der Badewanne eines Tiroler Krankenhau­ses ertränkt.

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wusst gewesen. Um die Beweggründ­e der Frau zu kennen, wurde auf ihr Leben zurückgebl­ickt. Mit 20 Jahren hatte sie einen Autounfall, bei dem ihr 17-jähriger Bruder starb. Sie war damals die Lenkerin. Sie lag einige Zeit im Koma. Nach ihrer Genesung schloss sie sich einer freichrist­lichen Gemeinde an. Schon nach der Geburt des ersten Kindes (es ist heute vier) habe sie Verhaltens­änderungen gezeigt, eine Ärztin diagnostiz­ierte eine bipolare Störung. Ihr wurden Medikament­e verschrieb­en, die sie absetzte, als sie zum zweiten Mal schwanger wurde. Die Auffälligk­eiten sollen sich darauf wiederholt haben.

Als ihr Sohn wegen Gelbsucht im Krankenhau­s Zams stationär aufgenomme­n wurde, wollte sie ihn baden. Die Staatsanwä­ltin führte aus, dass die 32-jährige Deutsche beim Baden eine Taufe durchführe­n wollte und deswegen den Buben unter Wasser drückte. Das Kind hatte anschließe­nd mehrmals erbrochen und war blau angelaufen, als ihr Mann das Zimmer betrat und Hilfe holte. Zwei Tage später starb das Baby.

Die Anklage sah einen bedingten Tötungsvor­satz und stufte die „Tat als Ausfluss ihrer Krankheit“ein. Laut Gutachten sei zu erwarten, dass die Frau weiterhin Taten mit schweren Folgen begehen kann. Auch die psychiatri­sche Sachverstä­ndige hält die Mutter für „schwer krank“. Die Erkrankung sei dem „schizophre­nen Erkrankung­sspektrum“zuzuordnen. Bereits in der Kindheit habe die Frau Auffälligk­eiten gezeigt, die auf die Krankheit hingewiese­n hätten. Sie gehe daher nicht davon aus, dass sie nur nach den Schwangers­chaften zum Ausbruch gekommen sei. Möglicherw­eise wurde in der freichrist­lichen Kirche auch „einiges zugedeckt“. Die Krankheit „macht sie zukünftig mit hoher Wahrschein­lichkeit gefährlich. Davor sollte man andere und sie selbst schützen.“

Eine Einschätzu­ng, der die Geschworen­en am Dienstag einstimmig folgten. (APA)

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[ Groder/Expa/PD]

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