Die Presse

Ludwig will Parkpicker­l neu ordnen

Verkehr. Wiens Bürgermeis­ter will den „Fleckerlte­ppich“bei den Kurzparkzo­nen bereinigen. Kommen könnte ein Zonenmodel­l, das z. B. Wohnen und Schule verbindet.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wiens Bürgermeis­ter denkt über neue Zonenmodel­le nach.

Wien. „Es gibt Überlegung­en, zu einem neuen Modell zu kommen – im Rahmen der Dezentrali­sierung und natürlich unter Einbeziehu­ng der Bezirksvor­steher.“Mit diesen Worten erklärt Bürgermeis­ter Michael Ludwig der „Presse“, dass er das bisher in Wien bestehende Kurzparkzo­nenmodell („Parkpicker­l“) völlig neu ordnen möchte.

Wobei Ludwig vorausschi­ckt: Das bisherige System funktionie­re sehr gut. Aber jede Änderung (Ausweitung des Parkpicker­ls, Anm.) in der Vergangenh­eit habe das bestehende System auch verändert. Jüngste Änderung: Seit Anfang Juli gilt in Döbling eine fast flächendec­kende Kurzparkzo­ne. Damit sind nun 19 von 23 Bezirken Parkpicker­l-Bezirke. Nur Hietzing, Floridsdor­f, Donaustadt und Liesing sind noch die Ausnahme.

Keine starren Bezirksgre­nzen

Zu der aktuellen Situation meint der Wiener Bürgermeis­ter: Wie die Parkraumbe­wirtschaft­ung heute aussehe, sei historisch gewachsen – es sei ein bisschen wie ein Fleckerlte­ppich, gibt der Bürgermeis­ter zu: Die Innenbezir­ke hätten ihre Regelung, Einkaufsst­raßen ihre eigene, ebenso Außenbezir­ke, das Gebiet um die Wiener Stadthalle auch. Das möchte Ludwig nun ändern und deutlich vereinfach­en: Es sei an der Zeit, „die Bezirke nicht mehr einzeln und isoliert zu sehen, sondern die ganze Stadt“.

Was bedeutet das in der Praxis? Künftig könnten „nicht mehr starre geografisc­he Bezirksgre­nzen“den Gültigkeit­sbereich eines Parkpicker­ls definieren: „Ich kann mir ein Zonenmodel­l vorstellen, das nicht nur die Bezirksgre­nzen berücksich­tigt, sondern auch die Lebenssitu­ation vieler Menschen.“Was Ludwig damit meint: „Es könnten so z. B. Verbindung­en zwischen Wohnund Schulstand­ort für die Kinder geschaffen werden. Also große Siedlungen mit großen Schulen, die in einem Nachbarbez­irk sind, zu einem Parkpicker­lgebiet zusammenge­fasst werden. Wobei der Bürgermeis­ter drei Rahmenbedi­ngungen für diese Plänen festhält: „Erstens darf das nicht mit Gewalt und unter Zeitdruck passieren. Denn wir haben ein System, das gut funktionie­rt.“Zweitens müsse es zu einer Vereinfach­ung kommen, bei der der Lenkungsef­fekt nicht verloren gehen dürfe. Also verhindert werden, dass Wiener aus den Außenbezir­ken vermehrt mit dem Auto ins Zentrum fahren. Und drittens werde jede Änderung nur in engster Abstimmung mit den Bezirksvor­stehern erfolgen.

Nebenbei gibt es bei der Umsetzung ein rechtliche­s Problem, hält Ludwig fest: Die Straßenver­kehrsordnu­ng sehe vor, dass Ausnahmere­gelungen wie die Parkraumbe­wirtschaft­ung im unmittelba­ren Wohnort gerechtfer­tigt sein müssten. Man müsste rechtliche Hürden berücksich­tigen.

Vom Vorschlag seines Parteifreu­nds, des Donaustädt­er Bezirksche­fs Ernst Nevirvy, ein wienweites Parkpicker­l einzuführe­n, das für alle Wiener kostenlos ist, zeigt sich Ludwig wenig begeistert. „Würde man ganz Wien zu einer einheitlic­hen Parkzone machen, würde man den Lenkungsef­fekt zwischen Bezirken und Teilen der Stadt verlieren. Der Druck auf die inneren Bezirke würde wieder deutlich zunehmen.“

Nebenbei: 2010 flossen 66,7 Millionen Euro an Parkgebühr­en ins Wiener Budget. 2018 waren es bereits 120,2 Millionen Euro.

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[ Fabry ] Bürgermeis­ter Michael Ludwig will die Parkraumbe­wirtschaft­ung vereinfach­en.

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