Europa wird bis 2050 klimaneutral
Die EU führt weltweit im nachhaltigen Finanzwesen zur Bekämpfung des Klimawandels.
In diesem Jahr haben sich Millionen junger Menschen weltweit der Klimaschutzbewegung angeschlossen. Auch wenn die EU fest entschlossen ist, ihre Klimaziele zu erreichen, moniert die jüngere Generation zu Recht, dass wir hinterherhinken. Wir sind nun einen Schritt weiter gegangen. Geht es nach dem Vorschlag der Europäischen Kommission wird Europa bis 2050 als erste große Volkswirtschaft der Welt klimaneutral sein.
Das ist zwar leicht gesagt, doch sollte man die Auswirkungen und die Größenordnung eines solchen Vorhabens nicht unterschätzen. Damit die Emissionen zurückgehen, muss überall kräftig investiert werden. Wir sollten die Entwicklung von CO2armen oder -freien Technologien vorantreiben – Elektromobilität, Solar- und Windenergie sind nur einige Beispiele. Die Steigerung der Energieeffizienz im Wohnungssektor ist ein weiteres Beispiel. Gebäude sind der größte Energieverbraucher in der EU. Rund 35 % des Bestands sind älter als 50 Jahre und fast 75 % nicht energieeffizient.
Die Industrie in der EU muss bereits jetzt verbindliche Umweltziele erfüllen und entsprechende Vorgaben in puncto Emissionsgrenzwerte für Fahrzeuge, Anteil an erneuerbaren Energien und Energieeffizienz einhalten. Dafür sind enorme Investitionen erforderlich, die aber noch immer nicht ausreichen werden, damit Europa die Ziele des Pariser Klimaschutzübereinkommens erreicht und klimaneutral wird. Wir müssen in den nächsten Jahrzehnten jährlich 175 bis 290 Milliarden Euro zusätzlich investieren.
Dazu wird die EU mindestens 25 % der Ausgaben, die in der ab 2021 geltenden Haushaltsplanung für die kommenden sieben Jahre veranschlagt sind, für den Klimaschutz aufwenden müssen. Das wird immer noch nicht genug sein: Wir müssen den privaten Sektor dafür gewinnen, Kapital für Wirtschaftstätig
keiten zu mobilisieren, die den Klimawandel, unter anderem mit grenzüberschreitenden grünen Investitionen, eindämmen.
In der EU wollen wir Banken, Vermögensverwalter, institutionelle Anleger, Unternehmen und Kapitalmärkte dafür gewinnen, verstärkt auf ein nachhaltiges Finanzwesen zu setzen. (. . .) Für viele Menschen ist es nicht mehr akzeptabel, in Unternehmen zu investieren, die die Umwelt verschmutzen oder ihre Arbeitnehmer nicht gerecht entlohnen. Aber wie können Sie sichergehen, dass das Sparkonto Ihres Kindes etwas Gutes für den Planeten bewirkt? Zunächst müssen wir definieren, was unter grün zu verstehen ist. Wenn wir EU-weit eine Sprache für das nachhaltige Finanzwesen entwickeln, werden Verbraucher und Investoren die Tätigkeiten leichter erkennen können, die ökologisch nachhaltig sind.
Unser Vorschlag für ein EU-Klassifikationssystem (auch Taxonomie genannt) ist ein entscheidender Schritt, der grüne Projekte für Investoren attraktiver machen wird. Es muss uns gelingen, bis Ende Oktober eine politische Einigung zwischen den EU-Ländern zu erzielen.
Die EU hat kürzlich zwei Rechtsvorschriften verabschiedet, die Anreize für Investitionen in grüne Finanzprodukte bieten sollen. Dank strengerer Regeln für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsfaktoren für Endanleger wird es einfacher, bei Investitionen in ein Finanzprodukt Entscheidungen zu treffen. Im Rahmen unserer Strategie für ein nachhaltiges Finanzwesen soll ein EU-Standard für grüne Anleihen eingeführt, das Berichtswesen in Klimaschutzfragen transparenter gestaltet und das EU Umweltzeichen auch für Finanzprodukte vergeben werden.